Im Gegensatz zur bekannten Depression ist die hochfunktionale Depression im Alltag für die Mitmenschen kaum sichtbar. Denn die Betroffenen können wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen und bewältigen auch ihren Haushalt. Demzufolge ist die hochfunktionale Depression nicht leicht zu diagnostizieren. Sie unterscheidet sich in ihrer Art und Dauer merklich von einer „typischen“ Depression.
Die hochfunktionale Depression ist aus psychologischer Sicht eine atypische Depression, aber ebenso behandlungswürdig wie die uns geläufige Form der Depression. Noch allerdings gilt sie nicht als klassifizierte Krankheit, es gibt also keine eindeutige Diagnose.
Hochfunktionale Depression? Anzeichen, Eigenschaften, Merkmale
Die Erkrankung sich mit Antriebslosigkeit, anhaltenden Stimmungstiefs und dem Verlust von Freude. Zu den typischen Symptomen gehören
außerdem untypische Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die Merkmale gehen oft mit geschwächtem Selbstvertrauen, aber verstärkter Selbstkritik einher. Viele Betroffene haben ein sehr hohes Schlafbedürfnis, nicht selten auch starken Appetit. Sie sind sehr empfindsam und tun sich schwer mit Kritik.
Abhängig von der Symptomintensität wird die hochfunktionale Depression in unterschiedliche Schweregrade eingeordnet. Die Betroffenen wirken am Arbeitsplatz und im Alltag kaum eingeschränkt, doch diese Funktionsfähigkeit ist nur äußerer Schein. Sie gehen ihren Verpflichtungen oft sogar erfolgreich nach und ihr Verhalten unterscheidet sich kaum von dem ihrer Mitmenschen. Doch im Inneren können sich wahre Dramen abspielen. Die fühlen sich schwach, ausgelaugt und kaum leistungsfähig.
Sie werden von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt. Die Bezeichnung hochfunktionale Depression bezieht sich auf das scheinbare Funktionieren – das herausstechende Merkmal, das ein Erkennen der Krankheit sehr erschwert. Dauern die Beschwerden mindestens 24 Monate an, sind die Symptome aber so schwach, dass man nicht von einer der depressiven Episode sprechen kann, handelt es sich um eine Dysthymia. Bei dieser Erscheinungsform gibt es zwar Zeiten, in denen die Betroffenen in entspannter, positiver Stimmung sind, die halten aber nicht länger als 2-3 Wochen an.
Was das Heimtückische an einer hochfunktionalen Depression?
Da Betroffene so gut „funktionieren“, wirken sie auf ihre Umwelt ganz unauffällig. Niemand würde vermuten, dass sie unter einer Vielzahl an verdeckten Symptomen leiden. Wenn sie sich jemandem anvertrauen und über ihre Schwierigkeiten sprechen möchten, werden diese schnell als unbedeutend, manchmal sogar als gar nicht vorhanden abgewertet. Ihre Umgebung unterstellt ihnen gerne Hypochondrie. So vergrößern sich bei den Betroffenen Zweifel an der eigenen Wahrnehmung und an ihrer Person.
Sie fürchten, gar nicht krank zu sein und leben in einer Art Schwebezustand. Weiterhin erledigen sie ihre Aufgaben so gewissenhaft wie möglich, während ihre Hoffnung auf Heilung schwindet. So versuchen sie erst gar nicht, sich einem Facharzt anzuvertrauen. Das wiederum erschwert den Gang zum Psychotherapeuten und verlängert das Leiden unnötig. Mit der Zeit verfestigt sich die hochfunktionale Depression – mit real schlechteren Heilungschancen.
Wichtige Aufgabe: Das Bewusstsein in der Gesellschaft schärfen
Die Umwelt von hochfunktional depressiven Menschen muss für das Krankheitsbild sensibilisiert werden. Sie müssen anerkennen, dass auch dann, wenn Menschen im Alltag sehr gut funktionieren, eine depressive Erkrankung vorliegen kann. Wenn weder Kollegen noch Freunde oder Familie die Depressionen ernst nehmen, als Bagatelle abtun oder gar nicht erst erkennen, fühlen sich die Erkrankten umso mehr ausgeliefert und verunsichert.
Egal ob Depressionen mit dauerhaft milden Symptomen oder „klassische“ Depressionen – die Krankheit muss ernst genommen werden und lässt sich mit heutigen Methoden sehr gut behandeln und heilen. Je früher, desto besser.