Was bedeutet „getroffene Hunde bellen“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet getroffene Hunde bellen, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das geflügelte Wort „getroffene Hunde bellen“ kommt im Alltag ziemlich häufig vor. Es bedeutet, dass jemand auf eine Kritik sehr lautstark (wie ein bellender Hund) antwortet, weil sie ihn zutiefst trifft und daher berechtigt ist. Seinen Ursprung hat das Wort tatsächlich im Verhalten von Hunden, die bei einer körperlichen, aber gerechten Bestrafung bellen. Das ist schon sehr lange bekannt: Martin Luther zitierte das Sprichwort im 16. Jahrhundert und bezeichnete es damals schon als altbekannt.

Was bedeutet „getroffene Hunde bellen“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Im Prinzip versteht jedermann, dass eine Person gerade dann auf eine Kritik besonders lautstark reagiert, wenn diese berechtigt ist. Das meint das Sprichwort „getroffene Hunde bellen“. Wenn Menschen glauben, dass die Kritik absolut unberechtigt ist, lassen sie diese eher gelassen an sich abperlen und denken sich ihren Teil über den Kritikus. Dieser hat wahrscheinlich keine Ahnung, wovon er spricht. Wenn die kritisierte Person aber versteht, dass die Kritik sogar sehr berechtigt ist, „bellt“ sie wie ein getroffener Hund zurück, wenn dies ihr momentan einziges Verteidigungsmittel ist. Wahrscheinlich betrifft die Kritik einen Punkt, den sie zunächst nicht aus der Welt schaffen kann. Eine angemessene Reaktion auf Kritik erfolgt immer dann, wenn der kritisierte Mensch durchaus in der Lage ist, das beanstandete Verhalten zu ändern. Da fällt es leicht, Verständnis zu zeigen. Darüber hinaus bellen getroffene Hunde auch dann, wenn die Kritik sehr unerwartet kommt. Beispiele wären:

Der liebe Gatte kommt häufig zu spät. Gegen diesbezügliche Vorwürfe seiner Frau wehrt er sich lautstark, weil sie einen wunden Punkt getroffen hat: Unpünktlichkeit ist tatsächlich eine Schwäche von ihm. Er ist auch anderswo unpünktlich, fühlt sich aber nicht imstande, diese Schwäche auszumerzen.

Verkäufer, die mit Kritik an ihren Produkten konfrontiert werden, bellen auch bisweilen zurück. Das liegt daran, dass ihnen die Schwachstellen selbst bewusst sind, sie deshalb sogar mit ihrer verkäuferischen Tätigkeit hadern, aber gleichzeitig an den Produkten nichts ändern können.

Im Jahr 2013 veröffentlichte Greenpeace Deutschland ein „Schwarzbuch Kohleindustrie“. Darin prangerte die Organisation die Seilschaften zwischen Industrie und Politik an, die den Kohleausstieg erschweren. Die angesprochenen Unternehmen reagierten ziemlich verschnupft. Sogar der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (damals und heute [2022]: Michael Vassiliadis) zeigte sich empört. Er kündigte Greenpeace die Zusammenarbeit auf. Es war ihm bewusst, dass der Erhalt der Kohlearbeitsplätze den Klimaschaden nie und nimmer rechtfertigt, zumal schon damals viele neue Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien entstanden. Zur Einsicht war er indes nicht in der Lage: Lieber bellte er wie ein getroffener Hund zurück.

Der Radprofi Christopher Froome rastete einst bei einer Pressekonferenz aus, als er zum Thema Doping befragt wurde. Tatsächlich wurde bei ihm später eine positive Dopingprobe gefunden, er wurde deshalb für die Tour de France 2018 gesperrt.

Historische Kommentare zu „getroffene Hunde bellen“

Martin Luther schrieb 1577 in seiner „Colloquia – christliche nützliche Tischreden“ sinngemäß, „… wenn man etwas unter Hunde wirfft / schreiet und bellt der getroffen ist / und darumb verrehtestu dich selbst mit murren vnd schreien / als schuldiger Hund … “. Georg Wickram zitiert den Spruch schon 1555 in seiner Schwanksammlung „Rollwagenbüchlein“ in ähnlicher Form.

Was sagt „getroffene Hunde bellen“ über unser Fehlermanagement?

Die moderne Psychologie hat sich des Sprichworts angenommen und untersucht, was die Eigenart, wie ein getroffener Hund zu bellen, über unser eigenes Fehlermanagement aussagt. Dabei kristallisieren sich offenkundig zwei wesentliche Ursachen für die beschriebene Reaktion heraus:

#1 Das lautstarke Zurückweisen einer Kritik kann mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun haben. Dies stammt wiederum sehr oft aus der Kindheit: Die kritisierte Person wurde von ihren Eltern immer wieder (auch unbegründet) stark kritisiert und wehrt sich daher reflexartig und pauschal.

#2 Der kritisierte Mensch verfügt über ein unterentwickeltes Fehlermanagement. Dies kann mit #1 zusammenhängen, denn mit destruktiver Kritik konfrontierte Kinder haben nicht gelernt, Fehler zielgerichtet auszumerzen. Doch dieser Zusammenhang muss nicht zwingend auf diese Weise bestehen, denn es gibt auch den umgekehrten Fall: Verwöhnte Kinder haben dies ebenfalls nicht gelernt.

Wenn mangelndes Fehlermanagement vorliegt, bellen wir nicht nur wie ein getroffener Hund, sondern spiegeln möglicherweise auch den Kritikus und werfen ihm umgekehrt Fehler vor. Dies kann zu üblen Streitigkeiten führen, wie sie schon länger im Straßenverkehr und seit einigen Jahren im Internet zu beobachten sind.

„Getroffene Hunde bellen“ als Scheinargument

Das geflügelte Wort wird freilich auch, weil es so allbekannt ist, gern zum Nachtreten vonseiten des Kritikers verwendet. Dann könnte seine Verwendung falsch sein. Manchmal wehrt sich eine kritisierte Person zwar lautstark, aber eher wegen des Empfindens einer krassen Ungerechtigkeit. Auch unter Stress (aus gänzlich anderen Ursachen) bleiben wir nicht immer ruhig und sachlich.

Nun ist aber zur Vorsicht zu raten: Der Kritiker wird dann gelassen entgegnen, „getroffene Hunde bellen, sag ich´s doch“, und damit seine Kritik unterstreichen. Daher ist es ziemlich wichtig, jede Kritik zunächst in Ruhe zu überdenken und ihr dann sachlich zu begegnen – entweder mit einer begründeten Zurückweisung oder mit einer Einsicht, wenn sie berechtigt ist. Dies betrifft sogar Beleidigungen, die unter die Gürtellinie gehen. Jedermann, der auf sachlich vorgetragene oder aber unsachliche oder beleidigende Kritik reagiert wie ein getroffener, bellender Hund, riskiert seinen guten Ruf. Die Öffentlichkeit erinnert sich sofort daran, dass „getroffene Hunde bellen“. Dies führt zur Unterstellung, dass an der Kritik etwas dran sein müsse.

Fazit: Was bedeutet „getroffene Hunde bellen“?

Dass „getroffene Hunde bellen“, ist ein allgemein anerkannter Mechanismus. Dennoch wäre es voreilig, jede lautstarke Entgegnung auf eine Kritik gleich als das Bellen eines getroffenen Hundes abzutun. Manchmal hat der Kritiker dem Hund auch bewusst auf den Schwanz getreten.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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