Die Bezeichnung „Blüten“ für Falschgeld ist vielleicht etwas aus der Mode gekommen, dürfte dennoch jedem geläufig sein. Was aber haben die Blüten einer Blume mit gefälschten Geldscheinen zu tun? Die Erklärung ist wie so oft bei derartig seltsam anmutenden Bezeichnungen eine kleine Verschiebung im Klang eines eigentlich völlig anderen Wortes. Zumindest ist dies dann gegeben, wenn die erste der beiden bekannten Theorien zutreffend ist, warum Falschgeld „Blüten“ genannt werden. Doch auch die andere Theorie dazu klingt plausibel. Hier nun also die ausführlichere Betrachtung der beiden weit verbreiteten Erklärungen, wie Falschgeld zur auf den ersten Blick obskuren Bezeichnung „Blüten“ kommt.
Theorie 1: Falschgeld und Blüten – Polieren von Münzen erschuf die „Blede“
Die erste Theorie zur Herkunft des Wortes „Blüte“ vermutet, dass es von einem Vorgang stammt, der im Mittelalter wohl recht verbreitet war. Damals war es ein bekannter Trick, eigentlich wenig wertvolle Münzen so lange ausschweifend zu polieren, bis sich ihre Oberflächenfarbe merklich änderte. Was zuvor auch durch sein Erscheinungsbild zeigte, dass es nicht viel Wert habe, wirkte durch die dann oft fast golden schimmernde Oberfläche deutlich wertvoller. Die Bezeichnung für derart behandelte Münzen lautete einfach „Blede“. Und man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie im Laufe der Jahrhunderte aus dem Wort „Blede“ beim Gebrauch irgendwann die „Blüte“ wurde. Echte Beweise, dass diese Theorie zutreffend ist, hat man bislang allerdings noch nicht auftreiben können. Sonst hätte sich ja auch nicht bis heute die zweite Theorie zur Erklärung dieses Phänomens halten können, die ebenfalls recht plausibel wirkt.
Theorie 2: Falschgeld und Blüten – Zinnplatten zur Fälschung hießen „Blate“
Diese zweite Theorie nimmt genauso Bezug auf bekannte Vorgehensweisen in der Zeit des Mittelalters, um Geld zu fälschen. Dabei verwendete man Zinnplatte, um damit Goldmünzen zu imitieren. Man presste sie in Prägung und Form genauso wie eine echte Goldmünze. Anschließend überzog man sie nur mit einer dünnen Goldschicht. Sie sahen teilweise den echten Goldmünzen – zumindest für den Laien – zum Verwechseln ähnlich. Nur hatten sie natürlich nicht annähernd deren Wert. Wiederum kommt dann die Bezeichnung ins Spiel, die diese Vorgehensweise begleitete. Denn die verwendeten Zinnplatten hießen im Mittelhochdeutschen „Blate“. Vermutlich wurden die so gefälschten Münzen also „Blate-Münzen“ genannt, was sich dann ebenfalls im Laufe der Jahrhunderte zum heute bekannten Ausdruck „Blüte“ wandelte. Zwar waren diese Zinnmünzen deutlich weicher als die echten Goldmünzen. Dennoch gelangen wohl immer wieder damit Täuschungserfolge. Wegen der unterschiedlichen Weichheit war ein Weg, die Echtheit einer vermeintlichen Goldmünze daher, auf sie zu beißen, um zu sehen, ob sie sich dabei verformt. Daher stammt wohl auch die Tradition, dass Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen nach der Siegerehrung und auf etlichen Siegerfotos auf ihre Goldmedaille beißen. Diese Art von Pose dürfte recht bekannt sein – und eben ihren Ursprung darin haben, eine Goldmünze auf ihre Echtheit zu prüfen.
Welche der beiden Theorien nun die endgültige Erklärung für die Bezeichnung „Blüte“ für Falschgeld ist, ist nicht entschieden. Wobei durchaus möglich ist, dass beide zutreffen und das Wort „Blüte“ gleich zweierlei Herkunft hat.
Blüten bezeichnen im Amtsdeutsch Spielgeld
Übrigens ist das Wort „Blüte“ für Falschgeld im Amtsdeutsch nicht bekannt bzw. in Verwendung. Es ist allein eine umgangssprachliche Bezeichnung. Tatsächlich taucht aber auch offiziell die Bezeichnung „Blüte“ auf. Im offiziellen Gebrauch bezeichnet man damit nämlich Spielgeld, wie man es beispielsweise von Monopoly oder ähnlichen Gesellschaftsspielen kennt. Grundsätzlich ist es sogar erlaubt, echtes Geld selbst zu drucken – wenn diese Nachdrucke durch sehr konkret umrissene Vorschriften es unmöglich machen, diese Drucke für echtes Geld zu halten. Das wird zum Beispiel durch eine weit über- oder untertriebene Größe der Nachdruck sichergestellt, oder durch die Nutzung von anderem Material als Papier, beispielsweise Glas oder Marzipan. Allerdings sind auch nur einseitig bedruckte Nachdrucke nicht erlaubt, sofern sie ansonsten dem Geld in Größe und vielen weiteren Merkmalen ähnlich sind. Eher selten dreht man einen Geldschein schließlich im freien Zahlungsverkehr um, bevor man ihn akzeptiert.
Ob auch für diese offizielle Bezeichnung von Spielgeld als „Blüte“ dieselben Theorien für die Wortentstehung gelten, ist allerdings noch nicht bekannt.