Warum wird in Spanien so spät gegessen? Erklärung, Gründe

Warum wird in Spanien so spät gegessen, Erklärung, Gründe


Die Essenszeiten der Spanier sind weltweit berüchtigt. Oftmals wird in diesem südeuropäischen Land nämlich deutlich später gegessen, als in den übrigen Ländern von Europa oder weltweit. Besonders auffällig ist jedoch das späte Abendessen der Spanier. Diese wird nicht selten bis kurz vor Mitternacht eingenommen, während andere Europäer teilweise schon schlafen.

Das späte Abendessen ist dabei Teil der spanischen Kultur und ein Phänomen, welches sich bereits seit mehreren hundert Jahren etabliert hat. Im Vergleich zu anderen Ländern essen die Spanier zu Abend jedoch recht überschaubar. Meist beschränkt sich die Auswahl auf kleine Häppchen (spanisch auch „Tapas“ genannt). Dazu wird üblicherweise Salat und Wein gereicht. Die üppigste Mahlzeit des Tages stellt für die sonnenverwöhnten Spanier nämlich das Mittagessen dar, bei dem Kraft für den ganzen Tag getankt wird.

Reisenden nach Spanien fällt das Phänomen des späten Abendessens relativ schnell auf. Doch viele Menschen wissen gar nicht, was es damit genau auf sich hat. Der nun folgende Artikel soll daher einmal dazu dienen, die allabendlichen Essgewohnheiten in Spanien zu erklären und soll darüber hinaus geschichtliche Hintergründe aufzeigen.

Warum wird in Spanien so spät gegessen? Erklärung, Gründe

In Spanien wird recht spät zu Abend gegessen. Die letzte Mahlzeit des Tages wird häufig zwischen 21:30 und 23:00 Uhr eingenommen und damit deutlich später als in allen übrigen Ländern Europas. Ähnlich spät wird das Abendessen in Europa nur noch im benachbarten Portugal eingenommen. Auch hier sind Zeiten zwischen 21:00 und 22:30 Uhr für das Abendbrot keine Seltenheit. Im übrigen Europa wird tendenziell früher gegessen. Im Schnitt zwischen 18:00 und 20:00 Uhr. Je weiter man sich geografisch in den Norden von Europa begibt, desto eher wird das Abendbrot in der Regel eingenommen – in Norwegen und Schweden beispielsweise schon zwischen 16:30 und 18:00 Uhr.

Spanien und Portugal stellen hier also eine große Ausnahme dar. Die Zeit für das Abendessen ist auch im Vergleich zu weiteren Ländern außerhalb Europas recht spät. Die Gründe hierfür sind jedoch recht vielschichtig und sollen im weiteren Verlauf des Artikels noch näher aufgezeigt werden.

Gründe für das späte Abendessen der Spanier

Spanier lieben ihr spätes Abendessen. Gleich aus mehreren Gründen entscheiden sich diese für spätere, aber dafür kleinere und leichte Gerichte:

  • Aufgrund der im Jahre 1942 durch Diktator Franko initiierten Zeitzonenverschiebung
  • Aufgrund der Essenskultur der Spanier
  • Aufgrund des heißen Klimas in Spanien

Die oben genannten Gründe sollen in den nachstehenden Unterabschnitten allesamt einmal ausführlich erklärt werden.

Zeitzonenverschiebung durch Diktator Franko im Jahre 1942

Im Jahre 1942 führte der damalige, spanische Diktator Francisco Franco eine Zeitzonenverschiebung in Spanien ein. Durch diese wurde die Zeit in Spanien an die mitteleuropäische Zeitzone angepasst. Hatte Spanien vorher die gleiche Uhrzeit wie beispielsweise London oder Dublin, so wurde die Uhrzeit nun um eine ganze Stunde vorgerückt und entsprach fortan jener von Paris, Berlin oder Warschau.

Franco führte vor allem politische und soziale Gründe an, die die Zeitzonenverschiebung aus seiner Sicht notwendig machte. Zum einen wollte sich Franco im Zweiten Weltkrieg an Deutschland und Italien annähern. Zum anderen hatte dies auch wirtschaftliche Gründe. Vor allem aufgrund letzterer wurde die Zeitzonenverschiebung beibehalten. Denn Spanien richtete seine Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg vor allem auf das europäische Festland aus und weniger nach Großbritannien, Irland oder Portugal.

Essenskultur der Spanier

Die spanische Essenskultur ist geprägt von Geselligkeit und einer großen Auswahl an schmackhaften Gerichten. Während das Frühstück in der Regel klein und leicht ausfällt, so stellt das Mittagessen meist die Hauptmahlzeit des Tages dar. Sie wird üblicherweise während der „Siesta“ (so heißt die berühmte, spanische Mittagsruhe) eingenommen – also zwischen 14:00 und 15:30 Uhr. Das relative späte Mittagessen bedingt dann auch das nach hinten verlagerten Abendessen, welcher selten vor 21:00 Uhr eingenommen wird. Auch die spanischen Arbeitszeiten weichen etwas vom übrigen Europa ab – der typische Spanier arbeitet beispielsweise von 10:00 bis 18:00 oder 19:00 Uhr.

Klima in Spanien

Auch das spanische Klima spielt in Bezug auf das späte Abendessen eine wichtige Rolle. In weiten Teilen des Landes herrscht ein mediterranes Klima – im Süden des Landes ähnelt das Klima sogar bereits jenem in der Sahara. Spanier bevorzugen es daher, in den milderen Abendstunden zu speisen und beschränken ihre Essensauswahl dann auch auf leichte Speisen wie beispielsweise Tapas, kalte Suppen oder Salate. Das späte Abendessen sorgt dann auch dafür, dass man die kühlere Abendstimmung besser genießen kann. Viele Spanier zelebrieren das dann in kleineren Straßencafés oder im eigenen Garten – zusammen mit Freunden oder Familienmitgliedern.

Auswirkungen des späten Abendessens auf das kulturelle Leben

Das späte Abendessen der Spanier hat einen signifikanten Einfluss auf deren kulturelles Leben, welches sich selbst werktags spät in den Abend oder die Nacht verlagert. Nicht selten treffen sich Spanier erst spät abends zum Abendessen und anschließendem Tanz oder Umtrunk. Kulturelle Veranstaltungen, Theateraufführungen und soziale Interaktionen finden häufig um das späte Abendessen herum statt. Entsprechend spät startet in Spanien der allmorgendliche Arbeitsbeginn.

Vor- und Nachteile des späten Abendessens der Spanier

Das späte Abendessen der Spanier hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Diese sollen in den folgenden Unterabschnitten einmal näher aufgezeigt werden.

Vorteile des späten Abendessens der Spanier

  • Abend kann in geselliger Atmosphäre mit Freunden und Verwandten verbracht werden
  • Ein langsames Genießen einer Mahlzeit fördert zudem das Wohlbefinden
  • Angenehmeres Klima am Abend

Nachteile des späten Abendessens der Spanier

  • Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Belastung des Verdauungssystems (insofern kurz nach dem Abendessen zu Bett gegangen wird)

Fazit zum Thema spätes Abendessen und Zeitzonenverschiebung in Spanien

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das späte, spanische Abendessen eine langgehegte Tradition darstellt. Es geht unter anderem auf Diktator Franco zurück, der im Jahre 1942 eine Zeitzonenverschiebung in Spanien veranlasste. Aber auch vorher haben die Spanier bereits vergleichsweise spät zu Abend gegessen. Dies ist aber vor allem auf das spanische Klima zurückzuführen, welches erst in den späteren Abendstunden angenehme Temperaturen zulässt.

Für Touristen und Reisende nach Spanien stellt das späte, spanische Abendessen ein kulturelles Phänomen dieser Region dar. Es bietet Vor- und Nachteile, eignet sich für Urlauber aber besonders gut, da so eine gute Grundlage für abendliche Aktivitäten geschaffen wird.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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