Historisch lässt sich die Geschichte der Schule bis in das Altertum und die Antike zurückverfolgen. Das Konzept eines Lehrmeisters bzw. einer Lehrmeisterin oder von Mentoren, die nachfolgende Generationen ausbilden, ist zeitlos. Doch ein organisiertes Schulsystem taucht laut heutigen Erkenntnissen bei den Sumerern und im Alten Ägypten zuerst auf.
Der Ursprung der Schule
Ein genauer Moment, an dem die Schule erfunden wurde, lässt sich nicht identifizieren. Allerdings vermutet man bereits bei den Sumerern ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. frühe Varianten der Schule. Die mesopotamische Kultur, die im heutigen Irak ansiedelte, hinterließ der Archäologie Wortlisten und Niederschriften, die auf systematisches Lernen hinweisen. So gibt es klar identifizierbare Schultexte aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., in Tafelhäusern (so die Frühform der Schule) lernten die Kinder sumerische Keilschrift und Rechnen. Die damaligen Lehrer wurden „Vater des Tafelhauses“ genannt. Dabei sind auch lehrende Schriften wie die „Fabel vom klugen Wolf und den neun dummen Wölfen“ aus den historischen Keilschriften der Tafelhäuser überliefert.
Ähnlich entwickelte sich die Schule im Alten Ägypten. Denn auch in jener Epoche war es wichtig und notwendig, die Schrift an neue Generationen weiterzugeben. Die ägyptischen Hieroglyphen sollten demnach in einer Art Schule erlernt werden. Dabei wurden auf Tonscherben Schreibübungen vollzogen. Die altägyptische Schule war jedoch noch keiner breiten Schicht zugänglich: Sie diente vor allem den Kindern wohlhabender Ägypter. Wer schreiben konnte, konnte im Alten Ägypten – aber auch bei den Sumerern – einen gehobenen Beruf wie Arzt oder Schreiber erlernen.
Auf der Grundlage der sumerischen und ägyptischen Schulbildung konnte sich die Schule des antiken Griechenlands weiterentwickeln. Zwar gab es selbst hier noch kein allgemeines Schulsystem, was auch an den vielen verschiedenen Stadtstaaten lag, oder eine Schulpflicht – dennoch wurde systematisch unterrichtet. Es gab private Schulen, die speziell der männlichen Oberschicht zur Verfügung standen. Dies war vor allem im historischen Athen der Fall. In Sparta herrschte eine Sonderform der Bildung und Ausbildung – sie hatte einen militaristischen Fokus und setzte auf harte Erziehungsmethoden, die auf Entbehrungen fußten. Erst zur Zeit des Hellenismus im 3. Jahrhundert v. Chr. öffnete sich das Schulsystem nicht nur Schülern, sondern auch Schülerinnen verschiedenster Schichten. Dabei spielten das Allgemeinwissen wie auch das Lernen des Alphabets eine wichtige Rolle. Frühformen der systematischen Schulbildung also entstanden aus der Notwendigkeit, das jeweilige Alphabet zu Verbreiten.
Schulwesen: Entwicklungen nach der Antike
Einen weiteren Schritt zur Strukturierung des Lernens machte man im antiken Rom. Dabei wurde zu Beginn, ähnlich wie in Griechenland, auf private Lernformen gesetzt. Ein öffentliches Schulsystem gab es vorerst nicht. Stattdessen nahmen sich Eltern und Privatlehrer der Verbreitung des Wissens an. Dabei ließ sich das alte Rom ab 300 v. Chr. sehr von der griechischen Lehre beeinflussen. So wurden nicht selten griechische Sklaven zur Lehre eingesetzt: Es wurden die griechische Sprache, Literatur sowie mathemathische Inhalte gelehrt. In der Römischen Kaiserzeit schließlich entwickelte sich ein öffentliches Schulsystem, dessen Inhalte an öffentlichen Orten wie dem Forum weitergegeben wurden.
Als die Antike in das Mittelalter überging, etwa im 5. Jahrhundert n. Chr., entwickelten sich kirchlich getragene Klosterschulen, die dank ihrer Bibliotheken auf ein ausgeprägtes Wissen zurückgreifen konnten. Sie dienten der Ausbildung von Mönchen und Nonnen. Im 6. Jahrhundert verbreitete der Gelehrte Cassiodor einen ersten Lehrplan, der das Ziel hatte, die Lehre zu vereinheitlichen. Die Institutiones von Cassiodor gelten als Grundlage für ein vereinheitlichtes Studiensystem, auf der ein neues Schulsystem aufbauen konnte. Dabei baute die Lehre des Mittelalters noch deutlich auf den Erkenntnissen der Antike auf: Ob die Lehransätze eines Cicero oder die inhaltlichen Lehren eines Aristoteles.
Aus diesen einflussreichen Klosterschulen entwickelte sich mehr und mehr ein ganzes Bildungssystem, dessen Einflüsse bis heute zu spüren sind. So entstanden vom 12. bis zum 14. Jahrhundert die ersten einflussreichen Universitäten. Öffentlich zugänglich wurden die Schulen des Mittelalters ab dem 13. Jahrhundert. Als ein historischer Quantensprung galt die Einführung einer allgemeinen Schulpflicht, die zum ersten Mal im Jahr 1592 im calvinistischen Pfalz-Zweibrücken unter Johann I. etabliert wurde. Dabei galt diese Schulpflicht sowohl für Schüler als auch für Schülerinnen.
Das moderne Schulsystem
Im 19. Jahrhundert machte man sich innerhalb des deutschsprachigen Raums für eine umfassende Reformiergung des Bildungssystems stark. Einen riesigen Einfluss auf die deutschsprachige Schulbildung wirkte vor diesem Hintergrund der Gelehrte Wilhelm von Humboldt aus. Zwischen 1809 und 1810 machte er sich als umfassender Bildungsreformer einen Namen. Dabei haben seine Reformen bis heute großen Einfluss: das dreistufige Bildungssystem wurde etabliert. Die Elementarschule emanzipierte sich von dem Konzept, bloß für das einfache Volk zu sein. Stattdessen bildete sie das Fundament des neuen Schulsystems, das nun auch Mittelschulen und Gymnasien anbot.
Viele der Schulen wurden verstaatlicht, den Reformen ist außerdem die nun breitflächige allgemeine Schulpflicht zu verdanken. Dies sorgte dafür, dass vom Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Großteil der Kinder noch keine öffentliche Schule besuchte, bis Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 60 Prozent der Kinder am öffentlichen Schulsystem partizipierten. Die systematische Schulbildung wurde in der Gesellschaft nachhaltig verankert. Das humboldtsche Bildungsideal setzte dabei auf eine ganzheitliche Ausbildung – und eine gezielte Förderung des Allgemeinwissens. Noch heute sind die Grundpfeiler der humboldtschen Reformen im deutschen Schulsystem zu erkennen.
In Ergänzung zum neuen öffentlichen Bildungssystem entwickelten sich nach und nach auch Spezialformen der Schulbildung. Weiter wurden Privatschulen kultiviert, deren Wurzeln im Privatunterricht liegen, der sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Zu den Sonderformen der modernen Schule gehört außerdem die Waldorfschule, die im Stil der Waldorfpädagogik auf Rudolf Steiners antroposophischen Lehren basiert. Auch Montessori- und Pestalozzischule können eine eigene Form der Pädagogik vorweisen. Seit dem Altertum hat die Schule eine lange Entwicklung durchgemacht. Die Schule, die wir heute kennen, hat sich dabei schrittweise aus den antiken Frühformen bis über die mittelalterliche Bildung hin zu dem humboldtschen Bildungsideal entwickelt.
Zusammenfassung: Wer hat die Schule erfunden?
Der Ursprung der Schule wird im 4. Jahrtausend v. Chr. im altertümlichen Sumerien vermutet. Ein umfassendes öffentliches Schulsystem konnte sich allerdings erst in der Spätantike und im frühen Mittelalter entwickeln. Dabei waren die christlichen Klosterschulen ein wichtiger Grundstein. Die allgemeine Schulpflicht und die humboldtschen Reformen sorgten in Deutschland für ein systematisch aufgebautes Bildungssystem, das die Grundlage für die moderne Schule bildet.