Was bedeutet „Finsta“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Finsta, Bedeutung, Definition, Erklärung


Finsta steht für Fake Instagram, ist aber kein Fake-Account, wie man vermuten würde. Vielmehr richten sich vornehmlich sehr junge User einen Finsta-Account als zweiten Account auf Instagram ein, um dort wirkliche Schnappschüsse, Gedankenwirrwarr und auch vermeintliche Peinlichkeiten teilen zu können. Die Generation Z liebt „Finsta“. Als erstes klassisches Medium berichtete 2020 die BBC darüber.

Begrifflichkeiten und Bedeutung: Finsta vs. Fake-Accounts auf Instagram

Finsta steht ironischerweise für „Fake Instagram“, doch es ist eigentlich genau das Gegenteil von Fake-Accounts gemeint. Auf Finsta posten die User*innen all das, worauf sie mal eben Lust haben. Das kann ein verrutschtes Selfie sein, aber auch wackelige Fotos von betrunkenen Partygästen sind oft zu sehen. Viele Videos, Fotos und Screenshots schaffen es bekanntlich nicht auf den Rinsta, also auf Regular oder Real Instagram.

Das wäre der offizielle Account eines Users. Für Finsta können sie sich aber gut eignen. Sie werden hier fleißig geteilt, Schamgrenzen gibt es nicht — wobei Finsta natürlich im Privatmodus bleiben muss. Daher vergeben die User*innen hierfür auch einen ganz privaten Benutzernamen. Ungebetene Follower sollen den Account sowieso nicht finden. Nur die engsten Freunde haben Zugang, in selteneren Fällen auch Familienmitglieder. Damit unterscheidet sich Finsta ganz erheblich von richtigen Fake-Accounts. Dies sind meist zu kommerziellen Zwecken angelegte unechte Profile, die Reichweite erzielen sollen.

Im ersten Quartal 2021 schätzte Facebook (als Mutter von Instagram) selbst ein, dass knapp 10 % der Profile auf Instagram solche Fakes sein könnten. Man gehe dagegen vor, versicherte das Unternehmen, habe aber Schwierigkeiten mit der Verifikation. Wenn Facebook Fake-Profile erkennt, löscht das Unternehmen sie konsequent, so geschehen etwa im Januar 2019 mit mehreren Hundert russischen Accounts. Diese waren sogenannte Trolls für die politische Stimmungsmache. Häufiger legen sie Gewerbetreibende an, um von vermeintlichen Privatleuten ihre Produkte bejubeln zu lassen, manchmal sind Fake-Profile auch richtig gefährlich: Sie gehören zu Pädophilen oder Datendieben. Die etwas harmlosere Variante zielt darauf ab, Onlinedating unter falscher Identität anzubahnen. Manche Fake-Profile sind schnell zu enttarnen, weil sie nicht einmal ein Profilfoto sowie keine Follower und Freunde haben oder kurz auftauchen, wieder verschwinden und unter anderem Namen, aber in gleicher Machart erneut auftauchen.

Doch es gibt auch gut gepflegte Fake-Profile, bei denen Vorsicht geboten ist. Wie auch immer: Mit Finsta hat all das nichts zu tun. Dieser Begriff wurde für den eigenen zweiten Account für untergründige Posts reserviert.

Finsta einrichten

Eigentlich könnte man denken, der Finsta-Account sei überflüssig, denn schließlich können User auch den offiziellen Account auf „privat“ stellen. Doch das scheint nicht zielführend zu sein, denn dieser Account ist ja gerade dafür da, einer breiteren Öffentlichkeit ein möglichst charmantes Bild von sich selbst zu präsentieren. Wer nun deshalb Finsta einrichtet, um sich doch mal ganz ungeschminkt zu zeigen (oft im wahrsten Sinne des Wortes), benötigt hierfür zunächst einen passenden Namen. Dieser kann ruhig sehr privat und sehr spaßig sein. Da Finsta eigentlich nur für gute Freunde gedacht ist, könnte es sogar der eigene Klarname (wenigstens der Vorname und ein Buchstabe des Nachnamens) sein, doch so weit gehen die meisten User*innen nicht: Das wäre auch irgendwie uncool. Es muss aber kein nüchterner Username sein, der sich auch fürs Business eignet.

Wenn der Account wie üblich auf Instagram eingerichtet wurde, darf er alle möglichen und unmöglichen Bilder aus dem eigenen Fotoordner erhalten, auch diejenigen, die eigentlich nie veröffentlicht werden sollten. Schnell stellen die Instagram-Begeisterten, die sich damit befassen, ein eigenartiges Phänomen fest: Auch über diese Bilder machen sie sich nun schwere Gedanken. Dass liegt daran, dass wir alle es verlernt haben, einfach frei zu posten, ohne an die Konsequenzen zu denken. Zu sehr wurde in den vergangenen Jahren davor gewarnt, denn das Netz vergisst ja nichts, und irgendwann könnten betrunkene Selfies vielleicht doch der eigenen Karriere oder einer künftigen privaten Beziehung schaden. Doch genau für dieses freie Posten ist Finsta da. Die einzige Sorge muss sein, wer von den eigenen Freunden diesen Account zu sehen bekommt.

Finsta teilen: Wer kommt infrage?

Wer eine Weile auf Finsta gepostet hat, sollte nun darüber nachdenken, an wen sich diese intime Nabelschau richtet. Das hängt davon ab, was denn genau gepostet wurde. Ein Beispiel: Wer beispielsweise ein Bild in inniger Umarmung mit einem früheren Freund veröffentlicht hat, muss sich überlegen, ob das der gegenwärtige Freund so toll finden wird. Doch irgendwer sollte die Fotos schon sehen, sonst wäre der Finsta-Account sinnlos. Junge Frauen teilen Finsta oft nur mit engsten Freundinnen, junge Männer sind manchmal etwas großzügiger.

Das Teilen selbst ist schon wichtig: Finsta ist nämlich ein Akt der Befreiung. Es ist so, als würde man seinen engsten Freunden an einem wirklich guten Abend in der Kneipe einen Schlag aus der Jugendzeit erzählen, der freilich auch Peinliches enthält, den man (frau) aber mal loswerden wollte. Diese Aktion führt zu einer wichtigen inneren Erleichterung. Die Nutzer*innen haben es von sich gegeben. Sie sind es damit los. Auch die Reaktionen der Freunde sind natürlich wichtig. Oft fallen sie viel harmloser aus als im Vorfeld befürchtet, weil die Freund*innen einfach nur lachen. Finsta wird auf diese Weise zum „Safe Place“, den es auf Facebook und Rinsta (dem realen Instagram-Account, siehe oben) längst nicht mehr gibt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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