Was bedeutet #Klarnaschulden? Meme, Bedeutung, Definition, Erklärung

Was bedeutet Klarnaschulden, Meme, Bedeutung, Definition, Erklärung


#Klarnaschulden ist ein fast ausschließlich auf TikTok verwendeter Hashtag, mit dem Nutzer bekannt geben (und teils flexen), dass sie beim Finanzdienstleister Klarna Schulden haben. Es handelt sich vielfach um sehr junge Leute, die nicht wissen, wie gefährlich so eine Offenbarung in einem sozialen Netzwerk ist.

Da sich #Klarnaschulden seit 2021 zu einem Trend ausgewachsen hat, bekennen sich immer mehr Schuldner unter diesem Hashtag zu ihrem finanziellen Problem, worauf sie nun unter demselben Hashtag Angebote erhalten, die sie vermeintlich von ihren Schulden befreien sollen. Diese Angebote sind extrem unseriös bis kriminell und lösen in Wahrheit das Schuldenproblem nicht, sondern vergrößern es in fast jedem Fall.

Worum dreht es sich bei #Klarnaschulden in der Sache? Bedeutung, Erklärung

Klarna ist ein schwedischer Finanzdienstleister mit einer deutschen Niederlassung in München, über den Händler verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten abwickeln können. Das können Sofortüberweisungen, Lastschriften, Kreditkartenzahlungen und auch verzögerte Raten- bzw. Rechnungszahlungen sein. Letzteres ist gefährlich und führt zum Hashtag #Klarnaschulden: Die Kund*innen können sofort shoppen und zahlen später, was bei manchen Menschen sehr schnell zu finanziellen Problemen bis hin zur Überschuldung führt. Normalerweise sollte Letzteres durch die übliche Bonitätsüberprüfung nicht möglich sein. Wie jeder Zahlungsdienstleister checkt auch Klarna die Bonität der Kunden, und zwar gleich bei vier deutschen Auskunfteien:

  • SCHUFA
  • infoscore
  • Deutsche Post direkt
  • Creditreform

Eine positive Bonitätsauskunft bedeutet jedoch lediglich, dass der Kunde in diesem Moment noch keinen Negativeintrag hat. Wenn er nun schnell mehrere Ratenzahlungen vereinbart, bleibt sein Score so lange positiv, bis ihn ein Händler oder ein Zahlungsdienstleister wie Klarna (erfolglos) mahnt. Da bei Klarna die Rechnungen später gezahlt werden können, gibt es ein Zeitfenster, bis die Zahlungsunfähigkeit festgestellt wird und es bei einer Auskunftei wie der SCHUFA zu einem negativen Eintrag kommt. In diesem Zeitfenster können sich Kunden überschulden. Eigentlich verhindert das deutsche Bonitätsüberprüfungssystem unter anderem über die viel gescholtene SCHUFA so einen Vorgang, weil nämlich fast kein Händler verzögerte Ratenzahlungen anbietet bzw. die Kreditaufnahme des Kunden unmittelbar bei der SCHUFA meldet. Diese registriert nun die Verschuldung der betroffenen Person und setzt ab einem bestimmten Punkt einen Stopp mit einer Absenkung des Scores unter 90 %. In diesem Moment erhält der Kunde keinen Kredit mehr. Möglicherweise verzögert Klarna von sich aus diese Meldung, um die Kunden zum weiteren Shoppen zu bewegen. Die Ratenzahlungen lässt sich Klarna wiederum mit einem fürstlichen Zinssatz von knapp 15 % p. a. vergüten, was die Motivation für so ein Vorgehen erklärt.

Wie kommt es nun zum Hashtag #Klarnaschulden? Bedeutung, Definition, Erklärung

Der Hashtag #Klarnaschulden (meistens in der Schreibweise #klarnaschulden) ist in der Tat ein Phänomen, denn Schulden gab es schon immer – nur trug diese bislang niemand bewusst in die Öffentlichkeit. Man verschweigt sie als Privatperson in der Regel verschämt. Doch #klarnaschulden trendet, der Hashtag hatte bis zum Februar 2022 auf TikTok knapp drei Millionen Aufrufe. Offensichtlich fühlen sich die meist sehr jungen Schuldner erleichtert, dass sie ihr Leid mit anderen teilen können. Ein Trend ist ja zuallererst ein soziales Phänomen: Was viele machen, kann doch so falsch nicht sein. Das hatte schon Sigmund Freud 1921 in seiner Schrift „Massenpsychologie und Ich-Analyse“ festgestellt, die unter anderem die Begeisterung auf Demonstrationen und in Fußballstadien erklärt. Freud hatte sie unter dem Eindruck der Kriegsbegeisterung für den 1. Weltkrieg geschrieben. Es ist daher nachvollziehbar, dass einem Hashtag wie #klarnaschulden viele leidende Schuldner folgen. Sie entlasten sich damit. Klarna ist nämlich beim Eintreiben der Schulden nicht zimperlich: Wer seine Raten nicht pünktlich zahlt, wird böse gemahnt. Auch kommen Verzugszinsen und (teure) Inkassodrohungen hinzu.

Die Gefahr von #klarnaschulden

Bis hierhin wäre der Hashtag höchstens gut für etwas ungläubiges Erstaunen und Spott, aber es kommt noch ein bisschen schlimmer. So viel Unbedarftheit ruft nämlich unseriöse bis kriminelle Geschäftemacher auf den Plan, die unter demselben Hashtag den Opfern versprechen, dass sie ihre Schulden loswerden und künftig sogar 500 bis 1.000 Euro mehr im Monat haben. Hierzu sollen sie wahlweise ein fragwürdiges Beratungsprodukt kaufen oder gleich selbst diese Botschaft weiterverbreiten, hierfür aber eine „Lizenzgebühr“ entrichten, die sie ihrerseits von eigenen Followern verlangen dürfen, wenn sie nun selbst unter #klarnaschulden Betroffene anwerben, die wiederum an sie die nämliche Lizenzgebühr zahlen. Damit sollen sie selbst einen Nebenverdienst generieren, der sie nicht nur von ihren Klarnaschulden befreit, sondern sogar reich macht. Das ist ein klassisches (nach deutschem Recht verbotenes) Schneeballsystem, das unweigerlich irgendwann endet, wenn sich nicht mehr genug neue Follower finden, welche die Pyramide nach unten hin immer mehr verbreitern. Es kann rein mathematisch nicht klappen. Ohnehin schaffen es nur wenige Betroffene, mit wirklich geschickten eigenen TikTok-Videos Follower anzuziehen. Die meisten dieser Videos kommen von aufreizend gekleideten jungen Frauen.

Fazit: #Klarnaschulden

Der Hashtag #klarnaschulden ist mehr als ein fragwürdiger Trend: Er dient dem Aufbau eines illegalen Schneeballsystems, das die Not von Schuldnern ausnutzt und einige von ihnen zu Tätern macht, andere noch tiefer in finanzielle Engpässe treibt. Es ist also strikt davon abzuraten, sich an diesem Trend zu beteiligen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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