Paradox der Toleranz: Was ist das? Bedeutung, Definition, Erklärung

Paradox der Toleranz


Das Toleranz-Paradox – nach Karl Popper – besagt, dass uneingeschränkte Toleranz unausweichlich zum Verschwinden der Toleranz führt. Wenn eine tolerante Macht intolerante Kräfte toleriert, so führt dies dazu, dass die eigene Toleranz eingeschränkt oder vernichtet wird.

Wenn intolerante Menschen/Meinungen durch Toleranz geduldet werden, so führt dies zu einem Verschwinden der Toleranz. Wenn eine tolerante Gesellschaft sich nicht gegen Intolerante verteidigt, so werden die Toleranten vernichtet werden. Damit dies nicht passiert, wird der Grundsatz „Keine Toleranz für Intoleranz“ angewendet.

Popper antwortete damit auf eine Frage:

Sollte eine tolerante Gesellschaft intolerante Menschen/Ideen tolerieren?

Seine Antwort: Nein.

Die Schlußfolgerung lautet:

Toleranz wird verteidigt, in dem Intoleranz nicht geduldet wird.

Daraus ergeben sich zwei Fragen: Wann endet Toleranz? Wann beginnt Intoleranz? Die Antwort kann lauten: Wenn Freiheitsrechte eingeschränkt, Grundrechte missachtet und Menschenwürde verletzt werden.
(Hier schließen sich zwei Fragen an: Was verletzt die Menschenwürde? Wie weit geht Meinungsfreiheit?)

Als Maßnahmen gegen intolerante Menschen bzw. Intoleranz sagt Popper, dass diese nicht gewaltsam unterdrückt werden sollten, solange man ihnen mit rationalen Argumenten kommen kann und sie durch die öffentliche Meinung in ihren Schranken gehalten werden. Wenn intolerante Vertreter rationale Diskussionen und Argumente ablehnen sowie Argumente als Täuschungsmanover bezeichnen, sollten nach Popper die Toleranten Gewalt als ein Mittel in Anspruch nehmen, um die Intoleranten zu unterdrücken.

Laut Popper stellt sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb der Gesetze. Daher sollte jede Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ein Verbrechen wie die Aufforderung zum Mord, Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenshandels betrachtet werden.

Hintergrund

Karl Popper formulierte das Toleranz-Paradox 1945 in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Band 1.“

Seine genaue Formulierung war:
„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“

Anmerkung des Autors

Weiterhin sollte beachtet werden, wem gegenüber jemand tolerant oder intolerant ist – und aus welchem Grund.

Was ist z.B. mit der Intoleranz gegenüber gefährlichen Menschen?

Was ist mit der Intoleranz gegenüber Menschen, die skeptisch sind und einer neuen Entwicklung nicht positiv oder negativ, sondern abwartend kritisch gegenüber stehen? Eigentlich sollte eine Gesellschaft gegenüber Kritikerin tolerant sein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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