Was ist die „Dritte Haut“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist die, Dritte Haut, Bedeutung, Definition, Erklärung


Mit der „dritten Haut“ ist unsere Wohnung gemeint. Der Ausdruck soll auf den Architekten und Künstler Friedensreich Hundertwasser zurückgehen, der ihn wohl schon in den 1960er-Jahren prägte und damit eine Theorie von „drei Häuten“ schuf, die uns umgeben: unsere menschliche Haut, unsere Kleidung und unsere Wohnung.

Mit allen drei Häuten sollen wir demnach sehr achtsam umgehen. Ein im Juni 2021 ausgestrahlter „Tatort“ trug den Begriff im Titel und thematisierte damit die teilweise sehr komplizierte Wohnsitution in manchen Metropolen (in diesem Fall in Berlin), die im Krimi sogar zu einem Mord führt.

Was ist die „Dritte Haut“? Wohnung, Bedeutung, Definition, Erklärung

In unseren „Häuten“ wollen wir uns grundsätzlich wohlfühlen, was schließlich ein sprichwörtlicher Begriff ist. Daher sollen uns die zweite und dritte Haut genauso so natürlich umgeben wie unsere erste Haut. Es lässt sich darauf das Recht auf ein Wohnen ableiten, das vollkommen unserer Natur entspricht. Nicht umsonst kommt der Gedanke von einem Visionär wie Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000), dem es zeit seines Lebens darum ging, den Menschen in Einklang mit der ihn umgebenden Natur zu bringen. Er glaubte an eine höhere Ordnung und daran, dass wir deren Gesetzen folgen sollten.

Manchen Menschen scheint die Metapher der zweiten und dritten Haut für Kleidung und Wohnung etwas weit hergeholt, denn unsere natürliche Haut ist ein sehr komplexes System, mit dem Kleider und Räume eigentlich nicht mithalten können. Doch wenn wir uns deren Bedeutung für unser Wohlbefinden anschauen, ist an dem Vergleich schon etwas dran.

Psychologen bestätigen den enormen Einfluss unserer Wohnumgebung auf unser inneres Gleichgewicht. An sämtlichen Orten, an denen sich Menschen nicht wohlfühlen, empfinden sie alsbald innere Spannungen und schlechte Stimmung. Sollte so ein Ort unsere eigene Wohnung sein, stört dies dauerhaft unser Befinden. Das Zuhause ist dann kein Rückzugsort mehr, an dem wir Kraft tanken, sondern vielmehr ein Energieräuber.

Die Seele in der dritten Haut

Bekanntlich verrät unsere Einrichtung viel über uns, doch es gilt auch umgekehrt, dass sie unsere Psyche beeinflusst. Immerhin ist das eigene Heim der vertrauteste, gefühlt sicherste und auch einzige von uns vollständig selbst gestaltete Raum, über den wir verfügen. Hier dürfen wir uns völlig unserem eigenen Ich hingeben. Unsere Seele füllt diesen Raum mit Geschichte. Innenarchitekten behaupten, dass wir selbst die Wohnung sind. Achtsamkeit bei der Einrichtung ist daher oberstes Gebot. Manche Menschen kaufen sich sehr teure Möbel und fühlen sich dennoch extrem unwohl, ohne sich dies erklären zu können. Nicht jedermann spürt von vornherein, welcher Möbelstil wirklich zum eigenen Befinden passt. Andere Menschen verfügen über die nötige Intuition und folgen weder den Trends in Wohnkatalogen noch den Werbeversprechen für die Masse. Sie entscheiden sich für einen vollkommen eigenen Stil, der ihnen Geborgenheit verschafft und ihre Seele streichelt.

Optimales und suboptimales Wohnen

Wer sich ein offenes Haus am Meer, eine lichtdurchflutete Altbauwohnung mit Rückzugsnischen oder ein verwunschenes, romantisches Holzhaus mit wildem Garten leisten kann, hat sicherlich Glück mit seiner dritten Haut.

Doch den meisten von uns ist dieses Glück nicht beschieden. Wir müssen uns mit unserer Wohnsituation oft mühselig arrangieren, leben beengt, mit schlechten Lichtverhältnissen und lauten Nachbarn und müssen dementsprechend auf unsere Seele aufpassen. Enge etwa stresst sehr, weil sie unserem individuellen Bedürfnis nach Freiheit nicht gerecht wird. Es geht aber auch umgekehrt: Manche Menschen werden im neuen Architektenhaus regelrecht krank, weil dessen überdimensionierte Fenster ihr inneres Alarmsystem permanent in Bereitschaft versetzen. Inzwischen kennt die Wohnpsychologie solche Effekte. Sie sind nur leider manchmal nicht vorherzusehen. Vielleicht war das Architektenhaus ein lang gehegter Wunschtraum, bis sich einige Monate nach dem Einzug herausstellt, dass es sich als dritte Haut so gar nicht eignet. Es gibt dann die beiden Möglichkeiten, die Fenster mit Vorhängen und Jalousien abzudichten oder wieder auszuziehen.

Was sagt die eigene Gestaltung unserer Wohnumgebung über unser Befinden aus?

Wenn es nach den Psychologen geht: sehr viel. Wer etwa seine Innenräume rot gestaltet, kann dies als äußerst vitalisierend empfinden. Es gibt aber auch die Ansicht, dass diese Farbe ein Alarmzeichen für einen innerlich aufgewühlten Zustand ist. Daher ist die psychologische Ableitung des Gemütszustandes von der Einrichtung ein wenig umstritten. Einig sind sich die Experten nur darin, dass unsere Einrichtung durch einen gewissen seelischen Grundzustand determiniert wird.

Wir wechseln sie nicht allzu oft, sondern entscheiden uns meistens sehr lange oder sogar überhaupt für einen bestimmten Stil. Für manche Menschen schaffen Möbel aus Naturmaterialien die größte Gemütlichkeit, für andere sind es gelbe Wände, viele Einrichter wählen auch die weiße Wand als Basis, die sie dann beliebig gestalten können. Natürlich unterliegen solche Einrichtungsbasics auch Trends, denn bekanntlich würde wohl heute niemand mehr gemusterte Tapeten wie in den 1960er-Jahren wählen. Daher liefern die beste Auskunft über die Seele wohl die Farben und die generelle Helligkeit der Einrichtung, gefolgt von der Art des Materials. Wohnpsychologen sind sich darüber einig, dass wir mit unserer Einrichtung Seelenarbeit leisten und damit auch innere Klarheit schaffen.

Sie empfehlen unter anderem, kleine Wohnungen grundsätzlich hell zu gestalten. Sehr große und auch noch volle Zimmer wiederum gewinnen Ruhe und Raum, wenn sie den Blick beim Betreten auf eine beruhigende Situation lenken. Das könnten ein Lesesessel oder die Couch sein, aber nicht das Bücherregal. Eine Couch sollte nicht gegenüber der Schrankwand stehen, sondern zum Fenster ausgerichtet werden. Gemischte Farben verursachen Unruhe, weshalb stets Nuancen aus einer einzigen Farbfamilie zu empfehlen sind. Wenn einem Raum Tageslicht fehlt, schafft die indirekte Beleuchtung am ehesten eine schöne Stimmung. Mit der Gestaltung von Räumlichkeiten befasst sich unter anderem das Fēng Shuǐ (風水), dessen grundsätzliches Ziel darin besteht, den Menschen mit dem ihm umgebenden Raum zu harmonisieren.

Die „dritte Haut“ im Tatort vom 6. Juni 2021

In dieser Tatortfolge geht es darum, dass im Zuge einer Zwangsräumung zum Zwecke der Luxussanierung von Berliner Wohnungen ein Immobilienbesitzer ermordet wird, wobei der Verdacht auf ehemalige Mieter fällt. Während der Ermittlungen stellen die Kriminalbeamten fest, dass der Immobilienhai seine Position gegenüber Mietinteressentinnen gnadenlos ausgenutzt und diese unter anderem zum Sex genötigt hat, wenn sie einen (vormals noch preiswerteren) Mietvertrag bekommen wollten. Das wirft zwar ein schlechtes Licht auf den Makler, führt aber nicht zum Mörder. Dieser ist ein Busfahrer, der samt Familie aus seiner dritten Haut – der vormals preiswerten Wohnung – gedrängt wird. Dieser Tatort erhielt wegen seines Realismus teilweise sehr positive Kritiken.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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