In vielen Branchen und auch im privaten Bereich spielt die Datenrettung eine wichtige Rolle. In einem Zeitalter, in dem immer mehr Prozesse digitalisiert sind, wächst sogleich die Ansammlung an wichtigen Daten. Müssen diese über die Datenrettung wieder gewonnen werden, fällt häufig der Begriff des Reinraums. Was genau sich dahinter verbirgt und wo die große Bedeutung für die Branche liegt, klärt dieser Artikel.
Was ist ein Reinraum? Erklärung
Was sich hinter dem Begriff verbirgt, lässt sich schon auf Basis seiner Komponenten sehr gut einschätzen. Das Wort „Reinraum“ bezeichnet einen Raum, in dem eine sehr geringe Konzentration an luftgetragenen Teilchen vorzufinden ist. Als luftgetragene Teilchen werden in dem Fall alle Stoffe und Partikel bezeichnet, die zwar nicht mit dem bloßen Auge sichtbar sind, aber in der Luft schweben.
Der klassische Reinraum hat durch diese besondere Eigenschaft eine große Bedeutung in verschiedenen Branchen. Dies gilt neben der Datenrettung zum Beispiel für den Bereich der Medizintechnik. Aber auch im Bereich der Lasertechnologie, der Luft- und Raumfahrt und bei der medizinischen Forschung sind Reinräume sehr gefragt.
Genauer wird zwischen unterschiedlichen Stufen der Reinheit unterschieden, die bei unterschiedlichen Arbeiten gefragt sind. Ein Reinraum der Klasse D zeichnet sich gemäß des GMP Leitfadens dadurch aus, dass darin im Ruhezustand 3.520.000 Partikel zu finden sind, die größer oder gleich 0,5 µm sind. Zusätzlich dürfen sich dort 29.000 Partikel größer oder gleich 5 µm befinden. Dass diese Grenzwerte noch deutlich strenger sein können, das zeigt der Blick auf die Klasse A. In einem solchen Reinraum, der besonders hohen Anforderungen gerecht werden soll, dürfen sich maximal 3.520 Partikel befinden, die größer oder gleich 0,5 µm sind. Zusätzlich sind maximal 20 Partikel größer oder gleich 5 µm zulässig.
Warum ist der Reinraum für die Datenrettung essentiell?
Ein temporärer Verlust von Daten kann bei der Wiederherstellung in einem Reinraum besonders effektiv behoben werden. Hierbei handelt es sich um Reinräume der gehobenen Kategorie, in denen höchstens 100 Partikel von einem Durchmesser kleiner als 0,5 µm pro Kubikmeter Luft vorhanden sein dürfen. Diese Umgebung ist bei den Arbeiten notwendig, um so weitere Verluste von Daten verhindern zu können. Wer selbst vom Problem des Datenverlusts betroffen ist, kann deshalb mit gutem Gewissen die Dienste von einem Datenrettungslabor in Anspruch nehmen.
Dies liegt daran, dass Datenverluste, die durch Schäden an der Hardware verursacht wurden, meist physikalische Gründe haben. Auf der sehr empfindlichen Magnetschicht des Datenträgers setzen sich winzige Staubpartikel ab. Bei der Rotation der Festplatte bahnen sie sich ihren Weg bis zum Lesekopf und können dort erhebliche Schäden nach sich ziehen. Ein Öffnen der Festplatte zur Reparatur und der Rettung der Daten ist deshalb nur möglich, wenn ein Schutz der Magnetplatte im Rahmen eines Reinraumes zu jeder Zeit gewährleistet werden kann. So stehen bei der Reparatur der Festplatten die gleichen geschützten Bedingungen zur Verfügung, wie sie auch bei der Herstellung notwendig sind.
Im Anschluss der Reparatur besteht die Möglichkeit, den Zustand der dort gespeicherten Dateien zu bewerten. Auf dieser Grundlage kann dann eine exakte Kopie der Rohdaten erstellt werden. Im nächsten Schritt werden nun die Daten aus dem Speichergerät extrahiert, damit sie wieder problemlos abgerufen werden können. Diese Dienste müssen nicht besonders teuer sein. Geht es beispielsweise um die Wiederherstellung von bereits gelöschten Daten, kann Datenrettung im Reinraumlabor bereits ab rund 100 Euro über die Bühne gehen. Da viele Privatpersonen und auch Firmen die Kosten jedoch deutlich höher einschätzen, unterbleibt der oftmals doch vielversprechende Versuch, noch einmal an die Daten zu kommen.
So funktioniert der Reinraum
Wie die Definition des Reinraums zeigt, müssen diese Räumlichkeiten besonders strengen Anforderungen gerecht werden. Deshalb sind die Räume so konstruiert, dass die Anzahl der luftgetragenen Teilchen so niedrig wie möglich ist. Auch Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Temperatur müssen stets konstant bleiben, um den Raum möglichst rein zu halten.
Ein besonderes Risiko für Verschmutzungen stellen natürlich Menschen dar, die in einem solchen Raum arbeiten. Deshalb müssen sie unter allen Umständen spezielle geeignete Arbeitskleidung tragen – die sogenannte Reinraumkleidung. Auch Kopfhauben und Überzieher für die Schuhe sind für die Arbeit in solchen Räumen zentral. Auch die Arbeitsmittel, die innerhalb des Raumes verwendet werden dürfen und sogar die Arbeitstechniken sind genau geregelt. In den besonders strengen Klassen kann der Zugang in den Raum nur über spezielle Schleusen erfolgen. In diesen Schleusen ist über Filter und starke Luftströme dafür gesorgt, dass möglichst viele Partikel erst aufgewirbelt und in einem zweiten Schritt abgesaugt werden. Erst unter diesen sehr strengen Voraussetzungen ist es möglich, die Anforderungen gemäß des GMP Leitfadens zu erfüllen.
Auch die Oberflächen, die sich im Reinraum befinden, müssen speziellen Anforderungen gerecht werden. Sie sind allesamt abriebfest, damit sich auch unter den Einwirkungen des Luftstroms dort keine weiteren Partikel lösen können. An diesen Punkten zeigt sich, dass das integrierte Luftsystem so etwas wie das Herzstück des Reinraums ist. Dieses muss dazu in der Lage sein, die Konzentration von Partikeln in der Luft derart stark zu reduzieren, dass die strengen Normen der unterschiedlichen Klassen erfüllt sind. Selbst das Verhalten der Menschen im Raum kann die Menge der Partikel stark beeinflussen. So sind zum Beispiel hektische Bewegungen unbedingt zu vermeiden, da durch sie deutlich mehr Partikel in die Luft abgegeben werden. Anders gestaltet sich die Situation bei sehr gleichmäßigen Bewegungen, die für eine deutlich geringere Belastung verantwortlich sind. Auch die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Reinraum ist so niedrig wie möglich zu halten. Je weniger Menschen neue Partikel in die Luft schleudern, desto geringer ist folglich die Belastung.
Ein einfaches Beispiel der Datenrettung zeigt, weshalb diese Arbeit nur in solchen speziellen Räumlichkeiten über die Bühne gehen kann. Soll beispielsweise eine Festplatte geöffnet und repariert werden, wird bei diesem Arbeitsschritt notwendigerweise das sensible Innere der Festplatte der Raumluft preisgegeben. In normalen Räumlichkeiten hätten die Ingenieure zwar ebenfalls die Möglichkeit, Hand an der Festplatte anzulegen und das vorliegende Problem zu reparieren. Der wesentliche Unterschied bestünde jedoch darin, dass sich in diesem Arbeitsschritt unmittelbar viele neue Partikel auf der Magnetscheibe der Festplatte absetzen würden. Trotz aller Anstrengungen würde der Schaden am Speichermedium deshalb noch größer werden und die verloren gegangenen Daten wären nicht mehr zu retten.