„Schmock“ ist ein jiddisches Schimpfwort. „Schmock“ hat viele Bedeutungen, die alle abwertend gemeint sind. Das Wort selbst ist in Deutschland zwar schon lange bekannt, kommt heutzutage in deutschsprachigen Texten aber kaum noch vor. Eine „Renaissance“ erlebte das Schimpfwort Ende des 20. Jahrhunderts in der Jugendsprache.
Die Herkunft von „Schmock“
Der Begriff „Schmock“ ist in Deutschland schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Seine Bekanntheit geht auf das äußerst erfolgreiche Lustspiel „Die Journalisten“ von Gustav Freytag aus dem Jahr 1854 zurück. Darin geht es um einen jüdischen Journalisten namens Schmock, der „jiddelndes Deutsch“ spricht und insgesamt als „typisch jüdisch“ angelegt ist. Dieser Journalist wird als gesinnungslos, käuflich und skrupellos dargestellt.
Basierend auf diesem antisemitischen Klischee wurde „Schmock“ die Bezeichnung für einen Menschen ohne moralische Haltung, der sich opportunistisch immer für die Seite entscheidet, aus der das Geld kommt. Aus diesem Grund zählt das antisemitische, klischeebehaftete „Schmock“ Freytags „zum kulturell-kommunikativen Erbe, judenfeindliche Animositäten zu verbalisieren, ohne dass man den Autor als Judenhasser charakterisieren könnte“ (Quelle des Zitats: https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/journalisten-und-andere-schmocks/).
Das jiddische Schmock meint zunächst einmal gehaltloses, effektheischendes Gerede. Solch leeres und geschwollenes Gerede wurde auch als „verschmockt“ bezeichnet. Der Begriff „Schmockerei“ bedeutete so viel wie „Gewäsch“.
Eine weitere Bedeutung hatte Schmock als Schimpfwort mit der etwas vagen Bedeutung von Dandy, Snob oder selbstgerechtem Trottel.
Im Jiddischen hat Schmock auch eine obszöne und äußerst abwertende Bedeutung, denn Schmock kann auch als „Penis“ übersetzt werden. Diese Bedeutung war umgangssprachlich schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Wien im Umlauf und wurde erst 1938 mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland nicht mehr verwendet. Fritz Löhner-Beda verwendet 1909 den Begriff Schmock für einen jüdischen, das heißt in diesem Fall konkret für einen beschnittenen Mann. Ursprünglich stammt das Wort Schmok vom ostjiddischen „shmok“ ab. Die vulgäre Bedeutung leitet sich vom Altpolnischen „smok“ ab, was wiederum „Ringelnatter“ bedeutet.
Heutzutage wird Schmock bevorzugt in der Jugendsprache verwendet. Hier wird der Begriff ebenfalls ausschließlich abwertend verwendet und erinnert nur noch entfernt an die ursprüngliche Bedeutung. Das jugendsprachliche „Schmock“ bedeutet zum einen so viel wie schmieriger oder klebriger Dreck. Vermutlich geht diese Bedeutungsvariante auf das US-Amerikanische zurück, wo es als Schimpfwort die vulgäre Bedeutung von „Schwanz“ oder auch „Arschloch“ hat. Zum anderen ist mit Schmock eine verachtenswerte Person, ein Trottel oder ein Idiot gemeint. In etwas abgemilderte Bedeutung kann Schmock auch für eine naive und leicht zu täuschende Person verwendet werden.
Schmock in der heutigen Umgangssprache
Der Begriff Schmock geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland in Vergessenheit. Das hatte natürlich damit zu tun, dass die jüdische Kultur zerstört war und es in Deutschland kaum noch Juden gab. Schmock tauchte in den 1990er-Jahren in der deutschen Jugendsprache wieder auf. Verstärkt wurde er in den Nuller-Jahren verwendet, ist seither aber wieder stark rückläufig.
In der Jugendsprache wird Schmock in drei verschiedenen Bedeutungen verwendet:
- als scherzhafte Bezeichnung für einen Dummkopf, Tollpatsch oder Tölpel bzw. für einen Menschen, dem es an Intelligenz mangelt
- als abwertende Bezeichnung für jemanden, der sich wie ein Snob aufführt, eitel und arrogant ist oder sich auffällig anders verhält, als es in der Allgemeinheit angebracht wäre
- als vulgäre Bezeichnung für „Schwanz“ oder in Anlehnung daran auch für Dreck oder Mist.
In der Jugendsprache wird das Wort Schmock situationsbezogen verwendet, ohne damit eine antisemitische Haltung auszudrücken. Vermutlich ist seine Verwendung kein Rückgriff auf das Jiddische, wie es vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland noch anzutreffen war. Viel eher kam es aus dem Amerikanischen wieder zurück in die deutsche Sprache.
In Nordamerika leben viele jiddisch sprechende, aus Osteuropa in die USA eingewanderte Juden. Es ist sehr gut möglich, dass das Wort „Schmock“, das im amerikanischen Slang „Schmuck“ geschrieben und als Schimpfwort verwendet wird, über die Jugendkultur verbreitet und in die deutsche Jugendsprache integriert wurde. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es Arschloch, Schwachkopf, Idiot oder Trottel. Für nicht-jiddisch sprechende Personen hört sich die Bezeichnung „Schmock“ weniger drastisch an, als sie ist, was die „Beliebtheit“ des Wortes und die weitverbreitete Verwendung erklären würde.