Was ist Lookismus (Lookism)? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Lookismus, Lookism, Bedeutung, Definition, Erklärung


Lookismus, im angloamerikanischen Sprachraum Lookism, ist die Bewertung eines Menschen im beruflichen Kontext nach seinem Aussehen (look = Aussehen). Dabei sind zwei grundsätzliche Phänomene zu beobachten:

  • #1 Stereotypisierung nach dem Aussehen (wer gut aussieht, ist erfolgreich, aber auch umgekehrt, nämlich schöne Menschen strengen sich nicht an)
  • #2 Diskriminierung aufgrund des Aussehens

Wo ist Lookism anzutreffen?

Es gibt überall und schon immer Lookismus, doch thematisiert wird das Phänomen wird vorrangig in den USA oder Australien. In den USA und Australien gibt es sehr vereinzelt sogar Gesetze dagegen (siehe weiter unten). Dort wird häufiger die Definition zitiert, dass Lookism von der Annahme ausgehe, das Aussehen sei ein Indikator dafür, wie wertvoll eine Person sein könne. Zu diesem Zweck würden Verfechter dieser Position die gesellschaftliche Konstruktion von Attraktivitätsnormen heranziehen. Gleichzeitig würden sie Stereotype über Menschen, die solchen Normen entsprechen oder nicht entsprechen, verleugnen. Das würde bedeuten: Es gibt Verantwortliche zum Beispiel in Personalabteilungen, die besser aussehende Bewerber*innen zwar bewusst bevorzugen, wobei sie sich auf vermeintlich anerkannte Schönheitsideale stützen, dies aber nicht zugeben.

Worauf stützt sich Lookismus?

Es scheint Menschen mit gutem Aussehen zu geben, denen der Erfolg auf dem Arbeitsmarkt förmlich zufliegt. Gleichzeitig scheint unstrittig zu sein, dass manche Stellen etwa im Servicebereich gezielt mit attraktiven Personen besetzt werden.

Stewardessen beispielsweise scheinen durchweg gut auszusehen, ebenso Nachrichtensprecher*innen und in größeren Hotels auch Rezeptionist*innen. Der Tourismusbereich ist in dieser Hinsicht gut untersucht. Autoren mehrerer Studien gelangten zur Auffassung, es die Unternehmensstrategie gibt, die genannten Positionen gezielt mit attraktiven Mitarbeiter*innen zu besetzen. Diese vertreten das Unternehmen nach außen und vermitteln ein positives Image. Zudem steigt für die Kunden das Serviceerlebnis.

Neben dem Aussehen werden auch die Sprache von Bewerbern, ihre Körperhaltung, das gepflegte Erscheinungsbild und die Kleidung schon während des Einstellungsprozesses genau bewertet. Wichtig ist in diesem Kontext, dass für die genannten Berufe einschließlich der Arbeit von Nachrichtensprecher*innen keine besonders hohe Qualifikation erforderlich ist.

Wer jedoch einen Softwareingenieur einstellt, kann auf das Aussehen keine besonders große Rücksicht nehmen. Hier ist die fachliche Expertise entscheidend. Vor allem Akademikerinnen wissen das und spielen dementsprechend ihr gutes Aussehen oft herunter, weil sie dieses als Karrierenachteil empfinden.

Männliche Akademiker gehen nach einschlägigen Untersuchungen solchen Überlegungen deutlich seltener nach. Im akademischen Bereich ist teilweise sozusagen ein negativer Lookism verbreitet: Es wird vor allem attraktiven Frauen unterstellt, dass sie ihre Position eher ihrem Aussehen als ihrem Können verdanken. Dieses Vorurteil gibt es sogar gegenüber Männern. Es kann sich unter Umständen zum pauschalen Vorurteil auf den ersten Blick auswachsen, dass eine gutaussehende Person fachlich automatisch schlechter qualifiziert sein müsse, weil sie es in ihrem Leben von frühester Kindheit an niemals nötig hatte, sich sonderlich anzustrengen. Sie wurde auch so ausreichend geliebt und verhätschelt. Sehr erfahrene Manager*innen wissen wiederum, dass dies ein Vorurteil ist.

Es gibt durchaus sehr gutaussehende Menschen, die gleichzeitig sehr intelligent sind und sich außerdem sehr stark anstrengen – aus welchen Gründen auch immer. Diese können sagenhafte Karrieren hinlegen, was besonders bei Schauspielern und Politikern zu beobachten ist. Auch dies ist allerdings kein Selbstläufer. Dennoch belegen Studien zumindest, dass gutaussehende und vor allem große Männer bei vergleichbaren Leistungen etwas mehr verdienen können.

Bewertung von Lookism

In der Gesellschaft ist das Thema ein latenter Dauerbrenner, wird aber vom Gesetzgeber fast nirgendwo aufgegriffen, weil Lookismus juristisch nur schwer zu unterbinden ist. Eine Diskriminierung wegen der Hautfarbe, des Geschlechts oder eines Handicaps lässt sich viel leichter nachweisen. Dennoch gibt es Versuche, Lookism juristisch einzudämmen:

  • Im australische Bundesstaat Victoria verbietet der Equal Opportunity Act seit 1995 die Diskriminierung wegen des Aussehens.
  • Ähnliche Gesetze gibt es in den US-Städten Santa Cruz und Washington.

Es gibt weltweit Verfechter eines Lookismusverbots, die argumentieren, dass das Aussehen nichts mit der Leistung einer Person zu tun habe. In Deutschland herrscht schon länger die Empfehlung, in einem Bewerbungsanschreiben auf ein beigefügtes Bild zu verzichten, in den USA ist dies üblich. Zu Lookismusverboten kommt es dennoch höchst selten, wie die wenigen aufzufindenden Beispiele zeigen, weil Lookismus so schwer nachzuweisen ist. Es gibt noch weitere Gegenargumente. So ist unstrittig, dass Attraktivität sehr subjektiv empfunden wird. Also verweisen Gegner eines Lookismusverbots darauf, dass es in der Praxis schon schwer sein kann, das gesetzlich verankerte Diskriminierungsverbot von Rasse, Geschlecht und Behinderung durchzusetzen. Es ist einem Personalchef nur schwer nachzuweisen, dass diese Merkmale der Grund für die Ablehnung einer Bewerberin oder eines Bewerbers waren. Wenn es um das reine Aussehen geht, dürfte der Nachweis noch viel schwerer zu führen sein.

Schwierigkeiten durch die Attraktivitätsnorm

Lookismus ist deshalb so schwer zu unterbinden, weil Attraktivität so schwer zu definieren und normieren ist. Es gibt zwar das antike Schönheitsideal, dass sich sogar mit Maßen benennen lässt (bestimmte Relationen von Proportionen, Symmetrie etc.), doch in der Praxis bewerten wir Attraktivität individuell höchst unterschiedlich. Sie gilt daher als subjektiver Wert, der einem gesellschaftlichen und sozialen Wandel unterliegt. Attraktivitätsstereotype führen dazu, dass Menschen allgemein eine attraktive Person auf den ersten Blick und ohne Hintergrundwissen für erfolgreicher halten können. Sie schreiben ihr häufig auch mehr Kompetenz zu (allerdings nicht zwingend, weil es auch – siehe oben – die gegenteilige Auffassung gibt), jedoch glaubt die Allgemeinheit nicht, dass attraktive Menschen rechtschaffener sind oder altruistischer handeln.

Dass es eine objektive Attraktivität geben kann, zeigen Untersuchungen mit Säuglingen: Diese schenken attraktiven Gesichtern vielfach mehr Aufmerksamkeit. Erwachsene assoziieren attraktive Gesichter automatisch mit positiven Eigenschaften. Diese Effekte führen zum Versuch, Attraktivität zu normieren. Hierfür existiert das Fachgebiet der Attraktivitätsforschung.

Die Wissenschaftler erstellen experimentell attraktive Gesichter am Computer, indem sie Fotografien von echten Personen vermischen (sogenanntes Morphing), bis ein Durchschnittsgesicht entsteht. Diesen Versuch setzen sie fort, bis eine Mehrheit von Probanden bestimmte Durchschnittsgesichter als attraktiv beurteilt. Damit könnte eine Attraktivitätsnorm gefunden sein. Ob dies wirklich so ist oder ob einfach nur computergenerierte Bilder wegen der Reinheit der Darstellung (Wegretuschieren von Hautunreinheiten etc.) als attraktiv empfunden werden, ist gegenwärtig ein Diskussionsgegenstand dieses Fachgebiets. Die Forschung ist unter anderem für die Werbung wichtig, die nach attraktiven Models sucht und solche Bilder verwenden könnte, wenn sie einen möglichst großen Kundenkreis ansprechen will.

Fazit: Was ist Lookismus?

Lookismus existiert, ist aber praktisch nur sehr schwer zu unterbinden. Sinnvoller erscheint es, im sozialen Miteinander diesen Effekt einzukalkulieren.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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