Was ist Entglobalisierung? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Entglobalisierung, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das Wort Entglobalisierung wird spätestens seit der Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident wieder häufiger im gesellschaftlichen Diskurs entwickelt. Es handelt sich dabei um eine gegenteilige Entwicklung zu dem, was die Welt seit dem Ende des Kalten Krieges im Bereich der Globalisierung erlebt hat. Statt eine immer stärkere Vernetzung der Welt in Sachen Handel, Diplomatie und Gesellschaft anzustreben, sind Strömungen bemerkbar, die wieder verstärkt auf Isolationismus und eine Rückbesinnung auf inländische Produktion pochen. Nicht zuletzt die Aggressionen Russlands gegen die Ukraine haben die Debatte um diesen Begriff wieder aufflammen lassen, weil vielen Beteiligten klar wurde, die hoch inzwischen die Abhängigkeit von anderen Ländern ist.

Was ist Entglobalisierung? Gründe, Bedeutung, Definition, Erklärung

Seit dem Ende des Kalten Krieges haben sich die verschiedenen Pole der wirtschaftlichen und diplomatischen Macht angenähert. Während zwischen 1945 und 1990 zwar eine stärkere Vernetzung zwischen den westlichen Staaten und innerhalb der Kontinente bemerkbar war – die Entwicklung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft hin zur europäischen Union ist hier das beste Beispiel – gab es nur vereinzelte wirtschaftliche Verknüpfungen zwischen dem Westen und beispielsweise Asien. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs wurde die wirtschaftliche Kontaktaufnahme zwischen diesem Teil der Welt und dem Westen beschleunigt. Das Bild des ersten McDonalds, der im ehemals sowjetischen Moskau öffnete, war eines der Sinnbilder für diese Entwicklung.

Auch die Öffnung Chinas hin zum Rest der Welt hatte natürlich einen erheblichen Einfluss auf die Globalisierung. Nicht nur Staaten begannen den Handel untereinander zu fördern, besonders Unternehmen entdeckten neue Absatzmärkte und vergünstigte Produktionsbedingungen. Effektiv hat sich die Welt seit 1990 so stark miteinander vernetzt, dass gegenseitige Abhängigkeiten entstanden sind. Deutschland hat als eine Nation der Exporte besonders davon profitiert, da Dienstleistungen und Waren „Made in Germany“ überall auf der Welt gefragt waren und nun auch einfach überall auf der Welt gehandelt werden konnten.

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg 2014 gibt es aber verstärkte Zweifel an dieser Entwicklung. Manche Länder haben das Gefühl, dass sie sich zu abhängig von Rohstoff-Exporteuren gemacht haben und andere Nationen haben das Gefühl, dass sie zu Verlierern der Globalisierung werden, da die Unternehmen zwar günstiger produzieren, dies durch Arbeitslosigkeit aber zu sozialem Unfrieden in ihren Ländern führt. Besonders Populisten nutzen die Meinung der Bevölkerung, um wieder auf stärkeren Isolationismus zu setzen und sich auf die eigenen Grenzen zu besinnen. Donald Trumps berühmter Slogan „Make America Great Again“ war dafür ein passendes Symbol.

Mögliche Maßnahmen zur Deglobalisierung

Staaten haben ganz unterschiedliche Gründe für ihr Vorgehen in der Deglobalisierung. Während es für Populisten interessant ist, einen Heimatgeist zu beschwören und sich dem Protektionismus zu widmen, ist es für andere Staaten schon aus sicherheitspolitischen Interessen wichtig, sich wieder verstärkt auf heimische Produktion zu besinnen. Ein Beispiel ist die starke Abhängigkeit der Länder in der europäischen Union gegenüber Gas-Importen aus Russland. Das führte dazu, dass man während des russischen Krieges in der Ukraine nicht mit der Härte auf Russland einwirken konnte, wie man es vermutlich gewollt hätte. Der Grund lag darin, dass Russland mit einem Embargo der einzigen echten Quelle für Erdgas starke wirtschaftliche Schäden in der Europäischen Union hätte auslosen können.

Wissenschaftler verstehen auch die stärkere Aufteilung der Welt in Handelszonen als ein Ansatz zur Gegenentwicklung bei der Globalisierung. Die EU agiert bereits als ein starker Block, der sich vor allem innerhalb der eigenen Mitglieder die besten Konditionen für den Handel gibt, während Außenseiter deutliche Nachteile haben. Ähnlich verhält es sich mit MERCOSUR für Südamerika und NAFTA für die nord- und mittelamerikanischen Länder. Hier wird eindeutig gegen den Welthandel gearbeitet, um beispielsweise Global Player wie China ein Stück weit die Handelsmacht zu nehmen, die sie derzeit in der globalisierten Welt haben.

Vorteile und Nachteile einer Entglobalisierung

Bisher ist der Rückgang der Globalisierung vor allem eine Theorie. Zwar konnte man beispielsweise in dem Ansatz der Handelskriege zwischen China und den USA sowie der Pandemie bereits sehen, dass die Welt in der Tat zu stark miteinander vernetzt ist, um sich völlig vom Weltmarkt zu lösen – vor allem scheint aber bisher nur bei wenigen Politikern und Unternehmen der tatsächliche Wille vorhanden zu sein, um auf die wirtschaftlichen Vorteile der Globalisierung zu verzichten. Trotzdem hat besonders die Corona-Pandemie recht deutlich aufgezeigt, was die natürliche Entwicklung einer Deglobalisierung der Welt sein könnte.

Eine kurzfristige Folge wäre beispielsweise der Einbruch von Lieferketten. Das wurde bereits während der Pandemie bemerkt, als bestimmte globale Lieferungen einfach ausgeblieben sind, was eine direkte Auswirkung auf nationale Produktion haben konnte. Auch ist für den Anfang mit einer Verteuerung und Verknappung bestimmter Produkte und Rohstoffe zu achten. Die Mobilität und der globale Handel würden deutlich eingeschränkt und die Einführung von Zöllen im breiteren Maße wäre eine logische Folge. All das sind bereits jetzt klare Folgen – allerdings bleibt offen, inwiefern sich die Weltwirtschaft langfristig verändern würde. Die Entwicklungen der letzten 30 Jahre lassen sich nicht einfach wieder aufheben, der weltweite Handel ist für den Moment gekommen um zu bleiben. Theoretisch ist eine Rückbesinnung auf nationale Wirtschaften und eine Reduzierung der globalen Abhängigkeit in Verbindung mit dem diplomatischen Protektionismus, der in vielen Teilen der Welt bereits zu bemerken ist, allerdings eine Entwicklung, die von Wirtschaftsforschern genau beobachtet wird.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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