Quiet Dumping ist ein neuer Name für eine Art der Trennung, die es schon lange gibt. Die Beziehung wird nicht mehr so wichtig genommen, die Bemühungen werden eingestellt – meistens mit dem Ziel, dass der andere die Trennung ausspricht. Soll einfach auslaufen, ohne dass noch ein Trennungsgespräch geführt werden muss.
Was ist Quiet Dumping? Bedeutung, Definition, Erklärung
Mit dem Einzug des Online-Datings haben sich Formen der Kommunikation in der Liebe und Beziehungswelt eingeschlichen, die von Respekt und Wertschätzung sehr weit entfernt sind. Beim Ghosting beispielsweise wird sich einfach nicht mehr bei einer neuen Bekanntschaft gemeldet, bis diese von alleine merkt, dass der Kontakt nicht mehr gewünscht ist. Allerdings besteht beim Quiet Dumping bereits eine Liebesbeziehung, es handelt sich nicht mehr um Loswerden von neuen Bekanntschaften.
Der Begriff „Quiet Dumping“ leitet sich ab vom im Social Media populär gewordenen Quiet Quitting, welches sich auf den Beruf bezieht und bedeutet, dass nur noch Dienst nach Vorschrift geleistet wird und der Mitarbeiter innerlich schon gekündigt hat. Beim Quiet Dumping hat also einer der Partner für sich beschlossen, die Beziehung nicht mehr zu wollen. Anstatt sie nun aber konsequenterweise zu beenden, wird der andere Partner mit verändertem Verhalten dahingehend manipuliert, dass er diesen Schritt vollzieht.
Wie äußert sich Quiet Dumping?
Quiet Dumping beginnt mit einer Verhaltensänderung des Partners. Derjenige, die die Beziehung beenden möchte, schafft dadurch eine Situation für den anderen, in der er das Interesse an der Partnerschaft langfristig nur verlieren kann. Es handelt sich hierbei klar und Manipulation. Der andere soll damit zu einer Entscheidung gedrängt werden, die er ohne diese Manipulation nicht getroffen hätte. In Fachkreisen wird diese Manipulation auch als Gaslighting bezeichnet. Das leitet sich ab vom gleichnamigen Film, in welchem der Ehemann immer wieder die gasbetriebenen Lichter anschaltete und behauptete, sie seien aus gewesen, um seine Frau zu überzeugen, sie sei wahnsinnig geworden. Mit dieser Form der Manipulation wird dem Opfer die Sicherheit an der eigenen Wahrnehmung genommen, sodass es sich selbst hinterfragt und dem eigenen Urteil nicht mehr traut. Dadurch wird es anfällig für weitere Manipulation. Quiet Dumping kann folgende Verhaltensweisen des Partners mit sich bringen:
- Der Partner bringt keine Initiative, Vorschläge und Interesse mehr ein
- Beschwerden häufen sich, ohne dass der Partner aktiv etwas tut, um die Situation zu bereinigen
- Es werden keine Gespräche mehr über Gedanken, Lebensereignisse und Gefühle mehr geführt
- Respektlosigkeiten können sich häufen (z.B. kurzfristige Absagen, Zuspätkommen, …)
- der Partner wird mit allen Verantwortlichkeiten allein gelassen und bekommt keine Unterstützung mehr
- der Kontakt zueinander ist nur noch einseitig, es meldet sich nur noch einer
- das Sexleben wird viel weniger oder existiert gar nicht mehr
- es herrscht Unverständnis und mangelnde Empathie
Der Quiet Dumping-Kreislauf
Quiet Dumping setzt ein, wenn ein Partner einseitig beschließt, dass die Beziehung seine Bemühungen nicht mehr wert ist. Das kann eine bewusste Entscheidung sein, oft handelt es sich aber auch um eine unbewusste innere Kündigung an den Partner. Die Ursache können Streitigkeiten oder Probleme sein, die als unlösbar erscheinen. Haben bisherige Gespräche nicht zu einer Besserung geführt, kann es sein, dass ein Partner die Hoffnung verliert, dass sich die Situation noch ändert. Konsequent wäre, dies auch auszusprechen und sich entweder zu trennen oder über eine mögliche Lösung zu reden. Wenn das nicht passiert, stecken beide schon mitten im Quiet Dumping.
So manipulativ diese Entwicklung wirkt – an der Entstehung sind oft beide beteiligt. Ein Partner, mit dem sich schwer reden lässt, weil er beispielsweise sehr rechthaberisch ist oder es ihm an Empathie mangelt, kann einen anderen schnell in diese Spirale bringen. Gerät er an einen inkonsequenten Menschen, der sich seiner Gefühle nicht bewusst ist und dem Entscheidungen schwer fallen, ist es nicht weit bis zum Quiet Dumping. Je weniger Interesse er nun zeigt, desto stärker verschlimmern sich meist die Probleme in der Beziehung.
Ursachen für Quiet Dumping
Warum trennt man sich nicht einfach, wenn man das Gefühl bekommt, die Beziehung ist nicht mehr zu retten und macht nicht mehr glücklich? Häufig ist Quiet Dumping gar keine böse Absicht des Partners, sondern er ist selbst mit der Situation überfordert. Genauso gut kann es aber natürlich sein, dass hier ein waschechter Narzisst am Werk ist, der nie wirklich geliebt hat und jetzt in der Beziehungsphase ist, in der er fertig wird mit dem Partner und die Augen nach Neuem offen hält. Diese Ursachen können hinter Quiet Dumping stecken:
- Die Gefühle sind weg, die Situation ist aber zu bequem, um sie zu verlassen
- Das Leben des Partners ist auch in anderen Bereichen gerade fordernd und er hat keine Kraft, zusätzlich noch über die Beziehung nachzudenken
- Die Gefühle sind zwar noch da, bisherige Lösungsversuche haben aber keine Besserung ergeben und die Hoffnung darauf schwindet
- Toxische oder gar gefährliche Persönlichkeitstypen wie Narzissten nutzen Quiet Dumping teils sehr bewusst zur Manipulation
Wie kann man mit Quiet Dumping umgehen?
Quiet Dumping schmerzt und bedeutet auch Stillstand. Probleme werden damit nicht gelöst, sondern pausiert oder eher noch verschlimmert. Deswegen gibt es hier nur eine Lösung: ansprechen! Wichtig ist dabei, eine gewaltfreie Kommunikation ohne Vorwürfe zu wahren. Diese beiden Botschaften bedeuten dasselbe, der Ton macht aber die Musik:
- „Du bemühst dich gar nicht mehr um uns, bist ständig unterwegs und wenn ich mit dir reden will, hast du immer eine faule Ausrede parat, wieso das nun schon wieder nicht geht!“
- „Es macht mich sehr traurig, dass wir nicht miteinander reden. Ich wünsche mir, dass wir einen Weg finden, unsere Probleme zu lösen, und bitte dich, dir dafür Zeit zu nehmen und mit mir zu reden.“
Wichtig ist, das Schweigen aufzubrechen, wieder ins Gespräch zu kommen und auch eine Grenze zu ziehen. Es kann sein, dass es dem Partner gar nicht bewusst ist, dass er diese Situation durch seine passive Haltung auslöst – doch er muss akzeptieren, dass der andere das nicht mit sich machen lassen will. Der Ausgang einer Aussprache kann auch bedeuten, dass sich das Paar trennt und dies der letzte Anstoß war, die Trennung auszusprechen. Das ist aber immer noch besser, als in der Ungewissheit des Quiet Dumpings zu leben.