Stonewalling (in etwa: Mauern aufbauen, deutsches Synonym „mauern“) bedeutet die Weigerung, mit jemandem zu kommunizieren und damit auch jede Kooperation zu verweigern. Der Begriff wird für toxische Beziehungen und suboptimales Dating, aber auch für diplomatische und juristische Verhandlungen verwendet.
Stonewalling zeigt sich allein schon in der Körpersprache, die darauf abzielen kann, jede konstruktive Interaktion mit einem Gegenüber zu vermeiden. Auch bestimmte Gesprächstechniken gehören dazu: Die betreffenden Personen, die Stonewalling anwenden, lenken im Gespräch ab und versuchen es zu unterminieren und bedeutungslos zu machen. Sie geben vage und spärliche Antworten, verweigern Antworten auf berechtigte Fragen oder kontern diese mit eigenen Fragen. Stonewalling gehört eher zu den Hinhalte- als zu den Vermeidungstaktiken.
Stonewalling in der Politik, im Geschäft und durch Anwälte
Das Stonewalling in der Politik oder auch bei juristischen und geschäftlichen Verhandlungen soll hier nur kurz angerissen werden. Politiker mauern, indem sie bestimmte Fragen einfach umschiffen, was ein beliebtes Mittel unter anderem dann ist, wenn sie sich vor einem Untersuchungsausschuss verantworten müssen.
In der US-Politik wurde Stonewalling während des Watergate-Skandals ab 1972 sehr berüchtigt: Der damalige Präsident Richard Nixon weigerte sich strikt, Nachfragen und begründete Verdachtsmomente zu kommentieren. Es nutzte ihm nichts: Er musste im Zuge der Affäre zurücktreten. Auch Anwälte und Businesspartner mauern manchmal, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Sie halten Informationen für einen Vorteil so lange wie möglich zurück, so die Verhändler eines Geschäfts ihre Möglichkeit, im Preis noch weiter nachzugeben. Rechtsanwälte unterdrücken lange entscheidende Informationen, um sie vor Gericht im entscheidenden Moment aus dem Hut zu zaubern und damit etwa ein Geschworenengericht zum richtigen Zeitpunkt zu beeindrucken. Staatsanwälte durchbrechen solche Mauern aber oft, indem sie Straftäten Anreize wie Immunität bieten.
Stonewalling beim Dating bzw. in Beziehungen
Schon beim Dating kommt Stonewalling vor, auch in einer Beziehung kann es entstehen. Beim Dating könnte einer der beiden Partner, der keine ernsten Absichten hat oder noch anderweitig gebunden ist, dies aber nicht zugeben will, entsprechende Fragen permanent abblocken. In einer etablierten Beziehung kommt dies ebenfalls vor. Ein Partner, manchmal aber auch beide kommunizieren unzureichend und mit Vertuschungsabsichten, was fast immer zum Scheitern der Beziehung führt.
Der US-Therapeut John Gottman hat ein Kaskadenmodell mit verschiedenen Phasen entwickelt, welche die Auflösung einer Beziehung kennzeichnen. Phase 4 ist nach seiner Auffassung das ein- oder beiderseitige Stonewalling. Laut seinen Studien wenden überwiegend Männer diese Technik an, um sich gegen die Kritik ihrer Partnerinnen abzugrenzen, doch auch Frauen beherrschen Stonewalling vor allem dann, wenn sie schon nebenher eine Affäre unterhalten. Gottman konnte auch physiologische Folgen des Stonewallings belegen. Männer motiviert demnach ihr eigenes Stonewalling, sie werden aktiver und kommunizieren lebhafter, wenn sie sich in den Gefilden einer ausgedachten Geschichte bewegen.
Es gibt aber auch den Effekt, dass sie sich durch diese Kommunikationsveriante stark beruhigen. Frauen spüren das Stonewalling eines männlichen Partners, auch wenn sie es nicht komplett durchschauen können, und reagieren darauf mit erhöhter Herzfrequenz. Vorübergehend, so Gottman, kann Stonewalling eine Beziehung stabilisieren, weil es auch plausible Erklärungen für merkwürdiges Verhalten (zum Beispiel unerklärliches Fernbleiben oder Verspäten) liefert. Langfristig untergräbt es aber die Beziehung und ist nach Gottmans Auffassung einer der Hauptgründe für Ehescheidungen. Dies liegt daran, dass Stonewalling in Reinkultur eine herabgesetzte Kommunikation bedeutet: Die Partner können sich nicht mehr zuhören und dadurch auch nicht mehr verstehen. Sie tragen ihre Meinungsverschiedenheiten nicht mehr konstruktiv aus und nehmen die Argumente und Sorgen der Gegenseite nicht mehr wahr. Dies untergräbt ihre Fähigkeit, sich für die Beziehung zu engagieren. Der Partner, der Stonewalling betreibt, schadet sich damit auch selbst, weil er sich beispielsweise bei beruflichen Sorgen nicht mehr helfen lässt. Er negiert sie gegenüber der Partnerin durch die aufgebaute Mauer. Gottman postuliert auch, dass Stonewalling im menschlichen Verhalten zutiefst verwurzelt es. Es ist eine Facette unserer Kampf- oder Fluchtreaktionen, mit denen wir auf Stress und Bedrohung reagieren.
Symptome für Stonewalling
Stonewalling lässt sich durch aufgeklärte Partner, die auch geübte Beobachter sind, identifizieren. Je nach Art der Mauer, die schließlich auch die Mauer eines Lügengebäudes sein kann, ergeben sich folgende Reaktionen desjenigen Partners, der Stonewalling betreibt:
- häufiges, unerklärliches Schweigen
- monotones Murmeln des Partners (Selbstgespräche statt Partnerkommunikation)
- Verlassen des Raumes, wenn sich eine möglicherweise konfliktbeladene Situation andeutet
- langatmige, ausschweifende Erklärungen für unerklärliches Verhalten (Fernbleiben, Verspäten), die zu fantasiereichen Geschichten führen können
- Fragen mit Gegenfragen beantworten
- von einem wichtigen Thema geschickt und permanent ablenken
Es gibt noch mehr Techniken. Wer glaubt, dass der Partner Stonewalling betreibt, muss sich nur eines fragen: Werden die Fragen, die mir selbst auf der Seele brennen, eigentlich jemals geklärt?
Was lässt sich gegen Stonewalling unternehmen? Maßnahmen, Tipps
Stonewalling lässt sich durch beide Partner überwinden. Hierzu ist wichtig zu wissen, dass derjenige Partner (der Einfachheit halber hier als männlich gekennzeichnet), der häufiger auf dieses Mittel zurückgreift, dies oft aus Not macht, weil er nicht imstande ist, Konflikte kommunikativ zu lösen. Wenn er feststellt, dass er damit durchkommt, wendet er das Stonewalling immer häufiger an. Das bedeutet nicht, dass er nicht darunter leidet und es gern beenden würde, was seinen Einbezug in die Methoden der Überwindung plausibel macht. Davon zu unterscheiden ist das Stonewalling notorischer Lügner. Es gibt solche Menschen, die sich wirklich nur wohlfühlen, wenn sie sich Geschichten ausdenken und im Übrigen vieles verschweigen, was wiederum zum echten Stonewalling gehört. Sie fühlen sich dadurch überlegen. Solche Menschen lügen auch bei Nebensächlichkeiten, wobei diese Lügen ihnen eigentlich keinen Vorteil verschaffen. Auch verschweigen sie Dinge, die sie ruhig hätten aussprechen können. Wichtig für das Dating ist es, solche Personen rechtzeitig zu identifizieren und sich von ihnen fernzuhalten, denn ihr Stonewalling und ihr Lügen sind pathologische Reaktionen, die sie niemals ablegen werden. Ansonsten jedoch, wenn Stonewalling in einer schon etablierten Beziehung aus der Not geboren wird, lässt es sich von beiden Seiten so überwinden:
- Der Partner, der selbst relativ bewusst Stonewalling betreibt, sollte es lassen und stattdessen auf die Formel übergehen: „Ich bin momentan überfordert, gib mir eine Pause!“
- Die Partnerin, die das Stonewalling des Partners vermutet oder identifiziert (anhand der oben genannten Symptome), sollte offen kommunizieren: „Ich spüre, dass du mir nicht die ganze Wahrheit sagen kannst. Sage sie mir bitte, wenn du so weit bist.“
Beide Partner können diese Kommunikationsform verabreden. Das kann ihre Beziehung retten.