Durch die perfekte Datenanalyse und das schnelle Abspielen von Videos hat TikTok einen hohen Suchtfaktor. Woran das genau liegt, wird im Folgenden erläutert.
Warum macht TikTok süchtig? Gründe, Erklärung, Psychologie
TikTok setzt verschiedene Methoden ein, um den Nutzer auf der Plattform zu halten.
Durch schnelle, kurze Videos, die automatische einsetzen, fesselt TikTok die Aufmerksamkeit des Nutzers. Da alles sehr schnell geht, bleibt nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, ob man den Inhalt wirklich sehen will, sondern die Aufmerksamkeit wird durch die Bewegung automatisch auf das Video gezogen.
Da die Videos sehr kurz sind, startet sehr schnell ein neues Video. Selbst wenn der Inhalt des ersten Videos mäßig interessant ist, ist man beim nächsten wieder gespannt, wie es weiter geht. Bis man das registriert hat und beurteilt hat, ob einem das Video gefällt und was man als Nächstes tun möchte, startet bereits das nächste. Hier aktiv auszusteigen und den Automatismus zu überwinden bedarf einiger Willenskraft.
Durch das selbständige Starten des Videos fällt es zudem schwerer abzuschalten. Für das Gehirn ist es einfacher eine einmal zum Laufen gebrachte Aktion fortzuführen. Der Abbruch einer Handlung, zumal diese hier passiv ist, erfordert einen aktiven Willensentschluss und zusätzliche Energie.
Wenn man die Entscheidung getroffen hat, dass man das aktuelle Video nicht sehen will, macht TikTok es einem sehr einfach mit einem kurzen Wisch das nächste Video abzuspielen. Diese Handlung ist einfacher gestaltet, als das Programm abzuschalten, sodass sie auch vom Gehirn, das immer energieeffizient arbeiten will, bevorzugt wird.
Die Algorithmen von TikTok sind zudem so gut, dass sie nach kurzer Zeit sehr verlässlich erkennen, welche Videos der Nutzer voraussichtlich sehen will. Im Gegensatz zu anderen Plattformen benötigt TikTok hierzu keine ausführlichen Beschreibungen den Videos, sondern analysiert diese selbständig Bild für Bild.
TikTok erfasst dabei alle Vorgänge des Nutzers und analysiert dabei genau, welche Videos ihm gefallen und welche er beiseite wischt. Es spielt daraufhin gezielt dem Nutzer nur solche Videos ein, die ihm voraussichtlich gefallen. Auch dadurch fällt das Aufhören schwerer, da man immer interessante Inhalte präsentiert bekommt. Dies führt auch zu einer sich selbst verstärkenden Spirale: je mehr Zeit man auf TikTok verbringt, umso spezifischer kann TikTok voraussagen, welche Inhalte interessant sind und den Nutzer voraussichtlich noch länger fesseln.
Dabei nutzt TikTok die Daten eines Nutzers nicht nur für diesen selbst, sondern bildet Profile von gleichartigen Nutzern, um aus den Erfahrungen anderer Nutzer zu lernen und diese zu übertragen. So wird auch ein neuer Nutzer durch wenige Daten bereits kategorisiert und es können ihm Videos eingespielt werden, die vermutlich seine Aufmerksamkeit fesseln.
Welche Auswirkungen haben diese Methoden auf das Gehirn?
Diese unterschiedlichen Reize, die durch TikTok bewusst hervorgerufen werden, können im Gehirn zu sogenannten Stimulierungen führen, die neurologische Reaktionen hervorrufen, welche wiederum in bestimmten Fällen tatsächlich zu einer Sucht führen können.
Die Inhalte sind für die Nutzer durch die Auswahl neu und aufregend. Dieser positive Reiz kann das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren. Es wird Dopamin, ein Glücksbotenstoff ausgeschüttet, der ebenfalls süchtig machen kann.
Wie unterscheidet sich TikTok von anderen Plattformen?
Von anderen Plattformen unterscheidet sich TikTok im Wesentlichen durch die Geschwindigkeit und die Algorithmen, die zuverlässig die Vorlieben der Nutzer erkennen. Andere Plattformen tun dies zwar auf ähnliche Weise, doch wirken sie im Vergleich zu TikTok dabei wesentlich behäbiger. Vor allem die Geschwindigkeit und die gute Nutzeranalyse führen dazu, dass TikTok Nutzer länger fesseln kann, als andere Plattformen.
Daneben geben andere Plattformen dem Nutzer zumindest das Gefühl der Kontrolle. Dort muss man in der Regel aktiv auswählen, welchen anderen Nutzern man folgen will, oder welche Inhalte angezeigt werden sollen. Der Feed von Instagram oder Facebook beispielsweise zeigen einem fast ausschließlich Inhalte von Seiten, denen man aktiv folgt. Um wahllos Inhalte zu sehen, muss man schon gezielt aktiv werden und danach suchen. TikTok hingegen spielt dem Nutzer scheinbar wahllos Inhalte vor, ohne dass man zuvor eine Auswahl aktiv treffen muss. Vielmehr entscheidet TikTok anhand der Algorithmen, was es für den Nutzer für interessant hält.
Macht TikTok süchtig? – Fazit
Suchtverhalten entsteht nicht nur durch ein Suchtmittel, sondern hat vielfältige Ursachen.
Durch das Fesseln der Aufmerksamkeit mit vielen verschiedenen Mitteln fördert TikTok, dass man länger als vielleicht geplant auf den Bildschirm schaut. Für Menschen mit Veranlagung zur Suchterkrankung und entsprechenden Umständen kann TikTok eine schnelle und einfache Realitätsflucht darstellen und tatsächlich süchtig machen. Daher sollte der Umgang mit TikTok stets hinterfragt werden und das eigene Verhalten auf die Suchtmerkmale hin überprüft werden.
Im umgangssprachlichen Gebrauch kann man TikTok durchaus als süchtig machend bezeichnen.
Was ist eine Sucht? Merkmale, Eigenschaften, Erklärung
Unter Sucht versteht man ein dringendes Verlangen zur Nutzung des Suchtobjektes, welches einen bestimmten Erlebniszustand herstellt. Die Nutzung ist nicht mehr vollständig durch den Verstand kontrollierbar. An diesen 6 Merkmalen kann man Sucht erkennen:
Starkes Verlangen: Der Süchtige hat das starke, immer präsente Bedürfnis, das Suchtmittel zu konsumieren. Bei Handlungen wie Onlineglücksspiel oder TikTok, entsteht das starke Verlangen, die Handlung, also spielen oder anschauen, immer wieder auszuführen.
Kontrollverlust: Das Verhalten kann nicht mehr bewusst kontrolliert werden. Der Drang wird stärker als der Verstand.
Abstinenzunfähigkeit: Der Süchtige kann nicht mehr ohne das Suchtmittel oder die entsprechende Handlung, auch wenn dafür negative Konsequenzen drohen, wie gesellschaftliche Nachteile oder Verlust von Beziehungen.
Toleranzbildung: Um den gleichen Effekt zu erleben, müssen Süchtige immer mehr konsumieren, beziehungsweise die entsprechenden Handlungen ausführen.
Entzugserscheinungen: wenn das Suchtmittel nicht konsumiert werden kann, zeigen sich negative Folgen. Bei Substanzen sind dies oft körperliche Symptome, bei Verhalten wie Glücksspiel oder TikTok oft Aggressivität oder Nervosität.
Rückzug aus dem Sozialleben: Die Sucht ist das Wichtigste im Leben. Alles andere, wie Hobbys, Freunde, Familie tritt in den Hintergrund.
Wichtig dabei zu wissen ist, dass Sucht oft mehrere Ursachen hat und nicht vom Suchtmittel allein abhängt. Die Neigung zu Sucht ist in Teilen vererbt. In anderen Teilen hängt sie von den Erfahrungen und Erlebnissen ab, die man macht sowie dem sozialen Umfeld.
Das Suchtmittel kann eine Sucht jedoch fördern.
Der Begriff Sucht wird jedoch auch umgangssprachlich genutzt. Hier beschreibt er ein Verhalten, das in den Augen des Beobachters krankhaft, übermäßig oder zwanghaft ist.