Unter Pareidolie versteht man (im klinischen Kontext) kurz andauernde Wahrnehmungsstörungen, bei denen die Betroffenen in abstrakten Mustern und Strukturen Gesichter von vertrauten Personen, Tiere und Gegenstände erkennen. Diese Form der Sinnestäuschung ist weit verbreitet. Der Begriff stammt aus dem griechischen. „Para“ bedeutet neben und „Eidolon“ Form oder Bild. Bei Pareidolie wird ein vorhandenes Objekt durch ein weiteres, fantasiertes Bild ergänzt wird. Das Gehirn vervollständigt unzusammenhängende Fragmente zu vertrauten Formen und ergänzt ein vorhandenes Objekt um ein zusätzliches Bild.
In der Alltagssprache wird von Pareidolie gesprochen, wenn man in Gegenständen, Mustern, Formen und Figuren Gesichter erkennt.
Wie entsteht Pareidolie? Ursachen, Gründe, Psychologiue
Die Fehldeutungen sind Interpretationen des Unterbewusstseins. Das menschliche Gehirn ist stets versucht, scheinbar unzusammenhängende Bilder und Strukturen zu komplettieren, sie mit vertrauten Mustern zu vergleichen und sich diesen anzunähern. Die Erkennung von Gesichtern ist demnach eine Mischung aus optischer Täuschung, individueller Erwartungshaltung und bereits etablierten Denkkonzepten. Man sieht menschliche Gesichter, weil man sie aufgrund seiner Erfahrungen erwartet. Evolutionsforscher vermuten dahinter einen Mechanismus, der Menschen vor Gefahren schützen soll. Denn je besser man versteckte Gesichter innerhalb eines diffusen Umfeldes erkennen kann, desto schneller kann man potenzielle Feinde erkennen und gegebenenfalls die Flucht antreten. Auch für unsere sozialen Beziehungen ist die Gesichtserkennung unverzichtbar, denn nur auf ihrer Basis ist Interaktion möglich. Schon Säuglinge sind sehr früh in der Lage, Gesichter zu erkennen.
Bei welchen Personengruppen tritt das Phänomen gehäuft auf?
Zu solchen Fantasiegebilden des Geistes kommt es überwiegend bei völlig gesunden Menschen. Die sind sogar in der Lage, das Phänomen bewusst zu steuern. Neuere psychologische Studien legen jedoch nahe, dass Menschen, die in zufällig angeordneten Punkten Gesichter, Pflanzen und Tiere zu erkennen glauben, eine nervöse, eher ängstliche Persönlichkeitsstruktur haben. Personen mit diesen Eigenschaften vermuten hinter den erkannten Gesichtern etwas Unangenehmes, Bedrohliches. Auch bei Patienten mit Schizophrenie oder Psychosen wurden vermehrt Pareidolien festgestellt.
Studien ergaben außerdem, dass Pareidolien viel häufiger bei Frauen auftreten als bei Männern. Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen aufgrund ihrer vielfältigen sozialen Aufgaben und Verhaltensmuster leichter Gesichter bzw. die darin gezeigte Emotion wahrnehmen können und auch müssen. Pareidolie ist unter religiösen Menschen ebenfalls stärker ausgeprägt als unter Personen, die keinen Zugang zu spirituellen Welten haben.
Was sehen die Betroffenen vor allem?
Es kommt sehr häufig vor, dass Menschen in Wolkenformen Gesichter zu erkennen glauben. Aber auch in Pfützen und Spiegelungen an Glasscheiben werden Gesichter erkennt. Diese Art der Wahrnehmung zu vermeiden, ist gar nicht so einfach, denn das menschliche Gehirn ist darauf ausgerichtet, Muster zu erkennen. Evolutionsbedingt sind die Aktivierung-Komponenten für das Konzept Gesicht stark verbreitet. Für Kinder steckt die Welt noch voller Mystik und Wunder, deren Geheimnisse sie ergründen möchten. Deshalb sehen auch Kinder in Wolkengebilden häufig Fantasiewesen wie Drachen, Feen und Ähnliches
Pareidolie, optische Täuschung und Halluzination
Bei der optischen Täuschung gibt es ebenfalls eine Dysfunktion zwischen dem, was das Auge wahrnimmt, und dem, was das Gehirn daraus macht. Durch eine bestimmte Anzahl von Formen und Farben sehen wir plötzlich Bewegung, wo keine sein kann; oder wir glauben, eine Seite sei länger als die andere, obwohl beide Seiten gleich lang sind. Die optische Täuschung wird häufig von Künstlern initiiert. Sie ist eine angenehme Stimulierung der Sinne im Alltag, die Spaß macht und keinerlei schädliche Nebenwirkungen hat.
Pareidolien sind auch etwas anderes als Halluzinationen, denn sie werden nicht vom Affekt erzeugt. Es ist also möglich, dass mehrere Personen das gleiche Gesicht im Gegenstand oder in der Wolke erkennen. Dagegen ist die Halluzination eine pathologische Illusion. Der Halluzinierende kann die Unmöglichkeit seiner Wahrnehmung nicht erkennen. Er hält etwas Gegenständliches für etwas völlig anderes, verkennt also die Realität. Bei Einnahmen von psychoaktiven Substanzen, bei großer Müdigkeit oder bei Fieber können Halluzinationen auftreten. Diese verschwinden aber wieder, wenn das Fieber sinkt bzw. die volle Aufmerksamkeit zurückkehrt.