Was bedeutet „Russenpeitsche“? Bedeutung, Definition, Wortherkunft

Russenpeitsche Bedeutung Definition Wortherkunft


„Russenpeitsche“ ist ein meteorologischer Begriff. Er bedeutet, dass die Ursache für einen (plötzlichen) Kälteeinbruch, für sehr kaltes und schneereiches Wetter in Russland liegt. Genauer gesagt, ist damit gemeint, dass der Grund für das kalte Wetter in Deutschland, die sich nach Mitteleuropa schiebende arktische bzw. sibirische Kaltluft ist. Durch die Nordost-Strömung strömt im Winter die kalte Luft von Russland über das Festland nach Mitteleuropa.

Das Winterwetter in Mitteleuropa wird von einem Hoch in Nord- oder Osteuropa bestimmt. Südlich von diesem Hoch wird arktische Kaltluft über Osteuropa nach Deutschland geschoben, während in Südeuropa ein Tief ist. Westeuropa wird durch die Atlantikluft vom kalten Winterwetter verschont.

Meteorologisch wird die „Russenpeitsche“ auch „Späterwinter“ genannt.

Eine Russenpeitsche findet zwischen Januar und März statt.

Allgemeiner bedeutet „Russenpeitsche“, dass es schnell, unerwartet und plötzlich sehr kalt wird.

Was bedeutet Russenpeitsche? Bedeutung, Definition

Der Ausdruck „Peitsche“ steht als Analogie dafür, dass das kalte Wetter – wie ein Schlag ins Gesicht – plötzlich und überraschend kommt. Der eisige Wind, der ins Gesicht weht, wird als besonders unangenehm empfunden. Mit dem kalten Wetter wird viel unangenehmes verbunden, so unter anderem klirrende Kälte, kalte Finger, Glatteis, Rutschgefahr, Unfälle, gefrorene Straßen, Eisregen, kalte Autos, Dauerfrost, nächtliche Tiefsttemperaturen weit unter Null Grad Celsius, Probleme durch Schneefall, usw.

Niemand möchte Peitschenhiebe abbekommen. Mit einer Peitsche wurden früher Arbeiter, Sklaven und Tiere angetrieben oder bestraft. Peitschenhiebe sind sehr schmerzhaft.

Der Ausdruck Russenpeitsche hat (eigentlich) keinen politischen Hintergrund. Statt „Russenpeitsche“ wird auch „russische Kältepeitsche“ oder „sibirisches Kältemonster“ gesagt.

Kritik am Begriff Russenpeitsche

Der Begriff „Russenpeitsche“ wird kritisiert, da dadurch Stereotype und Ressentiments gegen Russland und Russen bedient und geschürt werden. Außerdem werden die negativen Folgen der kalten Luft und des plötzlichen Wintereinbruchs mit Russland assoziiert.

In Zeiten der Spannungen und angeschlagenen Beziehung mit Russland ist „Russenpeitsche“ ein Begriff, der nicht nur meterologisch interpretiert werden kann. Denn die Russland-Sanktionen, die NATO-Ostfront und auch die Krim-Krise sorgen für ein angespanntes und schlechtes Verhältnis zwischen Russland und der EU / Deutschland.

Teils wird der Ausdruck „Russenpeitsche“ wortwörtlich falsch verwendet. So wird unter anderem wird Kaltluft, die aus Finnland oder anderen skandinavischen Ländern kommt, als „Russenpeitsche“ bezeichnet. Damit wird „Russenpeitsche“ zu einer allgemeinen Bezeichnung für unangenehme Kälte und kaltes Winterwetter.

Weiterer Begriff für Russenpeitsche: Schwedenschelle (Schweden-Schelle)

Schwedenschelle ist ein weiterer Begriff für plötzliche kalte Luft und einen Wintereinbruch. Auch hier steht die Analogie wieder dafür, dass die kalte Luft wie ein Schlag ins Gesicht nach Deutschland kommt. Nur eben aus Schweden dieses mal.

Weitere Begriffe sind unter anderem: Winterpeitsche und Flockdown (in Anlehnung an die Pandemie)

Russenpeitsche: Verwendung in der deutschen Sprache

Der Deutsche Wetterdienst verwendete auch den Ausdruck „Russenpeitsche“. In Internetforen tauchte der Ausdruck erstmals Anfang der 2000er Jahre auf, genauer gesagt 2004.

Wer den Ausdruck „Russenpeitsche“ erfunden hat, ist unklar.

Laut Google Trends erhielt der Ausdruck „Russenpeitsche“ erstmalig im März 2011 signifikante Suchanfragen. Massive Suchanfragen nach „Russenpeitsche“ gingen im November 2012 und Februar + März 2018 bei Google Deutschland ein.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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