Das „Sonnenkind“ ist eine in der jüngeren Psychologie gebräuchliche Metapher und meint das Innere Kind in uns. Im Gegensatz zum „Schattenkind“ ist das „Sonnenkind“ die Verkörperung von kindlicher Freude, Verspieltheit und Unbeschwertheit. Leider werden die Eigenschaften im Laufe des Erwachsenwerdens und des Erwachsenen-Daseins immer weniger ausgelebt, sondern von unserer Ratio, dem Intellekt überdeckt. Je älter und „vernünftiger“ wir werden, desto weniger Chancen das „Sonnenkind“, zum Vorschein zu kommen. Wir haben den Zugang zu unserem Inneren Kind, zu unseren Emotionen, verloren und sind stattdessen ernst, wenig kreativ und oft genug auch lustlos geworden.
Was ist das „Sonnenkind“? Erklärung, Definition, Bedeutung
Nicht immer hat man die Freude am Leben so stark propagiert wie seit den 1990er Jahren. Nur vor ungefähr 100 Jahren gab es schon einmal einen Trend, der sich ähnlich darstellte. In den 1920er Jahren war Lebensfreude quasi Programm, denn man wollte sich endlich von den Strapazen des Ersten Weltkrieges erholen. Dabei spielte das innere Kind nicht die Hauptrolle, denn es war noch nicht wirklich definiert. Erst in jüngster Zeit sind sich Psychologinnen und Psychologinnen darin einig, dass das Ausleben der verspielten, kindlichen Anteile für die seelische Gesundheit eines Erwachsenen von immenser Bedeutung ist.
Das Innere Kind – ein Modell nach dem Vorbild Sigmund Freud
„Sonnenkind“ und „Schattenkind“ werden als Analogien zum Freud‘schen Es und Ich verwendet. Die menschliche Natur und Psyche umfasst sämtliche Gefühle, Emotionen, den Geist, die Seele, all seine Gedanken und den Körper mit seinem Körpergedächtnis. Dieses komplexe Etwas ist nicht messbar, nur schwer zu fassen und außerdem bei jedem Menschen anders. Die Natur des Menschen ist individuell. So werden Modelle, welche die Psyche und die menschliche Natur erfassen möchten, aus Beobachtungen und aus Erzählungen des inneren Erlebens gewonnen.
Auch das Innere Kind ist eine Betrachtungsweise für das innere Erleben des Menschen und wurde durch Erika Chopich, John Bradshaw und Margaret Paul bekannt. In der Inneren-Kind-Arbeit wird die positive Erlebniswelt aus der Kindheit als Ressource betrachtet. Durch die Arbeit mit dem Inneren Kind kann sich der Erwachsene selbst die bedingungslose Liebe und Zuwendung schenken, die ihm als Kind versagt blieb.
PsychologInnen wie Stephanie Stahl sehen in der menschlichen Natur drei Persönlichkeitsanteile: Das fröhliche „Sonnenkind“, das verletzte, oft traumatisierte „Schattenkind“ und den Inneren Erwachsenen (Erwachsenen-Ich), der alles rational angeht. Nach diesem Modell hängt es von unseren Erfahrungen aus der Kindheit ab, welche Emotionen wir wahrnehmen können, und welche nicht. Während das „Schattenkind“ viel Negatives erlebte und daher nur ein fragiles Selbstvertrauen aufbauen konnte, hat das „Sonnenkind“ eine positive Prägung und konnte daraufhin überwiegend Freude und Liebe empfinden. Es hat ein gesundes Selbstwertgefühl und ein Urvertrauen entwickelt und brauchte keinen Schutzpanzer vor möglichen neuen Verletzungen. Das sind die besten Voraussetzungen, um die Herausforderung des Lebens zu meistern.
Das Innere Kind versus Vernunft
Das innere Kind wird nicht nur durch den oft genug grauen Alltag mit vielen Regeln und Vorschriften, sondern auch durch längst vergangene seelische Verletzungen und Traumata aus der Kindheit zurückgehalten. Doch Verdrängung war noch nie geeignet, seelische Gesundheit zu fördern. Dennoch muss das „Schattenkind“ kein Opfer seiner Erfahrungen bleiben. Nach dem Inneren-Kind-Modell können auch diejenigen, deren Psyche nicht so gut ausgestattet wurde, ihr Inneres Kind heilen und sich selbst neue, positive Erfahrungen schaffen.
Aus der Innere-Kind-Arbeit haben sich mehrere therapeutische Ansätze entwickelt, die unabhängig nebeneinander stehen und geeignet sind, die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Auch wenn wir es nicht spüren, ist das „Sonnenkind“ nicht unwiederbringlich verloren. Wir können uns auf zwei Arten Zugang zur unbeschwerten, fröhlichen Kraft unseres verborgenen „Sonnenkindes“ verschaffen. Es verdient es mehr als alles andere, aufgeweckt und in den Vordergrund gestellt zu werden, denn letztendlich sind wir auf dieser Erde, um Freude zu empfinden. Es muss also eine Re-Integration stattfinden (psychologische Bezeichnung für diesen Vorgang.
Wie ist Re-Integration des „Sonnenkindes“ möglich?
Zunächst bedeutet das, dem Alltag mehr Freude abzugewinnen, mehr Spaß zu haben und die schönen Dinge des Lebens wirklich zu genießen. Gleichzeitig müssen aber auch die Schattenseiten unseres Lebens aufgearbeitet werden. Nur so kann Heilung von den psychischen Verletzungen stattfinden.
Das „Sonnenkind“ wieder zum Leben zu erwecken, funktioniert beispielsweise über das Gedächtnis: Wir erinnern uns ganz bewusst an schöne Erlebnisse aus der Kindheit, was wir gerne taten und wie uns unsere Freunde unterstützten. Bei Menschen, die eine schwierige Lebensgeschichte haben, kann dieser Prozess durchaus länger dauern. Naturgemäß fallen einem die schönsten Ereignisse der Kindheit nicht sofort ein.
Um dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, eignen sich folgende Fragen:
- Mit welchen Kindern habe ich meine Zeit verbracht?
- Was habe ich als Kind besonders gerne gespielt und mit wem?
- Wann ging ich gerne zur Schule und welcher Lehrer/welches Fach hat mir besonders gefallen?
- Welche Bücher habe ich besonders gerne gelesen?Auch über den Körper lässt sich das „Sonnenkind“ wieder aktivieren. Unsere Körperzellen speichern nicht nur sämtliche Traumata und Blockaden, sondern auch die angenehme Ereignisse. Diese inneren Schätze lassen sich über die Gefühlsebene hervorholen, beispielsweise, indem man wieder herumhüpft wie ein Kind, mit den Armen schlenkert und unkontrollierte, freie Bewegungen macht. Besonders gut eignen sich hierfür Hüpfbewegungen. Wer in Gesellschaft vergnügt hüpft, profitiert noch mehr davon – garantiert werden alle daran Spaß haben und die Freude überträgt sich.