Was ist „strategische Inkompetenz“? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was ist strategische Inkompetenz, Erklärung, Bedeutung, Definition


Vereinfacht gesagt ist strategische Inkompetenz ein Verhalten, bei dem sich ein Mensch dümmer stellt als er eigentlich ist, um die Erledigung einer Aufgabe zu vermeiden.

Wer die Taktik anwendet, möchte andere Menschen dazu bringen, die an ihn gestellten Aufgaben selbst zu erledigen. In allen Beziehungen, ob privat oder geschäftlich, werden Aufgaben nach Stärken und Schwächen verteilt. Bei strategischer Inkompetenz geht es jedoch nicht um sinnvolle Aufgabenverteilung, sondern um das Ausnutzen einer anderen Person. Das toxische Verhalten erzeugt beim Gegenüber Enttäuschung, Unmut, Abneigung und häufig Resignation. Die Beziehung gerät in ein massives Ungleichgewicht, wird nachhaltig und oft irreparabel schädigt.

Strategische Inkompetenz ist eine starke Form der Manipulation

Wer die Strategie der strategischen Inkompetenz anwendet, sorgt dafür, dass sein Umfeld im Laufe der Zeit immer mehr Toleranz für sein Verhalten entwickelt. Er steuert das Erwartungsmanagement, indem er sein eigenes Verhalten indirekt angekündigt und gleich die Argumente mitliefert, sodass Kritik kaum möglich scheint. Die beteiligte Person traut sich gar nicht mehr, Kritik zu üben, sondern übernimmt die Aufgabe mit negativen Gefühlen.

Ein typischer Beispielsatz wäre: „Mach du das lieber, du bist viel geschickter darin. Ich habe zwei linke Hände“. Wer lange genug konsequent strategische Inkompetenz anwendet, wird irgendwann gar nicht wehr um Hilfe gebeten. Genau das ist sein unausgesprochenes Ziel. Derjenige, der den Job schließlich erledigt, trägt also in erheblichem Maß dazu bei, dass sich der Vermeider in seiner Rolle einrichtet.

Perfektionismus verstärkt das Verhalten

Perfektionismus, die getarnte Angst vor Zurückweisung, ist eine Eigenschaft, die strategische Inkompetenz oft erst möglich macht. Je perfektionistischer wir sind, desto eher neigen wir dazu, Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen, statt sie anderen zu überlassen. Wir sind der Überzeugung, dass wir sie besser erledigen können. Unvollkommenheit zu akzeptieren, ist ein schwieriger Lernprozess, aber nicht unmöglich.

Menschen, die erwarten, dass Aufgaben nach einem ganz bestimmten Schema erledigt werden müssen, sind besonders anfällig für strategische Inkompetenz von Partnern oder Kollegen. Sie „halsen“ sich selbst unnötig viele Aufgaben auf, weil sie davon überzeugt sind, dass der Partner die Aufgabe nicht wie gewünscht erledigen wird. Der Vermeider weiß natürlich, wie der Perfektionist reagiert und nutzt dessen Bereitwilligkeit zum Nachgeben aus. Der widmet sich zwar der Aufgabe, aber nur unwillig, sodass sich Unzufriedenheit und Enttäuschung breit machen.

Strategische Inkompetenz ist erlerntes Verhalten

Egal ob es um Mülltrennung zuhause oder das Aufräumen der Teeküche im Büro geht, das manipulative Verhalten, sich vor ungeliebten Aufgaben zu drücken, ist erlernt. Es kann also wieder verlernt werden. Insbesondere die geschlechtsspezifische ungleiche Aufgabenverteilung sollte in modernen Zeiten von besseren Mustern abgelöst werden, um die Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben.

Strategische Inkompetenz in der Familie

Auf die Familiendynamik wirkt sich gezielte Inkompetenz sehr negativ aus. Das Verhalten der Eltern zeigt Kindern, dass, obwohl zwei Elternteile anwesend sind, nur einer wirklich zuverlässig ist. Außerdem leben Eltern ihren Kindern vor, was sie zu tun haben, wenn sie sich vor unangenehmen Dingen drücken möchten. Damit sind sie ein schlechtes Vorbild und legen den Grundstein für künftige belastete Beziehungen ihrer Kinder.

So können sich Betroffene gegen strategische Inkompetenz wehren:

1. Sprechen Sie das Thema an. Kommunizieren Sie, wie Sie sich bei diesem Verhalten fühlen und machen Sie einen Vorschlag, wie Sie sich die veränderte Situation vorstellen.

2. Bleiben Sie objektiv und vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Dass die Situation entstanden ist, haben beide Partner zu verantworten.

3. Fertigen Sie eine Liste an, in der alle Aufgaben aufgezählt werden, die Sie und der Partner regelmäßig übernehmen. Jedes Detail sollte erwähnt werden. So ist das Ungleichgewicht schnell ersichtlich.

4. Im Anschluss gehen Sie gemeinsam die Liste durch und regeln die Zuständigkeiten neu. Jeder bekommt seine Aufgabenbereiche, für die er verantwortlich ist, ohne daran erinnert werden zu müssen.

Weitere Bedeutung für „strategische Inkompetenz“

Ein bekannter deutscher Spruch beschreibt die Idee der strategischen Inkompetenz sehr gut: „Einmal dumm gestellt, reicht für das ganze Leben.“

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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