Das Panda-Syndrom kennzeichnet ein Paar, das miteinander durchaus sehr glücklich ist, aber keinen oder fast keinen Geschlechtsverkehr mehr miteinander hat. Der Begriff leitet sich von den Pandabären ab, die als sehr faul gelten und sich daher nur selten fortpflanzen. Sie kuscheln aber gern miteinander, was die betreffenden Paare auch sehr gern tun. Wichtig zu wissen: Vom Panda-Syndrom spricht man nur, wenn das Paar eigentlich einmal leidenschaftlichen Geschlechtsverkehr miteinander hatte. Es gibt auch Menschen, die fast oder nahezu ohne geschlechtliche Liebe leben. Sie finden sich natürlich auch paarweise zusammen und sind dann von Anfang an mit dem Zustand zufrieden.
Was ist das Panda Syndrom? Bedeutung, Definition, Erklärung
Die betreffenden Partner lieben sich meistens sehr, streiten kaum und genießen die Zeit miteinander. Sie finden sich auch nach wie vor erotisch anziehend und vor allem innig miteinander verbunden. Ein deutliches Anzeichen dafür ist das intensive und ausdauernde Kuscheln auf der Couch oder sogar vor dem Einschlafen im Bett, für das manche Paartherapeuten den Begriff „Kampfkuscheln“ verwenden. Für den richtigen Geschlechtsverkehr fehlt ihnen aber der Antrieb. Es ist einfach auf dem Sofa viel zu gemütlich. Beide Partner ahnen übrigens, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Die meisten in einer Partnerschaft lebenden Menschen denken durchaus sehr genau darüber nach, wie oft sie miteinander Geschlechtsverkehr haben. „In der Woche zwier schadet weder ihm noch ihr“ wusste man schon vor Jahrhunderten, was besagt, dass durchschnittliche, auch langjährig verheiratete Paare etwa ein- bis zweimal pro Woche Geschlechtsverkehr haben. Wenn das nicht mehr funktioniert, hinterfragen beide Partner zunächst für sich selbst die Gründe. Diese können vielfältig sein:
- Streitereien (kommen beim Panda-Syndrom gerade nicht vor)
- zu viel beruflicher oder sonstiger Stress wenigstens eines Partners (muss beim Panda-Syndrom nicht der Fall sein)
- gesundheitliche Probleme
- Affäre eines Partners
Die mögliche Affäre eines der beiden Partner ist für den anderen ein Grund zur Besorgnis, doch für Affären gibt es noch weitere Anzeichen. Außerdem haben Menschen mit einer Affäre nicht zwangsläufig weniger, sondern manchmal sogar mehr Geschlechtsverkehr mit dem eigenen Partner. Genau hier liegt nämlich der Hase auch beim Panda-Syndrom im Pfeffer: Menschen wenden sich dem Geschlechtsverkehr ganz allgemein eher zu oder wenden sich manchmal auch von ihm ab. Beim Panda-Syndrom sind sich beide Partner eigentlich momentan ziemlich sicher, dass der andere keine Affäre hat, was vorläufig meistens auch stimmt. Die Sorge ist dennoch begründet, denn wenn die eigene Partnerschaft keine Leidenschaft mehr entfacht, könnte ein anderer Mensch von außen das Feuer wieder anzünden. Personen, die in einer Panda-Partnerschaft leben, sind empfänglich für leidenschaftliche Signale eines potenziellen Affärenpartners.
Wieso entsteht überhaupt das Panda-Syndrom?
Wie schon erwähnt können sich Menschen ihrer Geschlechtlichkeit sehr intensiv zuwenden und sich auch von ihr zeitweise abwenden. Das ist so ähnlich wie die wechselnde Vorliebe für bestimmte Speisen, Lieblingsserien oder Sportarten. Darüber hinaus entsteht die Leidenschaft in einer Beziehung auch aus gewissen natürlichen Spannungen zwischen den beiden Personen. Der Geschlechtsverkehr hebt diese Spannung dann wieder auf. Wenn sich aber ein Paar in seinem Leben wirklich ganz urgemütlich eingerichtet und dabei auch gelernt hat, sich nicht zu streiten, verschwinden diese Spannungen bzw. werden verdrängt, was ein natürlicher Killer von Leidenschaft ist. Das Paar empfindet aber innerhalb unseres großen alltäglichen Stresses die häusliche Harmonie als sehr angenehm und wird quasi süchtig danach. Es vermeidet jede Art von Konflikt und nimmt diesen Zustand – verbunden mit der ursprünglichen erotischen Anziehung, welche diese beiden Menschen einst zueinander geführt hat – als große und innige Liebe wahr. Es entsteht das paradoxe Phänomen, dass zu viel Liebe der Leidenschaft schadet.
Welche Funktion hat der Geschlechtsverkehr in einer Partnerschaft?
Junge heteroe Paare haben Geschlechtsverkehr, weil ihr biologisches Programm auf Nachwuchs ausgelegt ist. Aber auch ältere Personen garantiert ohne jeden Kinderwunsch (die Frau jenseits der Wechseljahre) haben sehr leidenschaftlichen und häufigen Geschlechtsverkehr miteinander. Es ändert sich gegenüber früheren Lebensjahren so gut wie nichts, wenn sich beispielsweise zwei Singles von Mitte 50 bis Anfang 60 kennenlernen: In den ersten ein bis zwei Jahren haben sie deutlich häufiger als ein- bis zweimal pro Woche Geschlechtsverkehr. Bei gesunden Menschen bleibt dieser Zustand bis etwa zum 70. Lebensjahr erhalten. Daher fragt sich nun, welche Funktion der Geschlechtsverkehr für eine Partnerschaft hat. Eine der Funktionen haben wir schon erwähnt: Er löst natürliche Spannungen, die überhaupt erst einmal da sein müssen, damit sich zwei Menschen gegenseitig spannend finden. Es muss bei aller gegenseitigen Anziehung auch kleine Unterschiede geben, die sogar mal zu einem Streit führen. Die Auflösung bringt dann der Geschlechtsverkehr. Das ist natürlich nicht seine einzige Funktion, so etwas wäre viel zu anstrengend. Bei der Geschlechtlichkeit bestätigen wir uns gegenseitig, weil wir im wahrsten Sinne des Wortes alle Hüllen fallen lassen, uns vollkommen verletzlich hingeben und dadurch die Bestätigung erhalten, dass wir dem Partner vollkommen vertrauen können. Darüber hinaus werden beim Geschlechtsverkehr Bindungshormone ausgeschüttet (unter anderem Serotonin), die unser Belohnungszentrum „high“ vor Glück werden lassen. Bei monogam lebenden Paaren ist dieses Gefühl zwischen den beiden Menschen exklusiv. Das verstärkt die gegenseitige Bindung enorm. Der Geschlechtsverkehr gewinnt durch zwei grundmenschliche Eigenschaften seine Exklusivität:
- die beschriebene Hormonausschüttung
- die ansonsten natürliche Scheu, sich anderen Menschen intim zu nähern oder gar hinzugeben
Wie gefährlich ist das Panda-Syndrom für die Partnerschaft?
Es birgt die Gefahr, dass die exklusive Bindung schwindet. Die Anfälligkeit für Affären könnte steigen. Diese hängt allerdings auch von vielen anderen Dingen ab, unter anderem von der inneren Einstellung zur Treue und nicht zuletzt von der Gelegenheit für eine Affäre. Doch nicht nur Affären gefährden eine Partnerschaft: Wenn zwei Partner finanziell sehr unabhängig sind und es keine Probleme mit gemeinsamen Kindern und gemeinsamem Eigentum gibt (warum auch immer), könnte sich wenigstens ein Partner sagen: Eigentlich kann ich es mir auch alleine gemütlich machen. Der Anpassungsdruck an meine Partnerin oder meinen Partner würde schwinden. Das kann eine große Versuchung sein.
Was ist Paaren mit Panda-Syndrom zu raten?
Es erscheint etwas natürlicher, wenn ein Paar, dass sich ehemals auch geschlechtlich leidenschaftlich geliebt hat, diese Komponente seiner Beziehung wahrt und im Falle des Panda-Syndroms neu belebt. Das kann durch ganz unkonventionelle Schritte wie ein neues gemeinsames Hobby, aber auch der Ausflug beider Partner in voneinander getrennte Hobbygemeinschaften geschehen. Außerdem muss das Paar vielleicht mit etwas Geduld und Zeit seine gemeinsame Geschlechtlichkeit neu entdecken.