Meerschweinchen – Schweine, die über das Meer kamen?
Wohl kaum ein anderes Haustier wirft mehr Fragen über Namensherkunft auf. Bis heute ist die Bezeichnung Meerschweinchen nicht zu einhundert Prozent erklärbar. Schaut man sich die Namensgebung in anderen Sprachen an, wird die Sache noch mysteriöser.
Warum heißen Meerschweinchen „Meerschweinchen“? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung
Das Meerschweinchen stammt ursprünglich aus Südamerika. So viel ist klar. Doch wie genau es zu einem der beliebtesten Haustiere Europas wurde, ist nicht ausreichend geklärt.
Vermutlich kamen erste Exemplare der possierlichen kleinen Tiere mit den spanischen Seefahrern nach Europa. In Lexika findet man daher die gängige Erklärung von Schweinchen, die mit den Seefahrern über das Meer kamen.
Wer schon mal das Quieken der Tiere hat, wundert sich wenig über die Verbindung zum Schwein. Tatsächlich gibt es auch eine biologische Verwandtschaft, wenn auch nicht zu unseren Hausschweinen.
Das Meerschweinchen gehört zur Klasse der Nagetiere. Etwas weiter entfernt zählt man sie zu den Verwandten der Stachelschweine.
Im Grunde genommen bilden sie eine ganz eigene Nagetier-Klasse auf dem südamerikanischen Kontinent. Zu den sogenannten Hydrochoerinae oder Caviinae gehören auch die Maras (Pampashasen) und das größte Nagetier der Welt, das Capybara-Wasserschwein.
Meerschweinchen: In Südamerika weit verbreitet
Den Konquistadoren begegnete das Meerschweinchen vermutlich erstmals im Kochtopf. Als die spanischen Seefahrer 1492 auf der Suche nach einer Westroute nach Indien waren, landeten sie auf dem „neuen“ Kontinent.
Der war damals von Inkas, Mayas und anderen indigenen Völkern besiedelt. Denen diente das Meerschweinchen hauptsächlich als Nahrungsquelle. Bis heute sehen Touristen, die in diese Länder reisen, die ersten Schweinchen eher gegrillt auf Märkten, denn in der freien Wildbahn.
Meerschweinchen sind häufige Tiere. Ganz ähnlich wie bei uns die Kaninchen. Sie haben allerdings viel kürzere Beine und sind dadurch nicht so schnell. Das macht sie zu einer leichten Beute für Fleischliebhaber.
In freier Wildbahn leben die Schweinchen bis in Höhen von 4000 Metern. Deswegen halten sie als Haustiere in unseren Breiten niedrige Temperaturen sehr gut aus. Ansonsten leben sie in grasbewachsenen Steppengebieten. Tropische Regenwälder werden nicht von Meerschweinchen bewohnt.
Meerschweinchen: Eines der beliebtesten Haustiere
Vermutlich fand das Meerschweinchen von Zoos und privaten Haltungen exotischer Tiere in unsere Wohnstuben.
Die Sitte, Haustiere für Erwachsene und Kinder zu halten, gibt es schon sehr lange. Doch erst in der Neuzeit boomt die Kleintierhaltung regelrecht. Vermutlich sind es heute um die 2,5 Millionen Meerschweinchen, die in Deutschland das Herz ihrer Halter erfreuen.
Meerschweinchen können bis zu zehn Jahre alt werden. Am liebsten leben sie in kleinen Gruppen, mindestens jedoch zu zweit.
Das „Meerschweinchen“ in anderen Sprachen
Im englischen Sprachraum heißt das Meerschweinchen offiziell „guinea pig“. Allerdings liegt Guinea in Afrika und nicht in Südamerika. Ursprünglich soll es „ginny-pig“ genannt worden sein und die heutige Schreibweise eigentlich ein Fehler sein.
Die Italiener sagen „porcellino d’India“, was zu Deutsch „Schweinchen aus Indien“ bedeutet. Auch das stimmt im Grunde nicht. Die Seefahrer waren zwar auf dem Weg nach Indien, fanden aber Südamerika. Alternativ sagt man der lateinischen Bezeichnung (Caviidae) gemäß auch „la cavia“.
Der französische Name ist ebenfalls „Schwein aus Indien“: „cochon d’Inde“. Alternativ werden sie als „le cobaye“ bezeichnet.
Die Begriffe „guinea pig“(englisch), „la cavia“ (italienisch) und „cochon d’Inde“ (französisch) sind in den jeweiligen Ländern gleichbedeutend mit dem „Versuchskaninchen“. Tatsächlich werden Meerschweinchen neben Ratten, Kaninchen und Hunden häufig für Labortests genutzt.