Bereits seit etlichen Zeiten leisten sich viele Menschen auf der Welt einen Lebensstil, der – laut zahlreichen Wissenschaftlern – sowohl in Zukunft, als auch schon heutzutage eine Menge unangenehmer Folgen für unseren Planeten hat. Wenn beispielsweise am heutigen Tage Plastikmüll (in jedweder Form) im Ozean entsorgt wird, dann wird dieses Plastik noch mindestens 500 Jahre in den Meeren dieser Welt umherschwimmen. Der Klimawandel schreitet nach wie vor unaufhaltsam voran, sodass es (wenn wir so weitermachen) in Zukunft immer wärmer und wärmer werden wird, ohne dass wir etwas dagegen tun können. Auch der bis heute weltweit angehäufte Atommüll wird auch noch über Millionen von Jahren hinweg weiterhin radioaktive Strahlung freisetzen. Mit Schuld daran sind unter anderem die oft kurzsichtigen Entscheidungen, die bisher (unter anderem) in der Klimapolitik getroffen worden sind. Daher fordern nicht nur hierzulande immer mehr Aktivisten in diesem Bereich von der Politik mehr zukunftsgerechte Pläne und Ideen.
Was ist Longtermism (Longtermismus)? Bedeutung, Definition, Erklärung
Gleichzeitig ist allerdings schon seit längerem ein Team von jungen Professoren im Bereich Philosophie aus Oxford dabei, sich innerhalb einer Theorie einer neuen ethischen Ansicht zu widmen, die sich wiederum mit den Belangen künftiger Generationen befasst. Diese theoretischen Nachforschungen werden an unterschiedlichen Institutionen betrieben, wie beispielsweise am „Global Priorities Institute“ in Oxford. Der Name dieser Theorie lautet „Longtermism“, die sich hauptsächlich mit den Konsequenzen und Nachwirkungen unserer Lebensweise auf zukünftige Generationen beschäftigt. Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Theorie kam heraus, dass sich die Menschheit tatsächlich wenig Sorgen um den Klimawandel machen müsste, da in Zukunft wesentlich größere Gefahren drohen würden, wie beispielsweise intergalaktische Kriege, oder Roboterapokalypsen. Zumindest ist diese Annahme das Ergebnis von drei verschiedenen Dingen:
- Ein weitreichender Blick in zukünftige Zeiten.
- Utilitaristisches Denken.
- 10 Millionen Dollar vom SpaceX-Gründer Elon Musk.
Grundlagen des Longtermismus
Im 18. Jahrhundert entstand eine Bewegung, die vor allem moralphilosophischer Natur war – und zwar der sogenannte „Utilitarismus“, auf dem der Longtermismus fußt. Bei dieser Bewegung ging es unter anderem hauptsächlich darum, für das größte erreichbare Glück für so viele Menschen wie möglich zu sorgen. Der Begriff „Glück“ wird dabei zum einen als Freude, und zum anderen als nicht vorhandenes Leid definiert. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei der Grundsatz, dass es innerhalb dieser Ideologie nur um die Anzahl der Betroffenen geht, für die eine bestimmte Handlung positiv sein soll, und nicht um deren Identität. Dies macht den Utilitarismus zu einer rigoros unparteiischen Strömung, welche dadurch besonders dafür geeignet ist, auf die positiven und negativen Empfindungen der Menschen hinzuweisen, die innerhalb von moralischen Überlegungen grundsätzlich komplett missachtet worden sind. Aus diesem Grund forderte einst Jeremy Bentham zu einem frühen Zeitpunkt des 19. Jahrhunderts die vollständige Abschaffung des Kolonialismus und der Sklaverei, um gemäß dieser Strömung für so viele Menschen wie möglich für das größtmögliche Glück zu sorgen.
Befürchtete Risiken & Gefahren
„Jaan Tallinn“, einer der Skype-Gründer, ist ein überzeugter Befürworter und Förderer dieser Ideologie – zumal er auch die Sorge um mögliche Szenarien teilt, die von vielen Anhängern des Utilitarismus befürchtet werden, wie beispielsweise unkontrollierbare künstliche Intelligenz, oder intergalaktische Kriege. Zumindest waren es unter anderem die Risiken solcher Ereignisse, die von Tallinn während Befragung durch CNBC gegen Ende des Jahres 2020 genannt worden sind. Angeblich handele es sich bei diesen möglichen Ereignissen (laut Tallinn) um existentielle Risiken für die Menschheit – ganz im Gegensatz zum Klimawandel. Laut dem Multimillionär sei dieser nämlich kein existenzielles Risiko, solange sich durch den Klimawandel kein völlig außer Kontrolle geratenes Worst-Case-Szenario entwickeln würde. Und ein solches Szenario gilt nach wie vor als recht unwahrscheinlich. Was jedoch andere globale Katastrophen angeht, so werden diese von Anhängern des Longtermismus als wesentlich wahrscheinlicher angesehen, als fatalere Folgen durch den Klimawandel. Zumindest so lange, bis die Menschheit endlich in vielen Punkten ihr Verhalten und ihre Lebensweise grundlegend ändert.
Longtermism: Einfluss des Altruismus
Im Jahre 1972 erschien ein Aufsatz des australischen Utilitaristen „Peter Singer“. Und in diesem Aufsatz, mit dem Namen „Hunger, Wohlstand und Moral“ argumentierte er, dass Menschen in reichen Industriestaaten eine moralische Verpflichtung gegenüber ärmeren Nationen (wie zum Beispiel gegenüber vielen Ländern in Afrika) haben, einen erheblichen Teil ihres Einkommens an diese Länder zu spenden. Tatsächlich folgten damals nicht gerade wenige Leute diesem Aufruf Singers, was dazu führte, dass sich aus dem Utilitarismus Anfang der 2010er Jahre der „Effektive Altruismus“ entwickelt hat. Dabei handelte (bzw. handelt) es sich um eine sozial ausgerichtete Ideologie, bei denen ihre Anhänger mindestens ein Zehntel ihres kompletten Einkommens für einen guten Zweck spenden.
Beim Longtermism handelt es sich demzufolge also um eine andere Art des effektiven Altruismus. Die selbstlosen Forderungen, die diesen Altruismus zum Großteil ausmachen, sind beim Longtermismus deutlich weniger laut. Zwar geht es dabei nach wie vor auch um den Wunsch, so viel Gutes wie möglich tun zu können – allerdings spielt dabei das Leid der zurzeit lebenden Menschen eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen wird ähnlich argumentiert, wie es bereits die Vordenker dieser Philosophie getan haben: Der tatsächliche Wert einer Aktion bemisst sich größtenteils an die dadurch entstehenden Konsequenzen, die zukünftige Generationen tragen müssen. Beim Longtermism liegt also eher die Zukunft im Fokus, anstatt der Gegenwart, so wie es beim effektiven Altruismus der Fall ist.
Hey!
Ein guter Erklärungsversuch, allerdings fehlt ein wichtiger Teil:
Wir als heute lebende Menschen tragen Verantwortung für die vielen tausend Generationen in der Zukunft. Denn wir sind es, die z.B. durch Klimakrise, Atomkrieg, Pandemien und Künstliche Intelligenz diese kommenden Generationen gefährden. Wenn wir es nicht verhindern, setzen wir ihre Existenz aufs Spiel indem wir die Menschheit zerstören oder die Kontrolle verlieren.
Der Grund warum sich viele Menschen im Effektiven Altruismus (doch bei weitem nicht alle) dieser Idee zuwenden ist, dass es in Zukunft so viel mehr Menschen geben wird, dass Taten, die die Zukunft beeinflussen, ungeheure Konsequenzen haben könnten. Wenn wir als Menschheit nicht vorsichtig sind gefährden wir nicht nur uns, sonder alle künftigen Generationen, und das könnten noch viele tausend sein.
Mehr dazu hier (leider englisch): longtermism.com oder hier mit einer schönen Visualisierung wie wichtig künftige Generationen sind: ourworldindata.org/longtermism