Ein Hackerspace ist ein (physischer) Raum, in welchem sich am Hacking und generell an PC- und Internetthemen Interessierte ganz legal treffen. Sie tauschen sich zum Hacking, zu Technologiethemen und auch zu digitaler Kunst aus. Hackerspaces werden häufig von Vereinen getragen.
Was ist ein Hackerspace? Bedeutung, Definition, Erklärung
Es geht den Betreibern von Hackerspaces um die Förderung der digitalen Allgemeinbildung. Sie müssen natürlich darauf verweisen, dass vermittelte Kenntnisse im Hacking nicht illegal verwendet werden dürfen. Diese Kunst muss aber gepflegt werden, um sich vor kriminellen Hackern zu schützen. Große Firmen und Behörden beauftragen im Hacking versierte Experten damit, die Schwachstellen in den eigenen Systemen ausfindig zu machen, um sich vor Hackerangriffen von Kriminellen zu schützen. Entsprechendes Know-how muss also vermittelt werden, wozu auch der Hackerspace dient. Weitere Themen der Hackerkultur sind die Verbreitung von Open-Source-Software und freier Hardware sowie Anliegen der Netzpolitik. Einzelne Hackerspaces bedienen in der Regel ein spezifisches Themenspektrum. Die typischen Aktivitäten in solchen Räumen sind daher Do-it-yourself-Sessions und Workshops, Vorführungen, Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit durch Präsentationen, soziale Aktivitäten wie gemeinsames Lernen und die Organisation von Onlinespielen. Im Hackerspace gibt es hierfür die nötige Infrastruktur mit Internet und auch Essen sowie Dusch- und Schlafmöglichkeiten. Teilweise ist die Hardwareausstattung beachtlich. Es können dazu 3D-Drucker, CNC-Fräsmaschinen, Laser-Cutter und Bandsägen gehören, weil die Mitglieder gern basteln.
Finanzierung von Hackerspaces
Dem Selbstverständnis einer solchen Community entsprechend ist der Eintritt in der Regel frei. Da aber die geschilderte Infrastruktur einer Finanzierung bedarf, bitten die Trägervereine um eine betragspflichtige Mitgliedschaft und/oder um Spenden. Darüber hinaus können die Räume an andere Gruppen vermietet werden. Einige Mitglieder der betreffenden Vereine sind aufgrund des dort erworbenen Know-hows in der Lage, ihre Kenntnisse zu vermarkten. Diese Einnahmen lassen sie ganz oder größtenteils an den Verein zurückfließen. Manche Hackerspaces genießen eine staatliche Förderung.
Wie sind Hackerspaces entstanden?
Bemerkenswerterweise hat die internationale Szene der Hackerspaces ihre Keimzelle in Deutschland. Hier gründeten schon vor Jahrzehnten einige Vorreiter Hackerspaces wie C4 in Köln und c-base in Berlin. Der deutsche Chaos Computer Club gehört auch zu dieser Szene. Das deutsche Modell wurde nach 2000 im Ausland kopiert, nachdem der Chaos Computer Club das Dokument „Hackerspace Design Patterns“ veröffentlicht hatte, welches die deutschen Hackerspaces inklusive ihrer Organisation gut beschrieb. Es ging darin um
- das Anmieten von Räumlichkeiten,
- die Art der nötigen Infrastruktur,
- die Rechtskonformität,
- die Finanzierung und
- die Entscheidungsfindung in der Community.
Bekannte Hackerspaces im deutschsprachigen sind C4 in Köln, c-base in Berlin, Attraktor in Hamburg, RaumZeitLabor in Mannheim und Metalab in Wien. In den USA sind NYC Resistor (New York) und Noisebridge (San Francisco) sehr prominent. Mehr über die internationale Szene ist unter hackerspaces.org zu finden.
Der Berliner Hackerspace c-base
Der Berliner c-base e.V. wurde 1995 gegründet, inzwischen trifft sich hier fast die gesamte Berliner Hackerszene. Das Vereinsmotto lautet „be future compatible!“ und verweist darauf, dass man eine positive Zukunft gestalten möchte. Die Vereinsräume in Berlin-Mitte sind etwas über 700 m² groß und sehen wie eine Raumstation aus. Das entspricht dem Gründungsmythos: Die Vereinsmitglieder behaupten (natürlich nur scheinbar im Ernst), dass unter dem Berliner Stadtzentrum die Überreste einer Raumstation aus der Zukunft liegen, die vor mehreren Milliarden Jahren in ein Zeitloch geriet und dann hier abstürzte. Ihre Antenne ist der Berliner Fernsehturm (den in Wahrheit die DDR-Führung in den 1960er-Jahren bauen ließ), im Berliner Stadtgebiet soll es noch viele weitere „Belege“ für diese Raumstation geben. Sowjetische und ostdeutsche Wissenschaftler hätten sie angeblich enttarnt, woraufhin die DDR-Führung die Antenne mit dem Fernsehturm umbauen ließ. Die derzeitigen Vereinsräume der c-base gehören demnach zu einer „Multimodulstation“, die vom Raumschiff abgesprengt wurde und momentan ausgiebig erforscht werden. Daher entsprechen die Räume auch strukturell einer „Raumstation“. Sie bestehen aus sieben gegeneinander verschiebbaren konzentrischen Ringen, die Namen haben (core, com, culture etc.) und an das einstige Raumschiff erinnern sollen. Das ist typischer Hackerhumor, der natürlich Nerds und auch ihre politischen Vertretungen anzieht. So gründete sich in den Vereinsräumen 2006 die Piratenpartei Deutschland. Auch Filme wurden hier schon gedreht, beispielsweise eine Folge des „Tatorts“, in der es um den Tod eines Hackers ging, eine weitere Folge der Krimiserie zum Thema der sogenannten „Heuschrecken“ (Investoren, die Firmen zum Zweck der Gewinnmaximierung zerlegen), eine Folge der Serie „Lasko, die Faust Gottes“ und eine Staffel von „You are Wanted“.
Hackerspaces und ihre Initiativen
Von Hackerspaces gehen vielfach bedeutende Initiativen aus. Im Berliner c-base gründete sich am 1. Januar 2003 das Projekt BerlinBackBone. Es verfolgte das Ziel, in Berlin Freifunknetze bereitzustellen, die einen öffentlichen und freien Zugang zum Internet ermöglichen. Im September 2006 tagte in den Räumen von c-base Wizards of OS. Diese internationale Konferenz setzt sich für freies Wissen und freie Software ein. Zwischen 2003 und 2010 traten im c-base wöchentlich Musiker bei der Cosmic Open Stage auf. Sie veranstalteten Jam-Sessions. Die Wikipedianer treffen sich gelegentlich im c-base, das Metalab ließ sich davon inspirieren, zudem gibt es in den Räumen Stammtische von 3D-Entwicklern, von freifunk.net und Ubuntu Berlin, von Android-Entwicklern, AK Vorrat, Drupal-User-Group und weiteren. Seit 2012 hält die Digitale Gesellschaft hier ihren monatlichen „Netzpolitischen Abend“ ab. Auch externe Veranstaltungen finden im c-base und in weiteren Hackerspaces statt. Dazu gehören Theateraufführungen und Musikdarbietungen, Präsentationen, Kunstausstellungen, Lounges des Chaos Communication Congresses, Begleitveranstaltungen zur transmediale, der Mozilla Add-on-Workshop, der Maemo Summit und das OpenMoon Projekt. Umgekehrt sind Mitglieder von Hackerspace-Vereinen auf externen Veranstaltungen aktiv, so etwa bei denen des Chaos Computer Clubs. Doch auch beim Weltkindertag 2003 waren Mitglieder von c-base zugegen. Sie führten dort den Kindern 3D-Design und Robotertechnik vor.
Die Sprache von Hackerspaces
Hacker pflegen ihre eigene Sprache, die durchaus so komplex wie eine natürliche Sprache sein kann und zu eigenen Dialekten einzelner Hackerspaces führt. Der Berliner c-space hat seinen Hackerdialekt sogar verschriftlicht und ihm den Namen „c-lang“ (gesprochen Slang) gegeben. Aus dieser Sprache stammt auch der Name der Raumstation c-base, der keinesfalls anders geschrieben werden darf. Das wirkt skurill, ist aber unter Nerds weit verbreitet: Wenn wir uns an die Sitcom „Big Bang Theory“ erinnern, fällt uns ein, das die dortigen Protagonisten das sogenannte Klingonische pflegten, das der Science-Fiction-Serie „Star Trek“ entstammt.