Ein Charcuterie Board ist eine historisch aus Frankreich stammende Vorspeisenauswahl insbesondere mit Schinken, Wurstwaren, Pasteten, Käse, Trauben, Butter und Brot, die typischerweise auf einem Holzbrett oder einer Steinplatte serviert wird und entweder direkt von diesen gemeinsam gegessen oder auf kleineren Tellern pro Person einzeln portioniert wird.
Wahlweise wird ein Charcuterie Board auch häufig mit anderen Obstsorten und/oder „Pickles“ (eingelegtem bzw. mariniertem Gemüse) sowie heutzutage auch als rein vegane oder vegetarische Variante zubereitet und serviert. Ebenso klassische Zutaten sind Oliven und Olivenöl, Nüsse, diverse frische Kräuter, essbare Blumen und Blüten sowie Aufstriche wie Senf oder Honig. Dazu getrunken werden in der Regel aromatische und kräftige Rot- oder Weißweine, doch selbstverständlich kann ein Charcuterie Board auch bestens von allen anderen alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken begleitet werden. Trotz der großen theoretischen wie praktischen Variationsbreite handelt es sich hierbei nach Ansicht der meisten Experten jedoch um eine Zusammenstellung von kalten Vorspeisen.
Was bedeutet „Charcuterie“ auf deutsch? Übersetzung, Erklärung
Der französische Ausdruck „Charcuterie“ steht eigentlich für gepökeltes Fleisch und wird aus den beiden Worten „chair“ (Fleisch) und „cuit“ (gekocht) abgeleitet.
Erstmals genutzt und geprägt wurde der Begriff im späten 15. Jahrhundert, als in Frankreich die Betreiber von Geschäften, die sich auf „Charcuterie“ spezialisiert hatten („charcutiers“), durch ihre delikate wie optisch ansprechende Zubereitung von Pökelfleisch dazu beitrugen, stilisierte Arrangements von Speisen als Teil der französischen Esskultur zu etablieren. Auch wenn somit die geografische Herkunft der Bezeichnung „Charcuterie“ ohne jegliche Zweifel fest steht, verweisen manche Lebensmittelhistoriker doch in Bezug auf das kulinarische Erbe ganz zutreffend auf noch deutlich ältere Vorfahren.
Charcuterie Board: Geschichte
Erst das traditionelle Verfahren der Salzpökelung, das im Römischen Reich und antiken Griechenland vor über 2.000 Jahren entwickelt und verfeinert wurde, hat Schinken- und Wurstsorten wie Salami und Prosciutto überhaupt möglich gemacht. Was heute Luxus ist, war ursprünglich eine Notwendigkeit. Lange bevor es Kühlschränke gab, mussten die Menschen Fleisch durch Rauch und Salz konservieren, damit sie es genießen konnten, bevor es verdarb.
Ebenfalls als enge historische Verwandte des Charcuterie Boards klassifiziert angesehen können die von der Arbeiterklasse in ganz Europa schon seit dem Mittelalter gegessenen und einfachen Mahlzeiten aus Fleisch, Wurst, Käse, Brot, Obst sowie lokalen Produkten und Wein oder Bier. In ganz Europa gehörten diese Lebensmittel zur Standardverpflegung der Landarbeiter. All diese Speisen waren leicht tragbar, mussten nicht gekühlt werden und erforderten nur wenige Utensilien und keine Teller zum Essen. In Frankreich gab es zum Wein Bauernpastete oder Rillettes mit Senf, Butter, Käse und Baguette. In Italien gab es Salami, einen gereiften Käse wie Parmesan oder Pecorino sowie Brot und Olivenöl zum Wein.
In Deutschland passten geräuchertes Fleisch mit Essiggurken oder Sauerkraut, dunkles Brot und Butter und/oder Käse gut zu Bier aller Art. In Großbritannien genießt der sog. „Ploughman’s Lunch“ (Pflügers Mittagessen) als kalte Platte aus Käse, Brot und Bier, rohen oder eingelegten Zwiebeln, Äpfel oder Birnen, hart gekochten Eiern, Salaten und Wurst oder Schweinefleischpastete bis heute viel Beliebtheit und hohe Wertschätzung.
Im Laufe der Zeit sowie im 18. und 19. Jahrhundert, als europäischer Adel sowie reiches Bürgertum sich im Zuge der Romantik auf das vermeintlich bessere, weil authentische und einfache Landleben besann, entwickelten sich diese robusten Gerichte und Speisen nach und nach weiter und fanden zum Beispiel als Käsegang steigende Akzeptanz auch in der gehobenen Gesellschaft. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, deren Esskultur damals noch stark von britischen und französischen Traditionen beeinflusst war, folgte auf ein Abendessen der Oberschicht oftmals noch ein Käsegang mit Portwein oder Madeira sowie Nüssen und Obst.
Speziell der erste US-Präsident George Washington (1732-1799) soll solche süßen Dessertweine als auch Walnüsse, die er nach dem Essen angeblich in riesigen Mengen verzehrte, außerordentlich geliebt haben. Während seinerzeit deutsche Landarbeiter gerne Würste und Aufstriche aus eher weichem Fleisch, italienische Arbeiter hingegen bevorzugt Hart- und Dauerwürste sowie Spanier und Portugiesen geräucherten Fisch und Meeresfrüchte als rustikale Mahlzeiten in ihren Pausen verzehrten, setzten sich in den USA traditionelle amerikanische Käsesorten wie Cheddar, Colby, Monterey Jack und Brick Cheese sowie das Trockenfleisch Beef Jerky als typische Bestandteile eines in wohlhabenden Haushalten häufig servierten Charcuterie Boards durch.
Charcuterie Boards eignen sich bestens als vorab zubereitetes Essen für Partys
In den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts wurden solche relativ streng sowie formal komponierten kalten Platten sowohl in den USA als auch Europa immer mehr durch Käsetoasts, Käsehäppchen und Käse auf Crackern ergänzt und ersetzt. Zwischen etwa 1910 und 1920 setzte sich die Cocktailparty als populäre Zusammenkunft im privaten wie beruflichen Zusammenhang durch. Hierfür eigneten sich vorher zubereitete Platten sowie Charcuterie Boards hervorragend, denn sie ermöglichten großen Gruppen von Gästen, in kurzer Zeit viel Alkohol und Fingerfood im ungezwungenen Rahmen zu konsumieren.
Zur selben Zeit wurden auch eher einfache und zwanglose Mitternachtsmahlzeiten nach dem Theater- oder Konzertbesuch immer populärer. Cocktailpartys sowie Mitternachtssnacks machten also informelles Essen in den westlichen Gesellschaften vielerorts zum Standard und sorgten somit für eine Renaissance des ungemein praktischen wie auch für gesellige Anlässe perfekten Charcuterie Boards. Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckten die US-Amerikaner französische Käsesorten und italienische Wurstwaren, griechische Oliven und deutsches Roggenbrot sowie die schwedische Vorspeisenplatte „Smorgasbord“, die eine deutliche Ähnlichkeit mit dem modernen Charcuterie-Board aufweist.
Der Reiz eines Charcuterie Boards liegt nicht zuletzt an dessen schönen Aussehen
In den 1960er- und 1970er-Jahren setzte international auch langsam der Trend zu einer etwas gesünderen Ernährung ein, sodass die bis dato üppigen Fleisch- und Wurstwaren auf den Buffettischen immer mehr Gesellschaft von Rohkostplatten mit Gemüse samt Dips und Soßen erhielten. Seither sind auf Charcuterie Boards auch häufig rohe Karotten- und Selleriesticks sowie Radieschenröschen zu finden. Mit der Ausbreitung von Kochshows im Fernsehen und einschlägigen Spezialitätengeschäften in den 1980er- und 1990er-Jahren wurden generell auch Weine sowie klassische bäuerliche Küche und damit ebenfalls das Charcuterie Board als allseits willkommene Bewirtung für festliche Anlässe aller Art wieder entdeckt.
Internet sowie Instagram haben Fotos von gelungenen kulinarischen Kreationen seit der Jahrtausendwende zum allseits beliebten Zeitvertreib gemacht. Oft gleichen aktuelle Abbildungen von Charcuterie Boards geradezu einem farblich sorgfältig aufeinander abgestimmten Stillleben wie auf den berühmten Gemälden der alten Meister. Da das Auge bekanntlich immer mit isst, empfehlen Ratgeber für diese altehrwürdigen und köstlichen kalten Platten, für deren möglichst harmonische Anrichtung mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit zu investieren wie für die Auswahl qualitativ erstklassiger Speisen.
Charcuterie Board auf TikTok
Im Jahr 2022 wurde die Idee des Charcuterie Boards auf TikTok aufgenommen, abgewandelt und verbreitet. Es wurde im Jahr 2022 zum Trend (auf TikTok) Butter auf ein Holzbrett zu schmieren, diese zu würzen und zu garnieren. Dies wurde „Butter Charcuterie Board“ genannt.