Coming of Age ist der englischsprachige Ausdruck für die Lebensphase der Menschen, in der ein Kind zum Erwachsenen wird. Im Deutschen gibt es keine wirklich treffende wörtliche Übersetzung hierfür. Verwendet wird der Begriff Coming of Age hauptsächlich als Genrebezeichnung für Filme und Literatur, in denen Kinder und ältere Jugendliche als Hauptfiguren dargestellt werden. Der Leser, oder Zuschauer, durchlebt mit ihnen gemeinsam wie es sich anfühlt vom Kind zum Erwachsenen zu werden.
Hauptsächlich geht es dabei um die Themenkreise Selbstfindung, eigene Identität und die Ablösung vom Elternhaus. Dazu kommen Themen wie die Hinterfragung der Gesellschaft und ihrer Werte, etwaige schulische Probleme, Geschlechterrollen, innere Rebellion, moralische Fragestellungen und das sexuelle Erwachen junger Menschen.
Coming of Age in der Literatur
Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel eines Coming of Age Romans ist Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger. Holden Caulfield, der Held der Geschichte Salingers, ist 16 Jahre alt und spaziert auf sich alleine gestellt durch Manhattan. Während der Handlung des Buches wird deutlich, wie er eine erste Enttäuschung hinsichtlich der inneren Gedankengänge und Werte vieler Mitmenschen erfährt. Bislang hatte Holden Caulfield gedacht den Menschen seien ihr Leben und ihre Umwelt von Bedeutung. Auch glaubte er daran, dass sie sich in einem ständigen Austausch mit sich selbst und der Welt befinden würden, um diese, ihre Mitmenschen, und sich selbst zu verstehen und die Welt zu einem guten Ort für alle zu machen. Während seines Umherstreifens bemerkt er jedoch, dass dem nicht so ist und empfindet viele Mitmenschen ausschließlich als leere Hüllen. Dies ist typisch für den Prozess, den Jugendliche durchmachen, wenn sie erwachsen werden. Sie müssen vom Bild eines in ihnen herrschenden idealen Entwurfs der Welt, in dem die Menschen grundsätzlich gut und sozial eingestellt sind, auf diesem Weg abweichen, und ihr Weltbild der Realität anpassen, in der jeder Mensch primär sein eigens Wohlbefinden und Fortkommen im Blick hat.
Der Coming of Age Roman ist allerdings keine moderne Erfindung. Bereits aus dem 18. Jahrhundert gibt es mehrere Beispiele hierfür. Auch der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schuf mit seinem Werk Wilhelm Meisters Lehrjahre einen Coming of Age Roman für die deutschsprachigen Literatur. Die Hauptfigur nimmt sich darin ein Beispiel an Personen aus seinem Umfeld, betrachtet ihre Denkweisen und Werte, und schafft sich daraus eine eigene stabile Persönlichkeit.
Coming of Age im Film
Sogenannte Coming of Age Filme sind oftmals richtige Kassenschlager und sind darüber hinaus über Jahrzehnte hinweg bekannt und beliebt. Viele entwickeln sich zu wahren Filmklassikern. Beispiele dafür wären etwa der Film Reifeprüfung mit Dustin Hoffmann in der Hauptrolle, oder Pretty in Pink sowie The Breakfast Club mit Molly Ringwald in jeweils tragenden Rollen. In Reifeprüfung wird beschrieben, wie ein männlicher Teenager ein Verhältnis mit der deutlich älteren Mutter eines seiner Freunde eingeht. Im Fokus stehen hierbei, neben der sexuellen Selbstfindung, besonders moralische Gesichtspunkte. In den beiden Filmen mit Molly Ringwald geht es jeweils um Rollenverständnisse, Erwartungen an das Leben als Erwachsene und um die Rebellion gegen Autoritäten.
Warum ist Coming of Age in Film und Literatur so erfolgreich?
Die beschriebenen Film- und Literaturgenres sind deshalb so erfolgreich, weil wirklich jeder mitreden kann. Jeder Mensch, egal ob männlich oder weiblich, wird, sofern das entsprechende Erwachsenenalter erreicht wird, irgendwann den Weg vom Kind zum Erwachsenen durchschritten haben. Die Zeit ist für Teenager nicht leicht, üblicherweise fühlen Jugendliche sich mit ihren Sorgen und Nöten alleine gelassen und haben das Gefühl, dass niemand auf der Welt sie und ihre individuellen Probleme und Gedankengänge verstehen kann. Das gehört zur Phase der Pubertät dazu.
Indem Coming of Age in Film und Literatur ernst genommen wird, fühlen sich Jugendliche plötzlich doch von jemandem verstanden. Die Helden der Filme und Bücher werden in den Darstellungen sehr ernst genommen. Dies macht den Reiz für die meist jugendlichen Zuschauer und Leser aus. Sie empfinden eine Art von Gemeinschaftsgefühl mit den dargestellten Personen, das ihnen im Alltag oft fehlt.