Es wird allgemein nicht gerne gesehen, wenn Gäste einer Hochzeit ein rotes Kleid tragen. Das hat drei verschiedene Gründe: Einerseits wird die Farbe Rot in der Farbpsychologie mit Verruchtheit, Erotik, Aggression und Leidenschaft assoziiert.
Des Weiteren wird im Volksmund oft gesagt, dass eine Frau, die auf einer Hochzeit ein rotes Kleid trägt, damit zum Ausdruck bringen möchte, dass sie mit dem Bräutigam geschlafen hat.
Zuletzt ist Rot eine extrem auffällige Farbe, die die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht. Auch deshalb gilt es als unangemessen, als Gast auf einer Hochzeit ein rotes Kleid zu tragen, da man so die Aufmerksamkeit von der Braut weg und auf sich selbst lenkt. Dies wird als respektlos und zum Teil narzisstisch aufgefasst.
Farbpsychologie und die Verbindung zu Tradition
In der Farbpsychologie steht die Farbe Rot unter anderem für Selbstbewusstsein, Erotik, Leidenschaft und Anziehungskraft. Auf einer Hochzeit, bei der es um die Verbindung des Brautpaares geht, ist es daher eher unangemessen, sich selbst über provokante Themen wie die, die mit der Farbe Rot verbunden werden, hervorzuheben.
Des Weiteren geht es, gerade bei klassischen, christlichen Hochzeiten darum, einander ewige Liebe vor Gott zu schwören. Die christliche Tradition setzt dabei sogar voraus, dass das Brautpaar bis zur Eheschließung wartet, um miteinander zu schlafen. Aus diesem Grund trägt die Braut traditionellerweise auch ein weißes Kleid.
Die Farbe Weiß symbolisiert Reinheit, Unberührtheit, Vollkommenheit, Freude und Leben. Deswegen galt ein weißes Brautkleid lange als Zeichen der Unberührtheit und Jungfräulichkeit der Braut. Auch wenn bei den meisten Paaren die Tradition, vor der Ehe nicht miteinander zu schlafen, nicht mehr von Bedeutung ist, schwingt diese Symbolik bis heute bei vielen Hochzeiten mit.
Wenn sich nun ein Gast dazu entscheidet, ein rotes Kleid zu tragen, stört dies die „Reinheit“ der Hochzeit und bringt einen provokanten, sexuellen Aspekt ins Spiel. Nicht zuletzt auch deshalb, weil im Volksmund ein rotes Kleid bedeutet, dass die Trägerin bereits mit dem Bräutigam geschlafen hat. Auch wenn dies nicht immer stimmen mag, so können dennoch negative Gefühle wie Eifersucht, Unsicherheit oder Schuld bei Braut oder Bräutigam entstehen, und den festlichen Ehrentag des Paares stören.
Dresscode und Rücksichtnahme
Aus diesen Gründen gilt für die meisten Hochzeiten ein Dresscode, der darauf ausgerichtet ist, das Paar, aber vor allem die Braut, in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn es auf der Einladung nicht ausdrücklich anders gewünscht ist, sollten sich Hochzeitsgäste immer an diesem Dresscode orientieren und sich so kleiden, dass ihr Outfit im Vergleich zum Hochzeitskleid auf keinen Fall opulenter, auffälliger oder allgemein sexy, erotisch oder provokant ist, da dies die Aufmerksamkeit von der Braut weglenken würde. Dies gilt selbstverständlich auch für die Farbe Rot – vor allem knallige, kräftige Rottöne werden aufgrund ihrer Auffälligkeit und psychologischen Wirkung als unangemessen angesehen.
Aktuelle Modetrends
Trotz dieser größtenteils auf Tradition beruhenden Regeln bezüglich Farbwahl und Dresscode, gibt es in der heutigen Modebranche durchaus Trends, die farbenfrohe Kleider für Hochzeiten ermöglichen. Das liegt unter anderem daran, dass sich immer mehr Paare von veralteten Traditionen abwenden, und daran, dass viele Designerinnen und Designer rote Kleider in ihren Kollektionen aufnehmen und somit den ehemals verpönten Farbton immer mehr salonfähig machen. Gerade sanftere Rottöne werden dadurch stetig beliebter bei Hochzeitsgästen.
Alternative Farben und Styling-Tipps
Wer dennoch auf ein rotes Kleid auf einer Hochzeit verzichten möchte, hat eine sehr große Farbpalette zur Auswahl, um sich stilvoll und angemessen zu kleiden. Hierbei sind zum Beispiel schlichtere Farben wie Beige, Blau oder Grün ebenso gut geeignet wie zarte Rosétöne oder sogar sommerliches Koralle. Auch wenn man sich – idealerweise in Abstimmung mit dem Brautpaar – für ein rotes Kleid entscheidet, gilt genauso wie für alle anderen Kleiderfarben, dass das Kleid nicht zu kurz, sexy oder auffällig gestaltet sein sollte, um die Braut nicht zu überstrahlen. Es ist deshalb ratsam, sowohl bei der Farbwahl als auch beim Schnitt und beim Styling sorgfältig abzuwägen, gegebenenfalls auf weniger auffällige Farben oder Kombinationen zurückzugreifen und im Zweifelsfall die Braut oder das Paar zu fragen, wie sie zu der ausgewählten Kleiderwahl stehen – und die Antwort in jedem Fall zu respektieren.