Was ist Geburtstourismus? Länder, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist Geburtstourismus, Länder, Bedeutung, Definition, Erklärung


Unter Geburtstourismus versteht man das gezielte Reisen einer schwangeren Person in ein anderes Land, um dort ihr Kind zu gebären, damit das Kind die Staatsbürgerschaft des entsprechenden Landes erhält. Geburtstourismus hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und wird vor allem von schwangeren Personen aus Ländern praktiziert, in denen sie beziehungsweise ihre Kinder schlechte Chancen auf Bildung, Gleichberechtigung und Wohlstand haben oder deren Pass es fast unmöglich macht, auszuwandern und in einem politisch stabileren Land ein besseres Leben zu führen. Die schwangere Person hofft, dass ihr Kind mit einer anderen Staatsbürgerschaft bessere Chancen auf Auswanderung und damit auf Bildung und Gleichberechtigung hat als in ihrem Ursprungsland.

Warum gibt es Geburtstourismus?

Die Gründe für Geburtstourismus sind naheliegend: Eltern beziehungsweise schwangere Personen wollen ihren Kindern die Chance auf eine bessere Zukunft und ein faireres Leben geben. Dies wollen sie ihrem Kind dadurch ermöglichen, dass es durch die Geburt in einem anderen Land die jeweilige Staatsbürgerschaft dieses Landes erhält und ihm so mehr Möglichkeiten eröffnen. In vielen Ländern, jedoch speziell bekannt aus den USA und Kanada, gibt es das Geburtsortprinzip – auch bekannt als Bodenrecht (nicht zu verwechseln mit dem Abstammungsrecht). Dieses Geburtsortprinzip besagt, dass Menschen, die auf dem Staatsgebiet der USA oder Kanadas geboren wurden, automatisch die jeweilige Staatsbürgerschaft erhalten.

Was sind Bodenrecht und Abstammungsrecht?

Das Bodenrecht bezeichnet eine Rechtsordnung, bei der das Recht an einem bestimmten Stück Grund oder Territorium an den Eigentümer oder die Eigentümerin des Bodens übertragen wird. So hat der Eigentümer oder die Eigentümerin des Bodens die Kontrolle über alles, was mit oder auf diesem Grundstück passiert und hat das Recht, all das auch zu regulieren.

In Bezug auf Geburtstourismus bedeutet das Bodenrecht, dass ein Kind, das auf dem Grund oder Territorium eines Landes geboren wurde, automatisch auch die Staatsbürgerschaft des Landes erhält, unabhängig davon, ob die Eltern des Kindes ebenfalls diese Staatsbürgerschaft haben oder nicht.

Das Abstammungsrecht hingegen beschreibt, welche Regeln bei der Feststellung der Elternschaft gelten und welche Rechte und Pflichten die Eltern gegenüber ihrem Kind haben. Für den Geburtstourismus ist das Abstammungsrecht insofern relevant, als es komplizierte Fragen zu Abstammung und Staatsbürgerschaft eröffnet – speziell dann, wenn die Eltern nicht verheiratet sind oder das Kind durch eine Samenspende, Leihmutterschaft oder eine gespendete Eizelle entstanden ist.

In vielen Fällen bestimmen die Gesetze des Landes, in dem das Kind geboren wird, wie Abstammung und Staatsbürgerschaft geregelt sind. Hier kann es zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Entscheidung über die Staatsbürgerschaft kommen.

Rechtliche und ethische Schwierigkeiten und Konsequenzen von Geburtstourismus

Geburtstourismus ist in vielen Fällen ein sowohl ethisch als auch rechtlich kontroverses Thema. Länder wie zum Beispiel Kanada versuchen, Geburtstourismus durch strengere Einreisebestimmungen speziell für schwangere Personen einzudämmen. In den USA gibt es hingegen keine speziellen Einreisebestimmungen für schwangere Personen. Es wurde jedoch bereits auf US-amerikanischem Boden geborenen Kindern von nicht-US-amerikanischen Eltern die Staatsbürgerschaft verwehrt, wenn die Gerichte betrügerische Absichten und gezielten Geburtstourismus bei den Eltern vermutet haben. In anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, ist es nicht möglich, die deutsche Staatsbürgerschaft nur durch eine Geburt auf deutschem Boden zu erwerben. Sie hängt stattdessen von den Staatsbürgerschaften der Eltern ab und wird an Neugeborene nur vergeben, wenn mindestens ein Elternteil selbst die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Dabei ist es egal, wo die Familie lebt und wo das Kind geboren wird.

Kritik an Geburtstourismus

Die Kritiker und Kritikerinnen von Geburtstourismus bemängeln, dass Menschen, die vom Bodenrecht bei der Geburt eines Kindes Gebrauch machen, damit das System ausnutzen und den eigentlichen Bürgerinnen und Bürgern des Landes und der Wirtschaft des Landes schaden. Denn sobald man die jeweilige Staatsbürgerschaft besitzt, kann man Sozialleistungen und andere Hilfsangebote vom Staat des jeweiligen Landes beziehen, auch wenn man gar nicht in dem Land lebt.

Argumente für Geburtstourismus

Auf der anderen Seite stehen Menschen, die den Geburtstourismus damit befürworten, dass so mehr Menschen eine Chance auf ein faires und gutes Leben gegeben wird. Sie sagen außerdem, dass das jeweilige Land sogar von mehr Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen profitieren kann, da das mehr Arbeitskräfte und damit eine stärkere Wirtschaft bedeuten kann.

Fazit

Letztlich ist und bleibt Geburtstourismus ein kontrovers diskutiertes Thema, bei dem es keine eindeutig richtige oder falsche Antwort gibt.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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