Was ist Amatonormativität? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was ist Amatonormativität, Erklärung, Bedeutung, Definition


Hinter dem Begriff „Amatonormativität“ verbirgt sich die Vorstellung, dass romantische Beziehungen der gesellschaftliche Standard seien und damit gleichzeitig die höchste Form der menschlichen Bindung. Beziehungen sollten gemäß „Amatonormativität“ exklusiv, monogam und langfristig ausgerichtet sein. Das dahinterstehende Konzept ist fest in unseren sozialen Normen und Erwartungen integriert. Seit Jahrhunderten stellt die romantische Liebe, die in Literatur und Medien behandelt wird, ein zentrales Thema unserer Gesellschaft dar.

Die „Amatonormativität“ führt indirekt dazu, dass Menschen, die nicht nach deren Glaubenssätzen leben, diskriminiert oder gar ausgeschlossen werden. Der nun folgende Artikel soll sich daher einmal einer umfassenden Begriffsdefinition des Ausdrucks „Amatonormativität“ und dem Konzept dahinter befassen. Auch sollen Merkmale von amatonormativen Beziehungen, der gesellschaftliche Hintergrund und Kritiken zur „Amatonormativität“ aufgezeigt werden.

Was ist Amatonormativität? Erklärung, Bedeutung, Definition

Der Begriff „Amatonormativität“ setzt sich aus dem lateinischen Substantiv „Amor“ (zu Deutsch: „Liebe“) und dem deutschen Substantiv „Normativität“ (auch „Standard“ oder „Normalmodus“ genannt) zusammen. Demnach verweist die „Amatonormativität“ auf einen Zustand in puncto Liebe, der als allgemeiner Standard angesehen wird. Gemeint sind damit die Erwartungen einer Gesellschaft an romantische Beziehungen, deren Idee bereits einige hundert Jahre zurückreicht. Die Ideen, Konzepte und Wertvorstellungen, die zur „Amatonormativität“ beitrugen, haben sich dann in den Ansichten der betreffenden Gesellschaft manifestiert.

Die „Amatonormativität“ kann damit als vergleichsweise unbekanntes Konzept verstanden werden, welches in westlichen Gesellschaften trotz Unkenntnis gelebt wird. Es bezeichnet den üblichen Ablauf einer Liebesbeziehung. Es ist dabei nicht wesentlich, ob es sich um gemischt- oder gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen handelt. Vielmehr spielt eine Rolle, dass die betreffenden Partner treu, loyal, langfristig und monogam leben.

Merkmale von „Amatonormativität“

Das Konzept der „Amatonormativität“ weist einige, spezifische Merkmale auf, die innerhalb der nun folgenden Unterabschnitte einmal ausführlicher betrachtet werden sollen. Dabei handelt es sich um die nachstehenden Merkmale:

  • Romantische Beziehungen
  • In der Gesellschaft manifestierte Normen
  • Monogame Exklusivität

Romantische Beziehungen

Romantische Beziehungen sind ein zentrales Thema im Kontext der „Amatonormativität“. Gemäß der „Amatonormativität“ werden romantische Beziehungen als am meisten erfüllender Aspekt des Lebens betrachtet. Romantische Beziehungen sind somit unabdingbar, bringen Glück und Zufriedenheit. Die „Amatonormativität“ legt ferner großen Wert darauf, dass Individuen diese unverzichtbare Lebenserfahrung in jedem Fall machen. Wer dies nicht tut, der verpasst einen wichtigen Teil des Lebens. Menschen, die nie eine romantische Liebe erleben durften, werden gemäß dem Konzept der „Amatonormativität“ indirekt ausgeschlossen oder gesellschaftlich diskriminiert. Emotionale Intimität, körperliche Anziehung und Monogamie gelten als die Hauptsäulen der romantischen Liebe, die von der „Amatonormativität“ als höchstes Gut angesehen wird.

Gesellschaftsnormen

Die „Amatonormativität“ wird als gesellschaftlicher Standard und damit als selbstverständlich angesehen. Von Menschen in bestimmten Altersgruppen wird es von der Gesellschaft daher erwartet, dass diese romantischen Beziehungen eingehen oder sich zumindest auf die Suche nach einer romantischen Beziehung begeben. In vielen Lebensbereichen und Subkulturen – wie zum Beispiel in der Popkultur – gilt die romantische Liebe im Kontext der „Amatonormativität“ als ultimativer Beweis für Erfolg und Glück im Leben. Somit entsteht ein indirekter Zwang, diesem gesellschaftlichen Konstrukt (teilweise unreflektiert) nachzugehen. Alternative Liebesformen wie beispielsweise die „Polyamorie“ werden hingegen als unsittlich angesehen.

Monogame Exklusivität

Einen weiteren Aspekt der „Amatonormativität“ stellt die monogame Exklusivität dar. Diese bedeutet, dass die Liebe nur zwischen zwei Partnern einer romantischen Liebe stattfinden kann. Bezogen wird sich dabei vor allem auf die körperliche Intimität ,wie beispielsweise Sex. Auch sollten Partner in einer romantischen Beziehung nur Liebe für den jeweils anderen Partner empfinden, nicht aber für Außenstehende (abgesehen von platonischer Liebe zu Freunden oder Liebe zu anderen Familienmitgliedern).

Die monogame Exklusivität gilt damit als eine feste Regel der romantischen Beziehung und damit der „Amatonormativität“. Wer diese missachtet, der verstößt gegen diese oberste Regel und vom betrogenen Partner in der Regel verlassen. Ein Verstoß kann sich zum Beispiel durch ein Fremdgehen äußern. Nach der „Amatonormativität“ wird dies als Bruch mit den gesellschaftlichen Normen verurteilt.

Geschichtlicher Hintergrund von „Amatonormativität“

Das Konzept der „Amatonormativität“ ist noch vergleichsweise jung und gilt als ein Konzept der akademischen Diskussion. Historisch geht die „Amatonormativität“ auf die Ideen der romantischen Beziehungen zurück. Diese gibt es bereits seit Jahrhunderten, haben sich im Laufe der Zeit aber stetig verändert, beziehungsweise angepasst. Die bis heute idealisierte Form der romantischen Liebe und damit der „Amatonormativität“ gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Ab diesem Zeitpunkt wird die „Amatonormativität“ verstärkt in Literatur, Musik und später Filmen sowie heute im Internet als gesellschaftlicher Standard angepriesen.

Wurden romantische Beziehungen in Form von Ehen vorher oft aus politischen oder gar finanziellen Gründen eingegangen, so kam mit der romantischen Beziehung erstmals der Gedanke auf, eine Liebesbeziehung mit freiem Willen beider Partner einzugehen. Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte haben sich die Vorstellungen einer Gesellschaft in Bezug auf Liebe und Intimität abermals weiterentwickelt.

Auswirkungen auf die Gesellschaft & Kritiken

Die Auswirkungen der „Amatonormativität“ auf die Gesellschaft sind recht vielschichtig. Zum einen gibt es positive Konsequenzen in der Form, dass Ehen gefördert und damit potenziell Nachkommen gesichert werden. Auch geht mit dem Konzept der „Amatonormativität“ eine gewisse, gesellschaftliche Sittlichkeit und Normalität einher, nach der Liebesbeziehungen immer nach einem bestimmten Schema ablaufen müssen.

Allerdings weist die „Amatonormativität“ auch einige, negative Konsequenzen (speziell für das Individuum) auf. Intimität mit anderen Menschen als dem eigenen Partner wird abgewertet und diskriminiert. Individuelle Wünsche, Anforderungen und Ansichten werden untergraben, was auf Dauer zu Unzufriedenheit und Unglück führen kann.

Gleichzeitig unterliegen romantische Beziehungen einem zu großen Druck, der vor allem durch zu hohen Erwartungen verursacht wird. Polyamorie und Individualität werden hingegen verpönt. Somit trägt die „Amatonormativität“ verstärkt zu unglücklichen und ungesunden Beziehungen bei.

Fazit: „Amatonormativität“

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Begriff „Amatonormativität“ für das Konzept der romantischen, monogamen Beziehung steht, welches sich seit dem 18. Jahrhundert in westlichen Kulturen etabliert hat. „Amatonormativität“ bedeutet, dass eine Beziehung nur auf zwei Partner bestehen kann, deren emotionale und körperliche Intimität nur exklusiv beiden Partner vorbehalten ist. „Amatonormativität“ spiegelt damit die gesellschaftlichen Erwartungen und Vorstellungen an eine Liebesbeziehung wider.

Mit dem Begriff „Amatonormativität“ sind zum Beispiel die Begrifflichkeiten „Polyamorie“ oder „Heteronormativität“ verwandt. Während „Polyamorie“ ein der „Amatonormativität“ gegensätzliches Konzept darstellt, bei dem Menschen Liebesbeziehungen zu mehreren Partnern unterhalten können, so deutet „Heteronormativität“ auf ein Konzept hin, nach der nur gemischte Liebesbeziehungen (in Form von Frau und Mann) als normal gelten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert