Auf der Suche nach neuen, möglichst spektakulären Fotomotiven werden Influenzer:innen nicht nur erfinderischer, sondern auch rigoroser. Auf Instagram zeichnet sich ein neuer Trend ab: Selfies im blühenden Rapsfeld.
Die „Fotosucht im Blütenmeer“ beschränkt sich längst nicht nur auf Raps, sondern greift auch auf Tulpen-, Sonnenblumen-, Weizen- und Lavendelfelder über. In Österreich, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden sind derartige Aktivitäten vermehrt zu beobachten, aber auch in Deutschland beklagen sich Landwirte immer häufiger über zerstörte Agrarflächen.
Was / Wer sind Rapsstürmer? Bedeutung, Erklärung, Definition
Zweifellos ist die Blütenpracht eines Rapsfeldes ein Hingucker und verbreitet gute Laune. Doch sollten die sonnengelben Felder nur vom Rand aus betrachtet werden. Influenzer:innen auf der Suche nach geeigneten Fotomotiven haben jedoch keine Scheu, mitten ins Feld zu laufen und dabei zahlreiche Pflanzen zu zertreten.
In der Hoffnung, Konkurrenten und Konkurrentinnen mit dem Resultat zu übertrumpfen, gehen sie absolut rücksichtslos vor. Sie sind nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern führen reichlich Zubehör wie Fahrräder, Motorräder und sogar Pferde mit sich, um Aufsehen erregende Fotos zu produzieren. Darüber hinaus treten sie gerne in Gruppen auf, um das Resultat hinterher zu feiern. All das ist Landwirten aus gutem Grund ein Dorn im Auge.
Selfies in Agrarflächen mit beträchtlichen Folgen für die Umwelt
In Deutschland ist es nicht gestattet, mitten in einem Feld stehend Fotos von sich zu machen. Wer das tut, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Mit viel gutem Willen könnte man eventuell darüber hinwegsehen, doch wenn Hunderte das Gleiche tun, dann werden Lebensräume und Ernten in beträchtlichem Maße zerstört.
2022 kam es im niederländischen Noordwijkerhout zu chaotischen Zuständen, als 300 Personen zusammen in ein Tulpenfeld liefen und dabei nahezu alle Pflanzen zertrampelten. Der Schaden des Blumenzüchters belief sich auf 10.000 Euro. Auch Rapsfelder sind landwirtschaftliche Flächen und dienen der Lebensmittel- und Futterproduktion. Es geht nicht nur darum, Schaden von landwirtschaftlichen Kulturen fernzuhalten, sondern auch um den Schutz von Wildtieren.
Die zunehmende Zahl an Ausflügler:innen und Influenzer:innen stört zudem bei der landwirtschaftlichen Arbeit, denn es gilt die Vorschrift, dass der landwirtschaftliche Verkehr grundsätzlich Vorrang hat. Da Landwirte auf den meist schmalen Feldwegen sehr große Maschinen manövrieren müssen, werden sie von der Flut an Besucher:innen behindert.
Rapsstürmer: Rechtslage in Deutschland klar
Wer sich mitten im Rapsfeld fotografiert, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Zwar existiert bei uns ein allgemeines Betretungsrecht in der freien Natur, das gilt aber nicht für Naturschutzgebiete, landwirtschaftliche Flächen oder Weinberge. Werden Weiden, Wiesen und Felder landwirtschaftlich genutzt, dürfen sie zwischen Aussaat und Ernte nicht betreten werden. Das gilt sogar, wenn kein Zaun die Fläche eingrenzt. Hinweisschilder sind ebenfalls nicht notwendig.
Diese Strafen drohen: Wer die Hinterlassenschaft seines Hundes im Feld nicht entfernt, kann mit 50 Euro Bußgeld belangt werden. Noch teurer wird es für das Picknick im Feld oder für Selfie-Enthusiasten. Da es sich nicht um eine Ordnungswidrigkeit handelt, können Behörden für das Fehlverhalten bis zu 10.000 Euro verlangen. Wurden Teile der Ernte zerstört, erhöht sich der Betrag um mögliche Schadensersatzansprüche des Landwirts.
Fazit: Was sind Rapsstürmer? Erklärung
Rücksichtslose Ausflügler gibt es in allen Ländern und gab es auch schon früher. Doch der aktuelle Fototrend hat Ausmaße angenommen, der viele Landwirte auf die Barrikaden treibt. Da ihre Ernten durch Influenzer:innen auf Motivsuche häufig so zerstört werden, als hätte ein Orkan gewütet, fordern sie von den Behörden rechtliche Schritte. Denn Appelle, die Natur zu respektieren, brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Touristische Hochburgen in Italien (etwa das Küstenstädtchen Portofino) haben bereits Selfie-Verbote ausgesprochen. Möglich, dass auch deutsche Gemeinden entsprechende Schritte unternehmen.