Was sind Karriereverweigerer? Gründe, Erklärung, Bedeutung, Definition

Was sind Karriereverweigerer, Gründe, Erklärung, Bedeutung, Definition


Man sieht es immer häufiger, dass Menschen absichtlich ihren beruflichen Erfolg verweigern. Bevorzugt werden lieber kleinere Aushilfsjobs anstatt der großen Karriere. Hintergrund dabei ist, dass die meisten Menschen ihr Leben gerne sinnvoller gestalten würden, anstatt um Prestige und höher dotierte Posten zu kämpfen.

Insbesondere bei der Generation Y und Z ist dieses Phänomen zu beobachten. Sie wollen anders arbeiten. Beobachtet man den Bewerbermarkt könnte man fast meinen, dass der Trend von der „Work-Life-Balance“ zur „Life-Work-Balance“ geht. Böse Zungen nennen es sogar schon „Life-Life-Balance“. Ist das nun der Anfang vom Ende der Arbeit oder bringt dies einen Neuanfang mit sich?

Gerade die jüngeren Generationen möchten lieber weniger, beispielsweise nur 30 Stunden statt 40 Stunden in der Woche arbeiten. Das Gehalt soll dabei jedoch gleich bleiben. Einige Absolventen von klassischen Ingenieursberufen erwarten als Einstiegsgehalt sogar pro Jahr teilweise 50.000 bis 60.000 Euro. Manchmal auch etwas darüber – je nach Branche. Die meisten Firmen sehen dies als völligen Realitätsverlust an und sind nicht bereit, dies zu bezahlen.

Gründe für Karriereverweigerung

Die etwas „ältere“ Generation (Y) von Erwerbstätigen sind die 1980 bis 1994 Geborenen. Sie legen mehr Wert auf Freizeit, wie einige Wissenschaftler herausgefunden haben. Die darauffolgende Generation (Z) möchte lieber mit Unternehmen zusammenarbeiten, die ihre eigenen Werte vertreten und auch etwas im Weltgeschehen bewirken.

Durch diese Tatsache bleiben immer mehr Positionen unbesetzt, weil die Bewerber einfach für einen „normalen“ Job nicht mehr zu begeistern sind. Je mehr Engagement oder Einsatz in einem Betrieb gefordert wird, umso mehr Absagen gibt es. Ältere Arbeitnehmer haben hier noch ganz andere Einstellungen als die Jüngeren. Ein gesunder Mittelweg könnte man dadurch erlangen, wenn es auch Teilzeitmodelle für Führungspositionen gäbe.

Es gibt auch einige Über-50-Jährige, die mit ihrer Karriere noch einmal so richtig durchstarten möchten, nachdem die Kinder aus dem Haus sind. Andere wiederum suchen nach Alternativen, möchten aber meistens die Arbeitszeit verringern. Hierfür wird dann auch weniger Gehalt in Kauf genommen. Welches Modell man auch bevorzugt, in jedem Fall sollten die Aufgaben stimmen.

Arbeit als Lifestyle?

Eines steht fest: Genau, wie die Eltern der Generation Y, suchen auch die Jüngeren nach Herausforderungen; nur nicht mehr unbedingt im Berufsleben in Form von Führungspositionen. Die neuen Führungskräfte möchten weniger Vorkämpfer oder Befehlshaber sein; vielmehr wollen sie als Vorbild und Wertekämpfer fungieren. Etablierte Unternehmen, die also die Generation Y für sich gewinnen möchten, sollten zu einem ernsthaften Diskurs bereit sein und auch die eigenen Werte überdenken und hinterfragen wollen.

Zum modernen Führungsstil gehört es nicht mehr, harte Zielvorgaben auf jedes einzelne Teammitglied herunterzubrechen. Vielmehr sollten die Interessen und Stärken der einzelnen Führungskräfte herausgefunden werden und diese dementsprechend eingesetzt werden. Unternehmen müssen dazu wesentlich mehr Projekte und Arbeiten anbieten, welche optimal zur Motivation des Managers passt.

Führende Unternehmen müssen lernen, flexibler zu agieren. Um ihre Topleute halten zu können, sollten sie auf flexible Arbeitszeitmodelle oder Sabbaticals setzen. Möglich wäre auch eine etwas ausgedehntere Mittagspause, um mit der Familie gemeinsam zu essen. Um 16:00 Uhr Feierabend machen, damit man mit den Kindern noch den Abend genießen und sie anschließend ins Bett bringen kann. Dringliche Arbeit kann schließlich auch noch später am Abend vom Homeoffice aus erledigt werden. Machbar ist einiges. Selbst, wer einmal kurz das Meeting unterbrechen muss, um sein Kind aus dem Kindergarten zu holen, erntet garantiert volles Verständnis von seinen Kollegen.

Diese Flexibilität bietet letztlich auch einen Mehrwert für das Unternehmen. Natürlich bedeutet eine gute Work-Life-Balance auf den ersten Blick erst einmal auch finanzielle Abstriche für das Unternehmen. Auf lange Sicht gesehen profitieren die Unternehmen aber von ihren „neuen“ Führungskräften. Grund hierfür ist, dass sie effektiver und engagierter bei der Arbeit sind. Sie sind loyaler und schaffen dadurch eine Arbeitskultur, in der jeder wieder Freude an der Arbeit hat.

Sind Karriereverweigerer faul?

Klar ist, dass die wenigsten Karriereverweigerer nur die Füße hochlegen und sich mit ihrem liebsten Hobby auseinandersetzen wollen. Meistens handelt es sich bei Karriereverweigerern um die Talentiertesten unter uns. Oft sind sie zu harter Arbeit bereit, jedoch nicht in den vorgegebenen Strukturen. Dies kann auch schnell die falschen Leute anziehen, da Macht und Führung als dröge und peinlich gelten.

In einer Umfrage wurden 900 zukünftige Führungskräfte befragt, weshalb sie einen beruflichen Aufstieg scheuen. Die Antworten waren klar und meist übereinstimmend. Am häufigsten wurde die geringe Lust auf Personalverantwortung, Administration und interne Ränkespiele genannt. Dicht gefolgt wurden diese Aussagen von der Sorge um den Verlust professioneller Identität und einer besseren Work-Life-Balance.

Karriere als Norm?

Der Ausdruck „Karriereverweigerung“ deutet daraufhin, dass es wohl „normal“ ist Karriere zu machen bzw. machen zu wollen. Wer das nicht will, scheint sich zu verweigern.

Aber was wäre, wenn wir das ganze mal umdrehen: Es gibt Freizeitverweigerer und Menschen, die gerne Freizeit haben. Oder: Es gibt Work-Life-Balance-Verweigerer und Menschen, die es wichtig ist, Familie und Freunde zu treffen, sowie Hobbys nachzugehen.

Doch die Realität ist, dass die meisten Menschen keine Karriere machen. Eine Karriere bedeutet, dass man sehr viel arbeitet und dann aufsteigt. Man kriegt bessere Jobs, mehr Status und mehr Gehalt. Aber je höher man auf der Karriereleiter steigt, umso weniger Platz ist links und rechts. Also selbst, wenn alle eine Karriere sich wünschen würde, es wäre gar nicht möglich. Eine Firma kann eben nur eine begrenzte Anzahl an Managern haben.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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