Was ist Antiwork? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Antiwork, Bedeutung, Definition, Erklärung


„Antiwork“ ist eine Bewegung und populäre Online-Community auf Reddit in der sich Menschen über ihre Jobs, die schlechte Behandlung, Ausbeutung und eine schlechte Arbeitskultur austauschen, sowie Forderung nach sinnvollen Anstellungen und sinnvoller Arbeit stellen.

Antiwork stammt aus der englischsprachigen Welt und bezieht sich zunächst auf eine ablehnende Haltung gegenüber der Arbeit. Hier werden vor allem die ethischen Gegebenheiten kritisiert und ein klares Umdenken gefordert. Der Mensch und nicht der Profit soll beim sogenannten Antiwork im Vordergrund stehen.

Was ist Antiwork? Bedeutung, Definition, Erklärung

In der Reddit-Community „Antiwork“ treffen sich Menschen, die sich nach sinnvoller Arbeit und Wertschätzung sehnen. Sie wollen nicht ausgenutzt, überwacht oder schlecht behandelt werden.

Wer glaubt, dass sich bei „Antiwork“ Arbeitsverweigerer, Müßiggänger, Faulpelze und Menschen, die keine Lust auf Arbeit haben, treffen, irrt größtenteils. Nur ein kleiner Teil will faulenzen. Die Mehrheit wünscht sich, dass ihr Arbeitslohn nicht nur für das Überleben, sondern auch für das Leben reicht. Sie wünschen sich Wertschätzung und eine besser Arbeitskultur. Sie wünschen sich mehr Freizeit, Zeit für die Familie und Quality Time.

Antiwork ist eine Art der inneren Einstellung, die mit einer Ablehnung der klassischen Erwerbsarbeit im Einklang steht. Man möchte, wenn überhaupt, nur einer Arbeit nachgehen, um sich selbst verwirklichen zu können. Dabei soll jedoch nicht die Motivation eines persönlichen Gewinns im Vordergrund stehen. Viel eher würde eine solche Person von der Hand in den Mund leben, um mehr individuelle Freiheiten ausleben zu können.

Menschen, die sich mit dem Gedanken von Antiwork eng verbunden fühlen plädieren nicht selten auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Gründe hierfür liegen praktisch auch auf der Hand, denn der Broterwerb soll gesichert sein und dabei allerdings nicht in erster Linie das Produkt einer täglichen oftmals sehr anstrengenden Arbeit sein.

Antiwork: Ziel und Schwerpunkt

Antiwork hat das Ziel, dass man nicht für die Arbeit lebt, sondern dass man arbeitet, um zu leben. Es geht also darum, dass die Arbeit nicht an erster Stelle im Leben stehen soll, sondern an zweiter oder dritter Stelle. Dafür können die Familie, Freizeit oder Hobbys an erster Stelle gestellt werden.

Auch wenn „Antiwork“ das explizite Ziel hat „unemployment for all, not just the rich!“ (dt. „Arbeitslosigkeit für alle, nicht nur die Reichen“), so sprechen die Beiträge im Subreddit r/Antiwork eine andere Sprache. Sie thematisieren schlechte Arbeitsumgebungen, übergriffige Chefs und schlechte Bezahlung. Daher hat Antiwork das Ziel, dass über die heutige Arbeitskultur geredet wird und Probleme angesprochen werden.

Die Bewegung „Antiwork“ hat als Schwerpunkt die Schieflage zwischen den Interessen der Arbeiter und Angestellten und den Interessen der Manager, Unternehmer und Aktionären. Laut Antiwork herrscht hier eine Schieflage, wobei die Interessen der Manager, Unternehmer und Aktionäre höher gewichtet werden als die Interessen der Arbeiter und Angestellten. Dies führt dazu, dass Arbeiter und Angestellte schlecht behandelt werden, sich überarbeiten und schlecht bezahlt sind. Ihre Bedürfnisse werden missachtet.

Antiwork ist eine Gegenreaktion auf übergriffige, skupelose, toxische und tyrannische Chefs und Vorgesetzte.

Antiwork ist auch eine Gegenreaktion auf die in vielen Jobs vorherrschende Perspektivlosigkeit. Es gibt nämlich Jobs, da kann man so hart arbeiten wie man will, man wird nicht mehr verdienen, aufsteigen, reich werden und es wird einem nicht besser gehen. Also, wozu anstrengen?

Spricht man von Antiwork bzw. von Personen, die sich selbst mit dem Begriff Antiwork in Verbindung bringen, geht es oft um einzelne Personen oder zumindest kleinere Gruppen von Personen, die jedoch nicht fest organisiert sind. Aus diesem Grund hat man als Teil einer mehr oder weniger losen Antiwork Organisation kaum Gestaltungsmacht, sondern fühlt sich einfach nur gedanklich mit ganz bestimmten Normen und Werten verbunden.

Anti-Work: Anti-Job oder Anti-Labor?

Anti-Work unterscheidet zwischen „Anti-Job“ und „Anti-Labor“. Anti-Work ist Anti-Job, aber hier sind sinnloses Jobs gemeint. Jobs, die automatisiert werden könnten und die monoton sind. Anti-Work ist nicht Anti-Labor. („Labor“ bedeutet auf deutsch „Arbeit“.) Jedoch gibt es sinnvolle und sinnlose Arbeit. Anti-Work wünscht sich einfach mehr sinnvolle Arbeit.

Inhalte von r/Antiwork

In der Reddit-Community r/Antiwork veröffentlichen die Teilnehmer Beiträge über die Situation der Arbeit in ihrem Land. (Meistens ist dies die USA, da viele r/Antiwork-Teilnehmer aus den USA kommen.)

Diese Beiträge beinhalten Themen wie:

  • Arbeitsumgebungen in denen Mitarbeitern verboten wird über ihr Gehalt zu sprechen
  • Die Situation, dass immer mehr Rentner arbeiten müssen
  • Schlechte und/oder überzogene Behandlung durch den Vorgesetzten
  • Schlechte Jobperspektive
  • Sinnlose Jobs
  • Übergriffige Chefs
  • Überwachung
  • zu wenig Freizeit / Überarbeitung

Great Resignation / Great Quit und Antiwork

Im Zuge der Kündigungswelle in den USA im Herbst 2021 ist die Reddit-Community „Antiwork“ sehr populär geworden. (Diese Kündigungswelle wird „Great Resignation“ genannt.) Im Oktober 2021 war „Antiwork“ die am schnellsten wachsende Community auf Reddit.

In der Reddit-Community r/Antiwork veröffentlichten Teilnehmer wiederholt Beiträge wie sie sich gegen überzogene Forderungen ihrer Vorgesetzten wehrten und für sich einstanden. Viele Gespräche endeten damit, dass gekündig wurde. Die Teilnehmer veröffentlichten die Beiträge ihrer Text-Kommunikationen mit ihrem Vorgesetzten in dem Subreddit.

Die Veröffentlichung dieser Geschichten ist nicht nur Augenöffnend, sondern auch schockierend. Denn es gibt Chefs und Vorgesetzte, die keinerlei Grenzen kennen, skrupelos sind und ihr Angestellten wie Sklaven behandeln. (Daher wird hier auch teils von „Lohnsklaven“ gesprochen.)

Antiwork: Keine Gewerkschaften

Anders als die zahlreichen Gewerkschaften, die durchaus einen sehr großen Einfluss auf den Arbeitsprozess nehmen können, kämpft man im Bereich Antiwork mehr oder weniger auf einem verlorenen Posten. Die Ursache sollte jedem einleuchten, denn nur an Antiwork zu denken und dabei keine wirklichen Handlungen zu tätigen und auch keine wirklichen Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, darf als wenig erfolgreich angenommen werden.

In der Realität zeigt sich immer häufiger auch, dass sich Menschen, die einem derartigen Gedankengut verfallen sind sehr oft selbst auch als ein armes Opfer betrachten. Man fühlt sich ausgenutzt und ständig in der Position des Schwächeren.

Natürlich ist man als Arbeitnehmer zunächst seinem Arbeitgeber unterlegen und muss sich den jeweiligen Weisungen fügen. Sich deswegen jedoch immer nur als benachteiligtes Opfer zu fühlen, darf durchaus als überaus kritisch betrachtet werden.

Gewerkschaften sind fest organisiert und versuchen mit den Arbeitgebern Kompromisse zu finden, die dazu führen, dass sich beide Seiten gerecht behandelt fühlen. Genau an diesem Punkt liegt jedoch das Problem bei Antiwork. Es geht hier leider nicht um Kompromisse, sondern viel mehr darum sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und viele Dinge einfach abzulehnen.

Antiwork und Anarchismus

Vollständig unorganisiert ist der Bereich Antiwork jedoch nicht. Besonders in anarchistischen Kreisen findet dieses Gedankengut einen besonders hohen Zuspruch. Ein sehr berühmter Vertreter, der das Prinzip Antiwork befürwortet ist der Postanarchsit Bob Black, dieser appellierte 1985 an sämtliche auf der Welt lebenden Proletarier sich nicht der Erwerbsarbeit zu unterwerfen und viel lieber zu entspannen.

Black kritisierte in diesem Zusammenhang auch immer häufiger eine Gesellschaft, die sich nach seiner Meinung immer stärker auf den Konsum ausrichte. Die eigentliche Arbeit, die Menschen Erfüllung und Zufriedenheit geben soll, spielt dabei seiner Ansicht keine wesentliche Rolle mehr.

Black stellte in diesem Zusammenhang auch immer wieder teils abstruse Forderungen und Vergleiche auf. So forderte er Arbeitsplätze in regelrechte Spielplätze umzugestalten, die frei von Fremdbestimmung sein sollten. Außerdem verglich er auch Gefängnisse mit modernen Arbeitsplätzen. Black ging es vor allem auch darum vom Leistungsgedanken abzuweichen, da dieser seiner Meinung nach in einer Diktatur münden könnte. Black gelang es vor allem um 1985 in der anarchistischen Szene eine Reihe von Befürwortern und Anhängern zu gewinnen. Außerhalb dieser Szene kamen seine Ideen jedoch kaum zur Geltung und verpufften somit schnell.

Antiwork: Kritik

Antiwork ist durchaus sehr kritisch zu betrachten. Grundsätzlich positiv hervorzuheben ist hier die Rolle des Arbeiters und des Arbeitnehmers, der durch diesen Leitgedanken im besonderen Maße aufgewertet werden soll.

Die völlige Abkehr vom Leistungsgedanken dürfte in einer funktionierenden Gesellschaft jedoch durchaus zu erheblichen Problemen führen. Antiwork könnte zu einer verstärkten Verantwortungslosigkeit und außerdem auch zu Engpässen führen. Möchte niemand mehr effektiv arbeiten, würde dies auch bedeuten, dass es keine Krankenschwester und auch keinen Arzt mehr gäbe. Antiwork birgt somit auch große Gefahren. Was auf den ersten Blick als fair und sozial gerecht wirkt, kann sich in der Realität als sehr großes Desaster entpuppen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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