Was bedeutet „sein Gesicht verlieren“? Erklärung, Bedeutung, Definition

Was bedeutet sein Gesicht verlieren, Erklärung, Bedeutung, Definition


Die Redewendung „sein Gesicht verlieren“ stammt aus dem Englischen (to loose face) und hat sich im 19. Jahrhundert auch in Deutschland verbreitet. Eigentlich geht sie auf eine asiatische Weisheit zurück. Ursprünglich wurde die Wendung in Deutschland im Sinne von „etwas aus dem Auge verlieren“ verwendet. Heute bedeutet sie, seine Glaubwürdigkeit einzubüßen und sein Ansehen zu verlieren.

Was bedeutet „sein Gesicht verlieren“? Erklärung, Bedeutung, Definition

„Sein Gesicht verlieren“ hat eine Reihe von negativen Effekten. Wir werden unser ganzes Leben lang von unseren Mitmenschen beobachtet und bewertet. Deshalb ist es für uns wichtig, uns auf eine ganz bestimmte (positive) Weise darzustellen. Damit zeigen wir unser Gesicht. Das Gesicht ist unsere sichtbare Identität, die wir auf jeden Fall bewahren möchten.

Gesicht meint also die soziale Fassade, die Selbstdarstellung, mit der wir uns nach außen zeigen. Die Ausdrücke „das Gesicht wahren“ oder „sein Gesicht verlieren“ haben nichts mit unseren anatomischen Gesichtszügen zu tun. Die soziale Rolle, die wir einnehmen, wird bestimmt durch unsere Erziehung, Gewohnheiten, unsere Gefühle, Gedanken und Fähigkeiten. Sie verleiht uns Einfluss und Macht. Darum sind wir stets bemüht, unser soziales Gesicht zu bewahren und werden dabei sogar von anderen unterstützt.

Beispielsätze für den Gebrauch der Redewendung „das Gesicht verlieren“:

„Würden Politiker jetzt den Forderungen der Opposition nachgeben, würden sie ihr Gesicht verlieren“.

Ein Wutanfall in der Öffentlichkeit bedeutet in Thailand, sein Gesicht zu verlieren (sein Ansehen zu verlieren).

Der Gesichtsverlust hat gravierende Folgen

Sein Gesicht verlieren, hieße im Umkehrschluss, seine Schwächen zu offenbaren, gegebenenfalls „dumm dazustehen“. Man muss Fehler zugeben, was bei vielen Menschen Scham auslöst. Es treibt es uns im wahrsten Sinne des Wortes die Schamesröte ins Gesicht. Wir empfinden den Gesichtsverlust wie eine Demütigung.

Das Gesicht zu verlieren, hinterlässt auch ein Gefühl von Schutzlosigkeit. Es ist aber nicht nur beschämend. Weil die Außenwelt diese Situation als sehr dramatisch beurteilt, kann es bedrohliche Folgen haben. Häufig bedeutet der Verlust des Gesichtes den Verlust von Einfluss, Macht und sozialem Status. Wir verwenden extrem viel Energie darauf, unser Gesicht zu bewahren. Wir helfen anderen gerne dabei, ihren Status aufrechtzuerhalten. Um einen Gesichtsverlust zu vermeiden, sind Lügen bzw. das Verschweigen der Wahrheit unvermeidlich. Vielfach wird so gehandelt, als entsprächen die Lügen der Wahrheit. Die hierfür benutzte Sprache ist diplomatisch, oft nichtssagend und voller Allgemeinplätze.

Gutachten und Arbeitszeugnisse sind häufig so gestaltet, dass sie die Wahrheit verschleiern. Im Zeugnis werden schlechte Leistungen umschrieben, ohne den tatsächlichen Sachverhalt auszudrücken. Hatte jemand beispielsweise keine Eigeninitiative, wird das mit keinem Wort erwähnt. Man möchte den ehemaligen Mitarbeiter nicht beschämen, ihm womöglich die Zukunft verbauen. In der Regel kennen beide Seiten die Wahrheit, man spricht aber nicht darüber. Die Lügen, die der Verschleierung dienen, sind keine cleveren Lügen. Im Gegenteil, sie sind leicht zu durchschauen. Trotzdem hält sich jeder an den unausgesprochenen Verhaltenscodex.

Fazit: Was bedeutet „sein Gesicht verlieren“?

Ob privat oder beruflich, ein Ziel weiterzuverfolgen, obwohl es aussichtslos erscheint, hat häufig den Grund, dass Menschen ihr Gesicht nicht verlieren möchten. Sie wollen nicht als schlechte Entscheider dastehen. Solange noch ein Funken Hoffnung besteht, halten sie krampfhaft am Ziel fest, auch wenn es kaum noch Sinn macht. Den Schein wahren ist die Anstrengung, einen möglichen Gesichtsverlust zu vermeiden. Dabei ist gar nicht sicher, dass dieser so eintritt wie befürchtet. Statt Fehler zu fürchten und Risiken zu vermeiden, wäre es für die Psyche besser, diese offen zuzugeben und weiterhin etwas zu wagen. Fehler sind unvermeidlich, sie gehören zum Leben dazu.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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