Was ist Präkrastination? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Präkrastination, Bedeutung, Definition, Erklärung


Im Gegensatz zur Prokrastination beschreibt die Präkrastination das Phänomen, Aufgaben sofort zu erledigen. Es ist eine Art innerer Zwang, der gegebenenfalls mit einem hohen Stressempfinden einhergeht. Alternativ ist das vorschnelle Abarbeiten von To-dos als blinder Aktionismus geläufig.

Problem: Präkrastination – mehr als Produktivität

Die Prokrastination bezeichnet das ständige Aufschieben von Aufgaben. Oftmals sind Studenten mit solch einem Verhalten verknüpft. Allerdings trifft die Aufschieberitis ebenso andere Personengruppen aus diversen Berufsfeldern und Gesellschaftsschichten. Dabei ist die Kehrseite der Medaille, die Präkrastination, deutlich weniger geläufig. Denn die meisten Menschen verbinden mit dem zügigen Abarbeiten von Aufgaben vor allem einen motivierten Geist gepaart mit einer hohen Produktivität. Wer präkrastiniert, wird demnach eher als erfolgreich betrachtet. Das entspricht aber nicht zwangsläufig der Realität.

Eine To-do-Liste ist etlichen Menschen bekannt. Die Arbeitsaufgaben reihen sich Tag für Tag aneinander und die Aufstellung leert sich scheinbar nie. Ein Präkrastinierer nutzt solche Aufgabenlisten gegebenenfalls ebenso. Aber es drängt die Person, die erstbeste Angelegenheit in möglichst kurzer Zeit abzuwickeln. Dadurch leidet allerdings die Prioritätensetzung. Effektives und effizientes Arbeiten geht mit dem Setzen von Prioritäten einher. Wichtige und dringende To-dos sind zuerst anzugehen, ehe andere To-dos folgen. Bei der Präkrastination ist ebendies das Problem. Betroffene bewältigen die Aufgaben in wahlloser Reihenfolge – Hauptsache: fertig.

Zusätzlich birgt die Präkrastination das Risiko, eher mittelmäßige Ergebnisse zu erzielen. Wer sich kopfüber in eine Aufgabe stürzt, macht sich im Regelfall seltener Gedanken um das Resultat. Dadurch erfolgt das Abarbeiten tendenziell wenig gut durchdacht. Die Konsequenz: Flüchtigkeitsfehler.

Der Ursprung der Präkrastination

David Rosenbaum, ein US-amerikanischer Psychologe führte eine Studie unter Studierenden durch. In Pennsylvania sollten besagte Lernende einen Eimer tragen. Die Wegstrecke belief sich auf einen längeren Gang, wobei es galt, die Eimer unterwegs nicht abzustellen. Es kamen zwei Eimer für diesen Zweck zum Einsatz: Ein Eimer stand näher zum Zielpunkt, der andere näher zum Studierenden.

Die Aufgabe bestand darin, den Kübel möglichst unkompliziert zum Ziel zu tragen. Erstaunlicherweise verwendeten rund 80 Prozent der Teilnehmenden jenen Behälter, der ihnen am nächsten war. Das stand im Gegensatz zu der Annahme, den einfachen Weg zu nutzen. Hätten die Studierenden den einfachen Weg gewählt, hätten sie sich für den geringeren Kraftaufwand des näher am Ziel gelegenen Bottichs entschieden. Stattdessen wählten die meisten Teilnehmenden die größere physische Mühe, um den Kübel zu bewegen. Die Lernenden behielten die Vorgehensweise ebenfalls bei, als die Eimer befüllt und damit schwergewichtiger wurden. Es drängte die Studierenden, die Aufgabe frühzeitig anzugehen, um sie möglichst bald abhaken zu können.

Risiken und Ursachen der Präkrastination

Wer Aufgaben sofort erledigen will, belastet unter Umständen die eigene Gesundheit. Denn das prompte Abhaken von To-dos führt gegebenenfalls zum innerlichen Ausbrennen, dem sogenannten Burn-out. Es besteht ebenfalls das Risiko, Depressionen zu entwickeln.

Der Grund dafür liegt in der Tendenz, sich zu viele Angelegenheiten aufzuladen und zugleich Entscheidungen vorschnell zu treffen. Das geht zulasten der Logik und der kühlen »Kopfentscheidung«. Denn wer übereilt agiert, macht eher Fehler.

Als Gründe für dieses Verhalten kommen vorrangig drei Ursachen infrage. Während der Perfektionismus, also die Angst, Fehler zu machen oder sich Kritik preiszugeben, eher das Aufschieben zur Folge hat, gilt das bei der Präkrastination nicht.

Warum Menschen präkrastinieren: Gründe, Ursachen

Vorschnelles Erledigen unliebsamer Arbeitsaufgaben entsteht beispielsweise aus reiner Gewissenhaftigkeit heraus. Es ist jedoch ebenso evolutionär erklärbar. Wer pflichtbewusst arbeitet und zügig Aufgaben erledigt, zeigt vor allem, dass er oder sie der Verantwortung gerecht wird. Dahinter verbirgt sich gegebenenfalls eine Form der Versagensangst oder Angst vor Ablehnung.

Zugleich besteht ein evolutionärer Zusammenhang zum Präkrastinieren. Dabei geht es vor allem um die Chancen im Leben. Das zügige Abarbeiten von To-dos dient dem Zweck, keine Gelegenheiten zu verpassen. Wer die Aufgabe fertig hat, hat schließlich Ressourcen oder Kapazitäten frei für andere Dinge.

Außerdem entlastet dieses Vorgehen das Gehirn. Trotz einem vermehrten Aufwand bei der Bewältigung der Aufgaben hilft die vorschnelle Erledigung, den inneren Arbeitsspeicher zu leeren. Damit ist es möglich, die kognitiven Anstrengungen zum Erinnern der Aufgabenliste im Bewusstsein zu senken. Es herrscht eine gewisse Anspannung im Verstand vor, bis die Arbeit abgehakt ist. Das ist neben der Gewissenhaftigkeit und Evolution ein weiterer Grund, warum Menschen Aufgaben sofort erledigen.

Präkrastination vermeiden – Strategien gegen vorschnelles Abhaken

Wer feststellt, regelmäßig zu präkrastinieren, sucht womöglich nach Lösungswegen, um Arbeitsaufgaben entspannter zu bewältigen. Dazu hilft es, die To-dos zu entschlacken. Das heißt, die Prioritäten in den Fokus zu setzen. Was ist wichtig und eilt? Diese Arbeiten sind grundsätzlich zuerst zu erledigen. Gleichzeitig lohnt es sich, die Aufgaben in zeitlichen oder thematischen Blöcken zu organisieren.

Anstatt jede aufleuchtende E-Mail prompt einzeln abzurufen und auf die Art zuverlässig aus dem produktiven Arbeitsfluss gerissen zu werden, ist es sinnvoller, das E-Mail-Programm zu gewissen Zeiten zu öffnen. Dann können Betroffene die jeweiligen E-Mails in einem Durchgang bearbeiten. Daneben erscheint es hilfreich, die To-do-Liste zu vereinfachen. Wer eine geringere Anzahl an Aufgaben auf dem Zettel hat, präkrastiniert tendenziell weniger.

Zusammenfassung: Präkrastination statt Prokrastination?

Das Aufschieben ist inzwischen ein gängiges Phänomen in der Gesellschaft. Viele Menschen schieben wichtige Dinge auf die sprichwörtlich lange Bank. Dagegen ist das Präkrastinieren im alltäglichen Sprachgebrauch kaum geläufig – obwohl die Probleme und Auswirkungen durchaus vergleichbar sind.

Dr. Rosenbaum hat mit seiner Studie bedeutsame Erkenntnisse in diesem Verhaltensaspekt erlangt. Denn wer präkrastiniert, folgt einem inneren Drang, Aufgaben schnellstmöglich abzuarbeiten. Das sorgt für Druck und einer gesteigerten Anspannung. Dadurch steigt das Risiko, Depressionen oder ein Burn-out zu entwickeln. Mit gezielten Strategien lässt es sich dagegen deutlich entspannter arbeiten, wobei insbesondere die Prioritätensetzung beachtenswert ist.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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