Was bedeutet „geschasst“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet geschasst, Bedeutung, Definition, Erklärung


Das Wort „geschasst“ bedeutet, dass jemand schimpflich entlassen, vertrieben oder ausgeschlossen wurde. Als Metapher wäre darunter auch zu verstehen, dass man die betreffende Person „an die Luft gesetzt“ hat. Der Begriff leitet sich vom französischen chasser‎ für verjagen oder vertreiben ab, das im 18. Jahrhundert ein sehr gängiger Ausdruck dafür war, dass Bedienstete mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurden.

Anwendungsbeispiele für „geschasst“

  • Der Vorstand hat diesen Manager geschasst.
  • Die russische Regierung hält politisch weiter zum geschassten Ex-Präsidenten.
  • Der vormals geschasste Intendant Kuhn feierte jüngst sein Comeback.

Eine Wortbildung aus „geschasst“ ist das österreichische Verb abschasseln.

Was bedeutet „geschasst“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Geschasste Personen haben sich im latenten Subkontext unbeliebt gemacht und wurden daher in der Tat verjagt wie ein räudiger, aber eigentlich unschuldiger Hund. Diese Assoziation schwingt sehr subtil mit. Ein Beispiel:

Das katholische Nachrichtenportal katholisch.de schreibt im Jahr 2016 über den früheren Augsburger Bischof Mixa: „Der Geschasste“. Nach dieser Headline folgt ein Bericht über Walter Mixa, der anlässlich seines 75. Geburtstages, beim Erreichen der bischöflichen Pensionsgrenze und nachdem er sechs Jahre zuvor zurücktreten musste, wohl keinen Groll mehr hege und seine Vergangenheit in der Abgeschiedenheit seines gegenwärtigen Wohnortes resümiere.

Im Jahr 2010 war Mixa in die Schlagzeilen geraten, weil man ihm vorgeworfen hatte, vor sehr langer Zeit Gelder veruntreut, Heimkinder geohrfeigt und sich gar an einem Ministranten vergriffen zu haben. Lediglich die Ohrfeigen räumte Mixa quasi als Teilgeständnis ein, was angesichts der früheren Erziehungsmethoden durchaus verzeihlich erschien. Doch der Rest der Vorwürfe blieb natürlich hängen. Schließlich bot Mixa dem Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt an, der das Ersuchen annahm.

Mixa widerrief dieses aber anschließend, weil er vergeblich auf einem persönlichen Gespräch mit dem Papst bestanden hatte. Sein anschließender Rücktritt nach Drängen katholischer Würdenträger und Gemeindemitglieder erschien ihm erzwungen. Vor allem den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs wollte er nie und nimmer einräumen. Kein Zweifel: Mixa, der ja immerhin freiwillig zurückgetreten war, fühlte sich geschasst. Er konnte Jahre später auch den aus seiner Sicht guten Grund benennen: Seine Haltungen seien wohl für viele Kirchenmitglieder zu unbequem geworden.

Mixa war unter anderem sehr entschieden gegen Abtreibung eingetreten. Allerdings vertrat er damit die offizielle katholische Linie. Doch der Bischof hatte sich auch in die staatliche Politik eingemischt und etwa im Jahr 2007 die Pläne damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen angegriffen, die den Kita-Ausbau massiv fördern wollte. Laut Mixa wollte sie damit aus Frauen reine „Gebärmaschinen“ machen. Solche Äußerungen von des Bischofs lösten stets heftige öffentliche Kontroversen aus, auf die er sich nun als vermeintlich wegen seiner Unbequemlichkeit geschasster Würdenträger berief.

Wie deuten unabhängige Beobachter den Rücktritt von Mixa?

Es gibt durchaus eine relativ neutrale Betrachtung des bischöflichen Rücktritts. Möglicherweise hatte er mit seinen Kontroversen wirklich ein wenig überzogen, weshalb ihm feindlich gesonnene Kräfte schließlich in seiner Vergangenheit herumkramten und dabei die eine oder andere Leiche im Keller zutage förderten. Damit geriet Mixa nun unter Druck und in die Defensive, was er nicht lange aushielt – daher sein Rücktrittsgesuch. Hinzu kam ein sehr entscheidender Fakt, der wahrscheinlich Papst Benedikt XVI. dazu bewogen hatte, seinen Rücktritt umgehend anzunehmen: Mixa waren schlechtes Krisenmanagement während der gesamten Vorgänge und kaum Rückhalt in der Bischofskonferenz und seiner Diözese vorgeworfen worden. Das kann die katholische Kirche nicht gebrauchen. Mit der Weigerung des Papstes, ihn zu empfangen, sandte dieser das Signal des Fallenlassens aus, was Mixa vielleicht mit einigem Recht als „geschasst“ empfand: Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen waren nie vollkommen aufgeklärt worden. Doch man vertrieb ihn aus seinem Amt wie einen räudigen Hund vom Hof.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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