Neun der Länder innerhalb der Europäischen Union haben den Euro als gemeinschaftliche Währung noch nicht eingeführt. Eine der wichtigsten Volkswirtschaften, die sich bisher gegen die Gemeinschaftswährung entschieden hat, ist Polen. Zwar hat das Land bei seinem Beitritt zur EU im Jahr 2004 ebenfalls zugestimmt, den Euro einzuführen, ein genauer Zeitraum wurde dabei allerdings nicht definiert. Das gilt auch für verschiedene andere Länder, besonders in Osteuropa, die ebenfalls mit der Osterweiterung beigetreten sind und bisher den Euro noch nicht eingeführt haben. Die Gründe dafür beschränken sich allerdings nicht alleine auf die mangelnde Beliebtheit der Währung.
Vereinbarung zur Einführung des Euro in EU-Ländern
Wer heute der Europäischen Union beitreten möchte, muss eine Vielzahl von Vereinbarungen erfüllen und Standards erreichen, bevor die Mitgliedschaft von den anderen Ländern abgesegnet wird. Das gilt vor allem dem Schutz des gemeinsamen Wirtschaftsraums und der gemeinschaftlichen Werte, die sich die EU gegeben hat. Eine der wichtigsten Vereinbarungen für den Beitritt ist die Willenserklärung, dass der Gemeinschaftswährung Euro in einem überschaubaren Zeitraum beigetreten wird. Genau hier ist aber auch das Problem zu finden, das dazu geführt hat, dass bisher nur die wenigsten Länder, die der EU in den letzten Jahren beigetreten sind, auch den Euro eingeführt haben.
Zwar müssen die Staaten, die der EU beitreten, eine Absichtserklärung unterschreiben – diese legt aber keinen genauen Zeitrahmen fest. Letztlich ist es den Ländern selbst überlassen, an welchem Punkt sie das Beitrittsverfahren für den Euro starten. Dieses ist noch einmal mit gesonderten wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden und wird von manchen Staaten für die eigene Wirtschaft als ein Problem angesehen. Als eines der Länder, die nun kurz vor der Einführung stehen, gilt beispielsweise Kroatien, die diesen Prozess seit beinahe 10 Jahren begleiten. In Polen ist hingegen nicht damit zu rechnen, dass es bald zu einer Einführung kommt.
Die Gründe für die verschleppte Euro-Einführung in Polen
Unter den Polen gibt es eine geteilte Meinung darüber, ob ihr Land den Euro einführen sollte oder nicht. Während junge Menschen klar für eine Einführung sind und das vor allem mit der Stabilität des Euro im Vergleich mit dem Zloty und der Idee der europäischen Integration verbinden, sind viele Unternehmen gegen die Einführung. Auch die Regierung blockt bisher die Versuche, das Beitrittsverfahren abzuschließen. Das liegt mitunter daran, dass man bei einer Einführung einen nicht unerheblichen Teil der Kontrolle über die eigene Währung abgeben müsste. Bisher kann in Polen der Zloty abgewertet werden, um beispielsweise die Inflation abzufedern oder dafür zu sorgen, dass der Außenhandel für die Polen einfacher wird. Das wäre nach einem Beitritt in den Euro nicht mehr einfach so möglich, da solche Entscheidungen dann von allen Mitgliedsländern getroffen werden müssen, die mitunter andere Interessen als die polnische Wirtschaft haben.
Dazu kommt die Sorge vor einer Verteuerung der Produkte in Polen. Die Einführung des Euros war in vielen Ländern in der Tat mit einer kurzzeitig verstärkten Inflation verbunden und auch die allgemeinen Preise haben sich erhöht. Allerdings hat der polnische Zloty in den letzten Jahren selbst deutlich an Stabilität eingebüßt und schon bevor die Inflation in ganz Europa zugeschlagen hat, war diese in Polen mitunter bei bis zu 10 Prozent. Es ist also davon auszugehen, dass sich Polen in den nächsten Jahren wieder mit der Frage beschäftigen wird, ob die Sicherheit der europäischen Währung nicht auch im eigenen Interesse ist. Dazu kommt, dass es vor allem die Unternehmen und Einwohner in den Grenzgebieten sind, die sich einen Wechsel auf den Euro wünschen würden. Dieser Prozess wird aber in jedem Fall noch einige Jahre dauernd und es ist daher nicht damit zu rechnen, dass Polen den Euro vollständig in den nächsten zehn Jahren einführen könnte – selbst wenn man sich dazu entscheiden sollte.