Warum ist der Tiger in Indien heilig? Erklärung

Warum ist der Tiger in Indien heilig, Erklärung


Zu einigen Tieren haben die Menschen in Indien ein besonders inniges Verhältnis und erheben sie sogar in den Rang von Heiligen. Zu ihnen zählt der Königstiger, der in der hinduistischen Glaubenswelt das Reittier der Göttin Durga war. Sie wird im Land als Göttin der Vollkommenheit verehrt und präsentiert sich auf unzähligen Bildnissen als stolze Reiterin auf dem Rücken eines mächtigen Tigers.

Warum ist der Tiger in Indien heilig? Erklärung

Für die gläubigen Menschen in Indien verbindet sich mit der Göttin Durga der Inbegriff von Schönheit, Anmut und Kraft. Gemeinsam mit dem Tiger wird sie seit jeher mit sechs, acht oder auch zehn Armen dargestellt, und der Mythos der von den Göttern geschaffenen Frau reicht zurück bis ins 5. Jahrhundert nach Christi Geburt. Erstmals wurde ihre Existenz in der sogenannten Devi Mahatmya-Schrift ausführlich beschrieben. Häufig zeigt sich Durga mit dem Waffen-Arsenal des Shiva – also mit Dreizack, Schwert und Bogen. In der Darstellung als Schwester des Vishnu trägt die Durga aber auch Diskus, Keule und Muschelhorn. Der Tiger ist nach der Überzeugung zahlloser Inder vor allem deshalb heilig, weil ihm die Ehre zuteilwurde, einer Göttlichkeit zu dienen, die sich den Kampf gegen die Dämonen der Welt zur Aufgabe machte. Außerdem ist diese Raubkatze in Indien das Symbol für Fruchtbarkeit und Macht.

Indien und der Tiger: Ein heiliges Tier und eine bedrohte Existenz

In einigen historischen Darstellungen ist aber nicht der Tiger das Reittier der Göttin Durga, sondern ein Löwe. Auf anderen Bildern sitzt sie auch einem Thron aus Lotos. Doch immer verbinden die gläubigen Hindus mit der Durga die göttliche Mutter, die stets bereit ist, zu helfen, wenn die Menschen in ihrem sehr oft schwierigen Alltag um Trost bitten. Bei einem Fest über neun Tage und neun Nächte im September oder Oktober steht die Durga mit dem Tiger im Mittelpunkt eines Festes. Trotz seines heiligen Status wurde der Königstiger auf dem indischen Subkontinent intensiv bejagt und befindet sich heute auf der Liste der bedrohten Kreaturen. Mittlerweile sind in Indien Programme gestartet worden, die den Tiger vor dem drohenden Aussterben retten sollen. Vor hundert Jahren durchstreiften noch rund 40.000 Königstiger die Dschungel in Asien. Heute schätzen Experten den Bestand nur noch auf rund dreitausend.

Tiger: Unbezwingbar und die Verkörperung von Kraft

In den meisten Darstellungen sind die Göttin Durga und ihr Reittier, der Tiger, mit Unmengen von Blattgold umgeben. Die Reiterin trägt dabei fast immer einen leuchtenden Sari aus Seide. Die Muttergöttin steht in der hinduistischen Mythologie für die Überwindung von Hindernissen und für spirituelle Entwicklungen. In ihr sehen die meisten Inder eine kriegerische Göttin, die sich in ihrem Alltag von einem Königstiger bewachen lässt. Über einen langen Zeitraum der Geschichte wurde Durga als Verkörperung der Urkraft verehrt und als eine Gottheit, die nicht nur das Leben schenkt, sondern die auch das Leben nimmt. In der altindischen Fassung der Sprache des Sanskrit wird „Durga“ mit „unbezwingbar“ übersetzt. Ihre Unantastbarkeit leitet sich unter anderem von der Anwesenheit ihres Begleiters, des Tigers, ab. Sie wurde über Jahrhunderte in diversen und unterschiedlichen Schriften der indischen Literatur gewürdigt und beschrieben. Dank der Göttin Durga wurde der Königstiger zum Nationaltier des großen Landes. In seiner angestammten Heimat ist die Raubkatze allerdings nur noch in den Nationalparks anzutreffen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

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