Italien gilt in Europa und der Welt als Land mit einer besonders reichhaltigen Kaffeekultur. Zwischen Alpen und Sizilien wird soviel Kaffee getrunken, wie sonst nirgends auf der Welt. Der „Cappuccino“ gilt als eine der beliebtesten Kaffeegetränke in Bella Italia. Dennoch ranken sich um dieses köstliche Kaffeegetränk zahlreiche Mythen und Traditionen. Dem Cappuccino wird nämlich beispielsweise vorausgesagt, dass dieser ausschließlich vormittags getrunken wird – zumindest in Italien. Während der Cappuccino in allen übrigen Teilen der Welt nahezu ganztags genossen wird.
Diese typisch italienische Tradition stammt nicht von ungefähr. Da diese hierzulande nahezu unbekannt ist und nur Touristen immer wieder von der Tradition, seinen Cappuccino nur vormittags zu trinken, mitbekommen, soll diese im folgenden Artikel einmal ausführlich erklärt werden. Dabei soll unter anderem auf historische Hintergründe und Einflüsse sowie auf die Auswirkungen der Globalisierung auf den Konsum von Cappuccino eingegangen werden.
Definition und Zubereitung von „Cappuccino“
Das Wort „Cappuccino“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt soviel wie „kleine Kapuze“. Gemeint ist damit die Optik eines Cappuccinos, der sich optisch stark an den damaligen Kapuzinermönchen und ihren braunen Gewändern orientiert. Ein „Cappuccino“ besteht im Wesentlichen aus Kaffee und Milch, die in den frisch gebrühten Kaffee gegossen wird. Anschließend wird dem Getränk noch ein Häubchen aus Milchschaum aufgesetzt, sodass sich der „Cappuccino“ vom regulären Milchkaffee unterscheidet.
Für die Zubereitung von „Cappuccino“ werden in der Regel hochwertige Kaffeebohnen verwendet, die von einer Kaffeemaschine zusammen mit stillem Wasser oder Leitungswasser zu Kaffee verarbeitet werden. Für die Milch wird fettreiche Vollmilch verwendet, die zunächst gebrüht und anschließend zu Schaum aufgeschlagen wird. Die noch heiße Milch wird dann dem Kaffee hinzugefügt – der fettreiche Milchschaum dient als Topping.
Serviert wird ein „Cappuccino“ meist in durchsichtigen Gläsern mit einem Henkel oder ohne Henkel. Auf diese Weise kann der Konsument die typisch kaffeebraune Farbe und das milchweiße Häubchen des Getränks erkennen.
Historische und kulturelle Hintergründe
Die italienische Kaffeekultur besitzt eine einzigartige Tradition, die sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte entwickelte. Traditionell gilt das Frühstück in Italien als kleine Mahlzeit, die oftmals nur aus einem kleinen Snack oder einem Getränk besteht. Da das gesellschaftliche Leben in Italien üblicherweise spät beginnt, bleibt morgens nicht viel Zeit für die Zubereitung, beziehungsweise für den Genuss einer vollwertigen Mahlzeit. Vielmehr legen Italiener Wert auf eine üppige Mittags- sowie Abendmahlzeit. Eigens für diesen Umstand entwickelten die Italiener im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte energiereiche und gleichzeitig belebende Getränke (zum Beispiel in Form des Kaffees), das Frühstück und Getränk in einem darstellt. Zudem ist der Cappuccino an sich preisgünstig und unkompliziert zuzubereiten.
Geschmack, Gesundheit und Tradition
In Italien hält sich hartnäckig die Tradition, dass der Cappuccino nur morgens oder maximal vormittags getrunken wird. Für den Italiener gibt es hierfür gleich eine ganze Reihe an Gründen:
- Cappuccinos gelten in Italien als Frühstücksgetränk
- Cappuccinos sind fett- und kalorienreich
- Einflüsse des italienischen Klimas
In den nun folgenden Unterabschnitten sollen die eben genannten Gründe noch detaillierter aufgezeigt werden.
Cappuccinos gelten in Italien als Frühstücksgetränk
Energiereich, belebend und lecker – so wird der Cappuccino in Italien empfunden. Deswegen eignet sich dieser hervorragend als kleine, aber nährstoffreiche, erste Mahlzeit des Tages. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kaffee ist der Cappuccino etwas sättigender und leichter zu verdauen und wird in Italien daher vor allem morgens sehr geschätzt. Teilweise wird dieser noch mit etwas Gebäck oder Ciabatta-Brot ergänzt und fertig ist die typisch italienische Frühstücksmahlzeit.
Cappuccinos sind fett- und kalorienreich
Aufgrund ihres sehr hohen Vollmilchgehalts gelten Cappuccinos als fett- und kalorienreich. Eine kleine Tasse Cappuccino (200 Milliliter) liefert im Schnitt rund 90 Kalorien und damit deutlich mehr als ein herkömmlicher, schwarzer Kaffee, mit 4 Kalorien auf die gleiche Menge. Die cremige Textur und der reichhaltige Geschmack sorgen aber dann dafür, dass der Cappuccino in Italien morgens und vormittags so beliebt ist.
Einflüsse des italienischen Klimas
Das heiße, mediterrane Klima in weiten Teilen Italiens ist ein weiterer Grund dafür, weshalb Cappuccino morgens und vormittags so beliebt ist. Speziell in den heißen Sommermonaten verzichten Italiener auf ein üppiges Frühstück und bevorzugen einen leichtverdaulichen Cappuccino. Dieser kann ebenso kalt getrunken werden. In Kombination mit dem warmen Klima wird tagsüber prinzipiell weniger gegessen, als beispielsweise in den kühleren Abendstunden. Hier eignet sich der Cappuccino als leichter und belebender Snack für zwischendurch.
Welche Auswirkungen haben die Globalisierung auf den Cappuccino-Konsum der Italiener?
Die zunehmende Globalisierung hat natürlich auch Einfluss auf den Kaffeekonsum der Italiener. So haben sich die Präferenzen in Bezug auf den Kaffeekonsum der Italiener in den vergangenen Jahren teilweise stark verändert. So wird der Cappuccino mittlerweile nicht mehr ausschließlich morgens, sondern vereinzelt auch nachmittags getrunken. Der Cappuccino selbst wird aber zunehmend auch von alternativen Kaffeearten ersetzt. Das Aufkommen von internationalen Kaffeeketten, wie beispielsweise Starbucks, hat die italienische Kaffeekultur in den letzten Jahren stark beeinflusst. Der Trend geht in Italien morgens immer mehr in Richtung Frappé oder Eiskaffee und damit weg vom klassischen Cappuccino.
Kritische Betrachtung in puncto Cappuccino ausschließlich vormittags trinken
Kritiker bemängeln an der langgehegten Tradition, dass Cappuccino in Italien nur vormittags getrunken wird, vor allem, dass dies letztlich eine Frage der individuellen Vorlieben sei. Zumal gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die den Konsum von Cappuccino ausschließlich vormittags empfiehlt. Viele sehen in der Tradition zudem ein Relikt der Vergangenheit, da sich die italienische Kaffeekultur durch das Aufkommen internationaler Kaffeeketten ohnehin in einem Wandel befindet. Somit bemängeln Kritiker an Verfechtern dieser Tradition, dass diese nicht offen genug für Praktiken und Traditionen von außerhalb Italiens sind, was den Kaffeegenuss betrifft.
Fazit zum Thema „Cappuccino vormittags trinken“
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der ausschließliche Konsum von Cappuccino morgens oder vormittags eine typisch italienische Tradition darstellt. Dieser wird aber zunehmend durch internationale Einflüsse verwässert. Die ursprüngliche Idee dahinter ist, dass der Cappuccino eine leichte und dennoch leckere und belebende Frühstücksmahlzeit darstellen kann.
Mit der Tradition um den Cappuccino sind im internationalen Vergleich beispielsweise die britische „Teatime“ oder die schwedische „Fika“ bekannt, bei denen es sich um typische Nebenmahlzeiten des jeweiligen Landes handelt. In Deutschland könnte als Pendant hierfür das „Vesper“ dienen, welches im Bundesland Sachsen zum Beispiel typischerweise zwischen 15 und 17 Uhr eingenommen wird.