White Privilege (zu Deutsch: Weißes Privileg) ist ein Begriff der Soziologie. Es beschreibt eine soziale Eigenschaft, die nur Personen mit weißer Hautfarbe besitzen können. Synonym zu White Privilege wird auch der Begriff White Skin Privilege (zu Deutsch: Weiße Haut Privileg) verwendet.
Was ist White Privilege? Bedeutung, Definition, Erklärung
Als gesellschaftliches Phänomen verweist es auf die systematischen und impliziten Privilegien von als weiß geltenden Menschen (in einer weißen Mehrheitsgesellschaft) im Vergleich zu Menschen, die als nicht weiß wahrgenommen werden. (Siehe: BiPoc) Vorrangig geht es um spezifische Vorteile, die weiße Menschen in einer Gesellschaft erfahren, darunter das Ausbleiben von negativen Reaktionen und das Fehlen von Vorurteilen.
Beispielsweise gelte bei Menschen mit weißer Hautfarbe üblicherweise die soziale Unschuldsvermutung. Dem gegenüber stehen Menschen mit farbiger Haut im informellen Generalverdacht. An einer Alltagssituation kann dies deutlich gemacht werden: Eine Person mit weißer Hautfarbe könnte im Gegensatz zu einer als farbig wahrgenommenen Person in einem Laden eher weniger dem Verdacht der Mitarbeiter unterliegen, etwas zu klauen.
In Diskussionen um verborgene und inoffizielle Vorteile von weißen Menschen deutet der Begriff auf die vorherrschenden rassistischen Tendenzen einer Gesellschaft hin, in der Weißheit als repräsentative Norm verstanden wird. Dementsprechend betont das Konzept des White Privilege nicht die Nachteile der Opfer von Rassismus, sondern die Vorteile der Weißen. Aus diesem Grund ergänzen Wissenschaftler das Konzept des White Privilege oftmals mit der Begrifflichkeit des „unsichtbaren Rucksacks“, den Menschen mit weißer Hautfarbe tragen. In den späten 1980ern führte die US-amerikanische Anti-Rasissmus-Aktivistin Peggy McIntosh diese Metapher ein, um auf das unbewusste „Tragen“ von Vorteilen hinzuweisen.
White Privilege: Hintergründe, Merkmale, Geschichte
In einigen, zumeist westlichen Gesellschaften profitieren weiße Menschen gegenüber nicht weißen Menschen durch bestimmte Privilegien, die nur durch ihre Hautfarbe begründet ist. Insbesondere ist dieses Phänomen dann zu erkennen, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben unter denselben wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Bedingungen leben oder sich diese Umstände stark ähneln. Der Ursprung des White Privilege findet sich im Zeitalter des Imperialismus, insbesondere im europäischen Kolonialismus sowie im atlantischen Sklavenhandel der USA. Sowohl eine breite Palette an Privilegien als auch besondere Rechte und andere Vorteile für Menschen mit weißer Hautfarbe konnten unter jenen Umständen durch Zwang und Gewalt entwickelt, festgesetzt und erhalten werden. Außerdem dominierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts in westlichen Kulturen eine Rassenlehre, die die weiße Rasse und bestimmte nationale Staatsbürgerschaften als überlegen definierten. Diese Ideologien konstituierten Vorrechte von Weißen, die heutzutage nicht mehr als Gesetze wirken. Laut Soziologen, die sich mit White Privilege befassen, hat diese Vergangenheit jedoch einen generationenübergreifenden Einfluss auf unbewusste und bewusste Denk- und Verhaltensweisen hinterlassen, die rassistisch motiviert sind.
Die USA leisteten bei den Untersuchungen von White Privilege und den sogenannten Weißheitsstudien Pionierarbeit. Unter Bezugnahme des Konzepts der kritischen Rassentheorie wurde in den USA erstmals aus akademischer Perspektive analysiert, welche Auswirkungen Rassismus auf das Leben weißhäutiger Personen hat. Hinsichtlich der daraus gewonnen Erkenntnisse über die Vorteile von Weißen in westlichen Gesellschaften konnte sich die metaphorische Sichtweise der Feministin Peggy McIntosh etablieren. Sie behauptete, dass weiße Menschen permanent ein „unsichtbares Paket unverdienter Vermögenswerte“ mit sich tragen. In der Regel werde dieser „Rucksack“ von ihren weißen Trägern nicht erkannt. Deshalb könne nicht von bewusster Voreingenommenheit oder offenen Vorurteilen gesprochen werden. Somit bezeichnet White Privilege sowohl bewusst erkannte als auch weniger offensichtliche Privilegien.
White Privilege wirkt sich auf die pädagogischen, beruflichen und persönlichen Realitäten aus. Es impliziert auch das Recht, sich als Weißer als normal und die eigenen Erfahrungen als universell wahrzunehmen, während man nicht weiße Personen als anders und andere Erfahrungen als außergewöhnlich wahrnimmt. Zu den kulturellen und sozialen Privilegien zählen die Bestätigung des eigenen Werts, ein höhergestellter Status und mehr Bewegungs-, Kauf-, Spiel-, Arbeits- und Meinungsfreiheit.